Was kann Sprachförderung leisten?Das Wichtigste zum `Discussion Paper´: "Dem Nachwuchs eine Sprache geben

Herausgegeben vom „Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung" und unterstützt von der Siemens Stiftung erschien Mitte Januar das ‚Discussion Paper Nr. 6': „Dem Nachwuchs eine Sprache geben - was frühkindliche Sprachförderung leisten kann". Darin wird der aktuelle Diskurs zum Thema Integration und Sprachförderung in Deutschland zusammengefasst, ausgewertet und gesellschaftlich verortet. Mit neun Kriterien gibt das Institut Empfehlungen für das Gelingen von Sprachförderung.

Welche Relevanz hat das „Discussion Paper", wen spricht es an?

Um das Papier richtig einordnen zu können, muss man wissen, dass es sich bei seinem Herausgeber, dem gemeinnützigen „Berlin-Institut", um keine spezifisch frühkindliche Forschungseinrichtung handelt. Vielmehr nennt es sich selbst einen „unabhängigen Thinktank" (zu Deutsch „Denkfabrik" im Sinne eines nicht gewinnorientierten Forschungsinstituts), der sich darauf konzentriert, wissenschaftliche Erkenntnisse verständlich aufzubereiten und zu verbreiten. Dabei stehen familien-, integrations- und bildungspolitische Fragen im Vordergrund. Discussion Papers veröffentlicht das Institut zusätzlich zu seinen Studien. Vom Umfang her sind sie kürzer als die Studien und sollen es ermöglichen, rasch und gezielt Stellung zu aktuellen Entwicklungen und Problemen zu beziehen. Die Autoren dieses Diskussionspapiers, Dr. Tanja Kiziak, Vera Kreuter und Dr. Reiner Klingholz, bieten mit ihrer Publikation speziell auch Leitungskräften von Kindertageseinrichtungen interessante Einblicke und Erkenntnisse zum Thema Sprachförderung. Angesichts der mittlerweile unübersichtlichen Landschaft an Förderprogrammen beschäftigen sie sich mit ganz zentralen Fragen: Warum konnte bisher nicht nachgewiesen werden, wie wirksam einzelne Sprachförderprogramme sind? Was darf man realistischerweise von ihnen erwarten? Und wie geeignet sind welche Ansätze? Alles in allem bietet das Diskussionspapier einen informativen und aktuellen Überblick auf gut 20 Seiten.

Was sind die wichtigsten Aussagen des Diskussionspapiers?

Anknüpfend an eine alarmierende Situationsbeschreibung und -analyse hinsichtlich der Sprachdefizite von Kindern mit Migrationshintergrund, aber auch sozial benachteiligter Kinder deutscher Herkunftssprache macht das Diskussionspapier drei Probleme als Hauptgründe dafür aus:

  1. Kinder verbringen zu wenig Zeit in der Kita.
  2. Die Kita-Gruppen sind nicht gut durchmischt.
  3. Es mangelt an (sprachlich qualifiziertem) Personal.

Im Folgenden empfiehlt es dann neun Ansatzpunkte für eine frühkindliche, außerfamiliäre Sprachförderung:

  1. möglichst viele Sprachanlässe schaffen und nutzen
  2. das Sprachbewusstsein der Erzieherinnen kontinuierlich schärfen
  3. intuitive Sprachlehrstrategien bei den Erzieherinnen (re-) aktivieren
  4. angemessene sprachliche Anregung bieten
  5. Aktivitäten in der Kleingruppe für die Sprachförderung nutzen
  6. Kinder individuell fördern
  7. Erstsprache der Kinder einbeziehen
  8. Eltern in die Sprachförderung einbeziehen
  9. dem Spracherwerb Zeit geben Neben seinem kritischen Blick auf vorhandene Förderprogramme warnt das Papier zugleich vor unrealistischen Erfolgserwartungen an Sprachförderung insgesamt.

Welche Schlussfolgerungen können Sie als Kita-Leitung ziehen?

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als gäben die meisten dieser Empfehlungen nichts Neues für pädagogische Fachkräfte her. Zudem wird sich hier (wie zuvor schon beim Problem Nr. 3) so manche Erzieherin spontan fragen, ob sie tatsächlich in ihrer Fachlichkeit wahrgenommen wird. Macht man sich jedoch die Mühe, die näheren Ausführungen zu jedem Punkt eingehender zu studieren, so stellt man fest, dass hier in kompakter Form zentrale Aspekte eines wichtigen Themas behandelt werden. Leitungskräfte können dies als Reflexionshilfe für sich und das Team nutzen - etwa bei der Konzeptionsarbeit. Einige Feststellungen und Forderungen des Papiers lassen sich allerdings auch kontrovers diskutieren - beispielsweise, wenn es eine Kindergartenpflicht für alle Kinder ab dem dritten Lebensjahr oder die Zuweisung von Kindern zu bestimmten Kitas („Verteilungsquoten") favorisiert.

Quelle und Informationen: www.berlin-institut.org

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