Mit Kindern unterwegs auf dem FahrradErst Sitz, dann Sattel

Radfahren verlernt man nicht, heißt es. Aber bevor Kinder mit den Füßen in die Pedale treten, lehnen sie sich auf dem Rad erst einmal entspannt zurück

Erst Sitz, dann Sattel
Noch heißt es zurücklehnen, aber bald schon darf ich selber treten. © istock, Irina Belcikova

Kinder im Sitz

Sobald ein Kind stabil sitzen kann, darf es mit dem Kindersitz ab aufs Rad. Natürlich nur mit dem passenden Helm, und zwar von klein auf. Sitzen kann der Nachwuchs vorne oder hinten. Frontsitze sind für Kinder bis zu 15 Kilogramm geeignet und kosten zwischen 40 und 100 Euro. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) empfiehlt aus Sicherheitsgründen aber einen Heckträger. Denn Kinder sind hier nicht nur vor Wind und Wetter, sondern auch bei einem Unfall wesentlich besser geschützt. Hecksitze gibt es ebenfalls ab 40 Euro (bis rund 140 Euro). Eltern bringen beim Kauf am besten ihr Fahrrad mit, um zu sehen, wie der neue Sitz montiert wird. Dieser muss für Größe und Gewicht des Kindes ausgelegt sein und ein gutes Gurtsystem haben, das sich möglichst leicht mit einer Hand öffnen und schließen lässt. Für die Füße sollte es eine Fußstütze geben und dank einer verstellbaren Rückenlehne kann der Beifahrer auch mal ein Nickerchen machen.

Kinder im Anhänger

Eine echte Alternative zum Kindersitz sind Fahrradanhänger. Im gut gefederten Modell können in einer Babyschale schon die ganz Kleinen mit an Bord. Je nach Hänger dürfen Kinder bis circa sieben Jahren mitfahren. Ein Rahmen schützt bei Unfällen und durch die Abdeckung bleiben die Passagiere auch beim stärksten Regen trocken. Wesentlich gemütlicher, aber nicht so sportlich, lässt sich so ein Anhänger mit einem Elektrofahrrad ziehen. Allerdings dürfen Anhänger nur an Pedelecs, die mit 25 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit unterwegs sind. Die meisten Kinderanhänger sind als Ein- und Zweisitzer erhältlich und können zum Buggy umfunktioniert werden. Zum Verstauen lassen sie sich recht einfach zusammenklappen. Die Preisspanne beginnt bei rund 130 Euro und geht bis hin zu 900 Euro und höher.

Noch mehr Geld kann man bei Lastenfahrrädern lassen (circa 1500 Euro), der einzige Vorteil: Eltern haben ihre Kinder immer im Blick.

Auf dem Laufrad

Ab etwa zwei Jahren können die meisten Kinder bereits selbst fahren – auf einem Roller oder Laufrad, je nachdem, wie weit die kindliche Motorik ist. Als Vorbereitung für das richtige Radfahren ist ein Laufrad ideal, denn hier trainieren die jungen Fahrer ihren Gleichgewichtssinn. Ein Laufrad sollte möglichst leicht, aber robust sein. Lenker und Sattel müssen sich einfach verstellen lassen, damit die Größe gut angepasst werden kann. Laufräder kosten zwischen 40 und 70 Euro. Kinder können die Räder gut und gerne bis zu einem Alter von etwa vier Jahren nutzen. Das Motto lautet: Lieber länger auf dem Laufrad als ein Fahrrad mit Stützrädern. Denn mit diesen lernen Kinder nur schwer, wie sie ihr Gleichgewicht halten können, da sie sich stets auf die Zusatzräder verlassen.

Unterwegs im Fahrradgespann

Ab einem Alter von drei Jahren können Kinder, die schon radeln können, aber noch keine langen Strecken bewältigen, auf Nachziehrädern mitfahren. Es gibt zwei Varianten: ein sogenanntes Trailerbike ohne Vorderreifen, das über eine Verbindungsstange am Elternrad hängt, oder ein Kupplungssystem, das ein schon vorhandenes Kinderrad aufnimmt. Abgekoppelt kann das Kind dann auch selbstständig fahren. Ein gutes Trailerbike kostet 400 Euro aufwärts, eine Tandemkupplung um die 240 Euro. Der ADFC warnt davor, dass Kinder während der Fahrt möglicherweise einschlafen, was gefährlich werden kann.

Das erste eigene Fahrrad

Ist das Kind motorisch fit und in der Lage, das Gleichgewicht zu halten, kann es auf das erste Fahrrad umsteigen. Meist liegt der Zeitpunkt zwischen dem dritten und vierten Geburtstag. Wichtig zu beachten ist, dass Kinder keine ausreichende Verkehrswahrnehmung haben. Erst im höheren Grundschulalter sind sie fähig, den Verkehr wirklich gut einzuschätzen. Das erste Rad ist deswegen eher ein Spielrad, mit dem die Kinder üben können. So sieht es auch die Straßenverkehrsordnung. Deswegen brauchen diese Modelle keine verkehrstaugliche Ausstattung. Das Rad sollte aber eine Rücktrittbremse, Seitenreflektoren und einen Rückstrahler (Katzenauge) haben sowie möglichst robust und wartungsarm sein. Vor allem muss es dem Kind aber passen, denn auf einem zu großen oder zu kleinen Fahrrad sitzt es unbequem und unsicher im Sattel.

Für Fortgeschrittene: Das zweite Rad

Ist das Kind dann groß genug und schon sicher auf zwei Rädern unterwegs, ist es Zeit für die nächste Stufe. Beim Kauf sollten Eltern sich gut beraten lassen. Neben der Verkehrssicherheit muss das neue Fahrrad vor allem die richtige Größe haben. Laut ADFC sollte das Kind den Lenker mit beiden Händen greifen und dann den Boden mit den Füßen bequem erreichen können. Ein tiefer Durchstieg erleichtert das Aufund Absteigen; in aufrechter Sitzposition haben Kinder den Verkehr besser im Blick. Sattel und Lenker sollten verstellbar sein, damit das Rad regelmäßig an die aktuelle Körpergröße angepasst werden kann. Fährt das Kind sicher und kommt ohne Schwierigkeiten sofort zum Stehen, kann es auch ein Rad ohne Rücktrittbremse sein. Gleiches gilt für die Gangschaltung: Radelt das Kind schon kleine Touren mit, kann eine Gangschaltung durchaus Sinn machen, wieder eine gewisse Fahrsicherheit vorausgesetzt. Wird das Rad aber mehr zum Rumsausen in der Siedlung benutzt, kann man darauf erst einmal verzichten. Um den Geldbeutel zu schonen, können Eltern – wenn sie wissen, was sie wollen – auch nach günstigen Gebrauchträdern Ausschau halten.

Schon gewusst?

Bis zu ihrem vollendeten achten Lebensjahr müssen (und bis zum Ende des zehnten Lebensjahres dürfen) radelnde Kinder den Gehweg benutzen, wenn kein gesonderter Radweg vorhanden ist. Neu ist seit diesem Jahr, dass auch erwachsene Begleitpersonen die Wahl zwischen Straße und Gehweg haben.

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