Neues Frühstückskonzept für die KrippeMut zur Veränderung

Bäckertüten voll ungesundem Inhalt und angespannte Atmosphäre am Tisch: Das Frühstück in einer Mannheimer Krippe hat früher weder Fachkräften noch Kindern gutgetan. Das Team beschloss, Handlungsabläufe und Lebensmittelangebote radikal zu erneuern – der Erfolg gibt ihnen recht!

Mut zur Veränderung
© Harald Neumann

Es ist neun Uhr morgens und wie immer um diese Zeit versammeln sich die Mädchen und Jungen der Bärengruppe am Tisch – das zweite Frühstück steht an. Die zehn Kinder zwischen anderthalb und fast drei Jahren genießen diesen gemeinsamen Start in den Tag und essen meist mit viel Appetit. Heute gibt es Dinkelbrot mit Avocadoaufstrich. Noch vor einem Jahr liefen solche Situationen ganz anders ab, erinnert sich Erzieherin Lisa Müller, sie leitet die viergruppige Kinderkrippe in Mannheim: „Wir hatten ein freies Frühstück, die Kinder aßen also nicht zeitgleich. Ihre mitgebrachten Pausenbrote waren häufig zu viel, zu süß oder sehr wurstlastig. Außerdem waren sie selten selbst geschmiert, sondern beim Bäcker gekauft.“ Die damalige Frühstückssituation brauchte viel Betreuung und zog sich über den ganzen Vormittag. Die Atmosphäre am Tisch war alles andere als entspannt, da sich die Mädchen und Jungen oft gegenseitig ihre Brote neideten. Alle, Fachkräfte und Kinder, waren gestresst, und Krippenleiterin Müller stieß schließlich eine Team-Debatte über die Essenssituation an: Wie ließe sich diese grundlegend zum Besseren verändern? Da sich in den Gesprächen schnell abzeichnete, dass die Kolleginnen teils sehr unterschiedliche Vorstellungen von gutem Essen und entspannten Mahlzeiten hatten, holte sich das Team externe Unterstützung. „In den Inhouse-Fortbildungen haben wir auch erkannt, wie sehr unsere persönliche Einstellung zum Essen mit unserer Biografie verstrickt ist. Das hat uns wirklich weitergebracht“, resümiert Lisa Müller. Mittlerweile hat die Krippe ein für sie stimmiges, detailliert ausformuliertes Ernährungskonzept in ihre Konzeption aufgenommen. Für jeden nachlesbar macht es die pädagogische Arbeit für Eltern transparent und erspart interne Diskussionen.

Weniger ist mehr

Trotz des deutlichen Mehraufwands beschloss das Team damals entscheidende Änderungen, sowohl bzgl. der Abläufe als auch des Angebots. Das zweite Frühstück und auch der Imbiss am Nachmittag werden seitdem von den Fachkräften selbst zubereitet und gemeinsam mit den Kindern verzehrt. Eine bewusstere Lebensmittelauswahl ermöglicht es, die unter Dreijährigen an unbekannte Speisen wie Brotaufstriche, Vollkornprodukte und ein breiteres Angebot an Gemüse heranzuführen. Es gibt wenig Auswahl, damit die Kinder nicht nur zum Gewohnten greifen – für „konservative“ Esser steht aber immer auch ein Butterbrot bereit. Pro Mahlzeit werden max. drei sowohl regionale als auch saisonale Obst- oder Gemüsesorten angeboten, so gibt es etwa Erdbeeren nur im Juni und Juli. Der Obst- und Gemüsekorb der Krippe wird in Absprache mit den Fachkräften regelmäßig von den Eltern aufgefüllt.
Gemüse waschen, Brote streichen oder Obst fürs Müsli raspeln: Wo immer möglich, werden die Mädchen und Jungen in die Vorbereitung der Snacks eingebunden. Das macht ihnen Freude und fördert ihre Feinmotorik und Selbstständigkeit. „Wenn die Kinder an der Zubereitung einer Mahlzeit beteiligt waren, kosten sie diese am Esstisch auch häufiger“, hat Lisa Müller in den letzten Monaten beobachtet. Die Jüngsten schöpfen sich bei allen Mahlzeiten selbst, dadurch lernen sie u. a., nach und nach ihren Hunger besser einzuschätzen. Auch das Ein- und Abdecken des Tisches ist für die Kinder mittlerweile selbstverständlich.
„Richtig entspannt ist die Esssituation, seit wir uns von Montag bis Donnerstag auf feste Themen für das zweite Frühstück verständigt haben“, erzählt Müller. Vom Müsli- bis zum Brotaufstrichtag: Die Woche ist durch die festen Speisepläne gut strukturiert und abwechslungsreich, das Essensangebot dabei einfach gehalten. Das gibt den Kindern Orientierung und unterstützt ihre Geschmacksbildung. „Am letzten Kita-Tag der Woche verarbeiten wir die Reste der vier vorigen Tage zu einem kreativen Imbiss, damit übers Wochenende nichts schlecht wird und weggeschmissen werden muss. Die Kinder und wir nennen den Freitag deshalb den „besonderen Tag.“

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