JahresrückblickChristliches Zeitgeschehen 2018

Januar

Berlin first: Mit fortschreitender Entchristlichung wird in der Hauptstadt erstmals ein Freidenkerverband als Körperschaft des öffentlichen Rechts den Kirchen gleichgestellt. – Während andere religiöse Zeichen aus der Öffentlichkeit verschwinden, ist der Segensschriftzug der Sternsinger an den Türen bei vielen Menschen beliebt. – Start der im Lauf des Jahres sich immer heftiger ausbreitenden Debatte über Kindesmissbrauch durch Seelsorger und Vertuschung durch Bischöfe in Südamerika, Nordamerika, Europa und anderswo. – Der muslimische Präsident Ägyptens, Abd al-Fattah as-Sisi, feiert mit Kopten die Christmette im Rohbau der Kathedrale von Neu-Kairo. – Große Ausstellung über orientalisches Christentum in Paris. – Britisches Parlament entscheidet: Raus aus der EU. – Kühler Empfang von Papst Franziskus in Chile, Begeisterung in Peru.

Februar

Neue Volkskrankheit: innere Leere. – Klosterboom am Nil. – Internationale Arbeitsorganisation meldet: Vierzig Millionen Menschen sind „moderne“ Sklaven. – Stiftungsprofessur für Religionskritik an der Universität Leipzig eingerichtet. – Neue Volkskrankheit II: Einsamkeit. London gründet dazu ein Ministerium. – Staatliche Anerkennung akademischer (orthodoxer) Theologie an Universitäten in Moskau. – Ein Drogenabhängiger wird Priester: Auszeichnung für den Film „La prière“ auf der „Berlinale“. „Maria Magdalena“ kommt ins Kino.

März

Die zu einem Friedensschluss gedrängten kolumbianischen Guerilleros der FARC fallen mit ihren Kandidaten bei den Kongresswahlen beim Volk durch. – Die österliche Kernbotschaft Auferstehung spielt im Alltag kaum noch eine Rolle, beobachtet der Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder. – Die syrischen Christen halten eher zu Assad als zu den dschihadistischen Rebellen. – Er gab sein Leben hin im Austausch für die Geisel eines Dschihadisten: der französische Polizist und Katholik Arnaud Beltrame.

April

Kommunionstreit zwischen deutscher Bischofskonferenz und Vatikan: Dürfen evangelische Ehepartner zum Tisch des Herrn gehen? – Europäisches Gerichtsurteil: Die Kirche als Unternehmer muss auch Atheisten anstellen. – Nationalistische Hindugeistliche werden in Indien Staatsminister. – Präsident Emmanuel Macron lobt den Beitrag der Katholiken für einen starken Staat. – Bei der Entwicklungshilfe setzt die Politik verstärkt auf Zusammenarbeit mit religiösen Partnern. – Meinungsstreit über öffentliches Kreuz in bayerischen Amtsstuben.

Mai

Der „Messias der Arbeiter“: 200 Jahre Karl Marx. – Der Gebetsruf soll schöner werden: Musikerziehung für Tunesiens Muezzins. – Berichte über zunehmende Gewalt gegen Lehrer, Feuerwehrleute, Ärzte, Polizisten, Rettungssanitäter – Das afrikanische Gen: Besondere Krankheiten der Bevölkerung des Kontinents soll ein neues Kapstädter Genforschungszentrum im Erbcode entschlüsseln. – Das Ereignis des Münsteraner Katholikentags: Uraufführung des Oratoriums „Pax“ von Roland Kunz. – „Ein Mann seines Wortes“: Papst Franziskus in einem Wim-Wenders-Film.

Juni

Keine Zeit fürs Buch: weniger Leser, aber mehr Käufe. – Fußballdesaster: Deutschland scheidet als Gruppenletzter der WM-Vorrunde aus. – Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, beklagt: Durch das Internet ist die sexuelle Gewalt an Kindern „in ganz neue Dimensionen vorgedrungen“. – Vatikan bekräftigt das bekannte Nein zur Priesterweihe von Frauen.

Juli

Die Schlägertrupps des Daniel Ortega: Ein sandinistischer Revolutionär ist zum Autokraten geworden, der Nicaraguas Opposition drangsaliert. – Hamburger streiten über geplante Schließung katholischer Schulen. – Während die katholische Kirche Brasiliens an gesellschaftlicher Bedeutung verliert, erhalten pfingstlerische und evangelikale Gemeinschaften „Privilegien“. – Blühende Felder statt Mais: Ein Biosphären-Projekt auf der Schwäbischen Alb fördert den Anbau von Energiepflanzen für Biogas und Ökostrom und gibt Insekten Nahrung. – Hat die christliche Offenbarung im Messias Jesus die vorherige Offenbarung an das jüdische Gottesvolk ersetzt? Hat die Kirche Israel abgelöst? Ein Aufsatz von Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. über die Theologie der Beziehung zwischen Altem Bund und Neuem Bund entfacht einen heftigen theologischen Streit.

August

Ein Schiff für Glauben und Medizin: Russlands orthodoxe Kirche kümmert sich mit Ärzten und Priestern in entlegenen Gebieten Sibiriens um die Menschen. – Dürresommer in Deutschland: Trockenheit bis weit in den November hinein. – Die vielen Venezolaner, die vor dem autokratischen Regime und der wirtschaftlichen Misere ihres Landes fliehen, überfordern Siedlungen und Städte in den Grenzregionen von Kolumbien und Brasilien. – Peking bleibt hart: Wegen ihrer separatistischen Neigungen dürfen muslimische Uiguren nur in geringer Zahl nach Mekka pilgern. – Papst verändert die Soziallehre und korrigiert den Katechismus: Todesstrafe ist unter allen Umständen zu ächten.

September

Siebzig Jahre CIG mit Leser-Kongress in Dresden: „Gott? – Mut zur Religion in der modernen Gesellschaft“. – Jüdische Identität ohne jüdischen Gottesglauben: Das Pew-Research-Center belegt massive religiöse Abbrüche unter amerikanischen Juden. – Deutschland ist geschockt: Veröffentlichung der kirchlichen Missbrauchsstudie. – Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen buddhistische Mönche in Myanmar. – Das Patriarchat von Konstantinopel erlaubt orthodoxen Priestern, deren Ehefrau gestorben ist, eine weitere Heirat. – Ein Taizé-Jugendtreffen erstmals in China, in Hongkong. – Wurde der Vatikan von Peking über den Tisch gezogen? Meinungsstreit über ein (noch geheimes) Abkommen über die Ernennung von Bischöfen. – Versöhnung ist möglich: 25 Jahre Osteuropa-Hilfswerk „Renovabis“.

Oktober

Wann endlich tut sich was? Der Theologe und Religionswissenschaftler Hans Waldenfels erwartet von der Kirchenleitung endlich die seit langem diskutierten Reformen: Zu vieles erinnere an das Volk im Markusevangelium (6,34): „Sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.“ – Aufregung über eine Aussage von Papst Franziskus: Abtreibung sei wie ein Auftragsmord. – Sachertorte für Bogotá: Ein Wiener Bäckermeister lehrt kolumbianische Jugendliche aus armen Milieus, Mehlspeisen herzustellen. Diese werden auf der Straße verkauft. – Junge Kirche? Müde Bischofssynode in Rom über Jugend.

November

Das brasilianische Volk wählt einen Freund früherer Militärdiktaturen zum Präsidenten: Jair Bolsonaro will mit harter Hand Drogenkriminalität und Korruption bekämpfen. Die Bischöfe gratulieren schmallippig und verlegen. – Freigesprochen und doch nicht frei: die pakistanische Katholikin Asia Bibi. Sie war wegen „Beleidigung“ des Islam zum Tode verurteilt worden und ist erst jetzt nach acht Jahren freigesprochen, aber immer noch von einem aufgehetzten Mob bedroht und noch nicht in echter Freiheit. – Erneut Ermordung ägyptischer Christen durch muslimische Radikale: Junge Kopten wollen nicht länger Beschwichtigung, sondern nun Rache. – Deutsch-französische Erinnerung und Versöhnung: Lehren aus der Geschichte hundert Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs. – Zu viel Priesterabfluss von Afrika nach Europa: Der Missionar Donald Zagore beklagt den Wunsch des Klerus „nach Wohlstand und Prestige“. – Der mexikanische Priester und Flüchtlingsseelsorger Alejandro Solalinde kritisiert scharf die Organisatoren des Migrantentrecks Richtung USA wegen ihrer unverantwortlichen Manipulation der armen Betroffenen. – Rumänien hat eine Nationalkathedrale: Noch nicht ganz fertig, aber in Bukarest festlich geweiht.

Dezember

Bedrängte Christen in der DDR: In Erfurt beginnt ein Projekt zur Aufarbeitung der Unrechtsgeschichte. – Höchste Kirchensteuereinnahmen bei gleichzeitig extrem hohen Mitgliederverlusten. – Orthodoxes Trauerspiel: Mit Zustimmung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. von Konstantinopel konstituiert sich in Kiew eine unabhängige ukrainische Nationalkirche. Das dafür inszenierte „Vereinigungskonzil“ beschließt faktisch nichts anderes als die Abspaltung von Moskau.

Es starben

Joachim Gnilka (18.1.; Neutestamentler); Maria Schwarz (15.2.; Architektin); Stephen Hawking (14.3.; britischer Physiker); Karl Lehmann (18.3.; Mainzer Kardinal); Corona Bamberg (3.5.; Benediktinerin); Wilhelm Schätzler (9.7.; Sekretär der Bischofskonferenz); Thomas Keating (25.10.; Kontemplationslehrer); Leo Schwarz (26.11.; Weihbischof); Harding Meyer (1.12.; Ökumeniker); Emmanuel Jungclaussen (8.12.; Benediktiner); Robert Spaemann (10.12.; Philosoph).

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