Bauklötze staunen

Plötzlich und mit lautem Rums fällt der große Turm in sich zusammen, den die Kindergruppe tagelang und in Fleißarbeit mit unzähligen Bauklötzen aufgeschichtet hatte. Geplant hatten die Kinder den Einsturz so nicht, deshalb hinterlässt er ziemlich enttäuschte oder zumindest fragende Gesichter: Was ist schiefgelaufen? Wir hatten doch extra stabil gebaut und trotzdem hat es nicht gehalten. Aus Perspektive der begleitenden Fachkraft stellt sich die Frage:
Wie gehen die Kinder mit diesem – aus ihrer Sicht – Misserfolg und ihrer Frustration um? Welche Schlüsse ziehen sie daraus und wie setzen sie diese beim nächsten Mal um? Im Kita-Alltag wenden sich die Kinder meistens sehr schnell wieder dem Bauen und Konstruieren zu, eine neue Idee aus den eigenen Reihen und anregendes Material geben den Impuls zum Neuanfang. Erneut kommen sprachliche Aushandlungsprozesse in Gang, die bei genauerer Beobachtung vielfältige mathematische Bezüge aufweisen. Die Autorin Esther Henschen hat sich Bautätigkeiten von Kindern unter diesem Aspekt angeschaut und festgestellt, dass in vielen Bauspielen ganz schön viel Mathematik steckt. Lesen Sie dazu ihren Betrag auf S. 14.

Aber nicht immer stürzt ein Bauwerk völlig ungeplant ein. Kennen Sie das Spiel, bei dem reihum immer ein Holzstück vorsichtig aus der Konstruktion gezogen wird mit dem Ziel, sie möglichst lange aufrecht zu erhalten? Kindern (und auch uns Erwachsenen) bereitet diese spielerische Demontage geradezu einen Nervenkitzel und dadurch riesigen Spaß: Wie lange kann sich die Statik halten? Wo befinden sich die tragenden Teile?
Unser Autor Udo Lange erläutert in seinem Beitrag „Wir wollen hoch hinaus“ (S. 10), dass Kinder beim Stapeln, Aneinanderreihen, Schichten – ob mit Matsch, Wurzelwerk oder Eisbechern –  immer auch mit dem Material in Dialog treten. Was so viel heißt wie: aufmerksam bei der Sache sein, mit Versuch und Irrtum umgehen, dranbleiben, kooperieren, Wissen austauschen, schlussfolgern. Und schon ergeben sich wichtige Lern- und Bildungsprozesse aus einer Tätigkeit, die Kinder aus sich heraus schon von frühestem Alter an täglich ausüben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Start ins neue Kita-Jahr.

Susanne Weiss

PS: Haben Sie mit Einfallsreichtum und Kreativität auf die Pandemie reagiert? Dann nehmen Sie am kindergarten heute Förderpreis anlässlich unseres 50-jährigen Jubiläums teil. Mehr Infos dazu auf S. 41.

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