KircheScham über Ergebnisse der Studie zu sexueller Gewalt

Mit der Bitte um Entschuldigung und deutlicher Selbstkritik hat der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, der Münchener Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx, auf die Studie über sexuelle Gewalt durch Geistliche reagiert. „Allzu lange ist in der Kirche Missbrauch geleugnet … worden“, es sei „weggeschaut und vertuscht worden“, sagte er in Fulda. Zu lange habe man sich vor allem um das Ansehen der Institution und der Täter gekümmert. Wörtlich sagte Marx weiter: „Ich empfinde Scham für das Wegschauen von vielen, die nicht wahrhaben wollten, was geschehen ist, und die sich nicht um die Opfer gesorgt haben. Das gilt auch für mich. Wir haben den Opfern nicht zugehört.“

Nachdem mehrere Medien bereits über Teile der Studie berichtet hatten, hat die Bischofskonferenz sie nun auch offiziell vorgestellt. In den 38156 ausgewerteten Personalakten der 27 deutschen Bistümer gab es dabei bei 1670 Klerikern (4,4 Prozent) Hinweise auf Beschuldigungen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. 3677 Kinder und Jugendliche sind als Opfer der Taten dokumentiert.

Der Koordinator der Studie, Harald Dreßing, zeigte sich erschüttert über das Ausmaß der Vorfälle. Die Ergebnisse legten nahe, dass es in der Kirche Strukturen gegeben habe und gebe, die Missbrauch begünstigen könnten, sagte der Mannheimer Psychiater. „Dazu gehören der Missbrauch klerikaler Macht, aber auch der Zölibat und der Umgang mit Sexualität, insbesondere mit Homosexualität.“ Auch die Rolle der Beichte müsse überdacht werden, weil Täter sie zum Teil zur Tatanbahnung, aber auch zur Verschleierung und zur eigenen Entlastung missbraucht hätten. Eine nähere Beschäftigung mit diesen Themen und Strukturen sei aus seiner Sicht wichtiger als die Diskussion über einzelne Zahlen, die ohnehin nur „die Spitze eines Eisbergs“ zeigen könnten.

CHRIST IN DER GEGENWART wird eine ausführliche Analyse der Studie in einer der nächsten Ausgaben vornehmen.

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