Ein Interview mit Birgit Thurmann, Erfinderin des ReflexionstoolsEin Werkzeug, das die gezielte Reflexion erleichtert

Gerade neu erschienen ist das „Reflexionstool für pädagogische Fachkräfte“, mit dessen Hilfe unkompliziert in den dreistufigen Reflexionsprozess „fokussieren – interpretieren – handeln“ gestartet werden kann. Erfinderin des Tools ist Birgit Thurmann, die im Kurzinterview Hintergrundinformationen dazu gibt.

Frau Thurmann, wie ist die Idee zu einem Reflexionstool entstanden?
Auslöser war die Frage einer Teilnehmerin unserer Weiterbildung Heilpädagogik „Was genau versteht ihr eigentlich unter Reflexion und wie kann man sie noch besser lernen?“. Bei den Teilnehmer*innen unserer Weiterbildungen beobachte ich immer wieder, dass es ihnen schwerfällt, eigene Reflexionsfragen zu entwickeln und in der Reflexion verschiedene Dimensionen aufeinander zu beziehen. Ich wollte daher ein Tool entwickeln, das schon allein durch seinen Aufbau automatisch verschiedene Blickwinkel ansteuert und mit einer Vielzahl an Fragen unterschiedliche Facetten des beruflichen Alltags berücksichtigt. Es sollte außerdem einen gewissen Aufforderungscharakter haben und einen leichten Zugang zur Reflexion ermöglichen. Herausgekommen ist dabei das jetzt veröffentlichte Reflexionstool.

Was genau beinhaltet das Reflexionstool?
Professionelle Reflexion besteht aus drei aufeinander aufbauenden Schritten: Fokussierung auf einen Aspekt, Interpretation, also Suche nach Begründungszusammenhängen, und daraus abzuleitenden Handlungsimpulsen für die Zukunft. Ertragreich wird Reflexion durch Fragen, die dem Denken eine neue, vielleicht sogar unerwartete Richtung geben. Das Herzstück des Reflexionstools ist eine Sammlung von dreimal 28 Fragen, die zu den drei genannten Phasen passen und in immer neuen Kombinationen angewendet werden können. Darüber hinaus finden sich eine kurze theoretische Einführung in professionelles Reflektieren sowie Fallbeispiele, um die konkrete Anwendung zu verdeutlichen.

Wer kann es nutzen?
Der Einsatzbereich, den ich bei der Entwicklung des Tools im Blick hatte, erstreckt sich von Selbstreflexion über Praktikant*innenanleitung bis hin zur Reflexion im Team. Ich selbst nutze das Tool auch im Unterricht und lade angehende Erzieher*innen und Heilpädagog*innen dazu ein, ihre Lernerfahrungen sowie ihre professionelle und persönliche Entwicklung in der Aus- und Weiterbildung zu reflektieren.

Worin sehen Sie den Vorteil bzw. den Mehrwert?
Das Reflexionstool ist ein Arbeitsmittel, das durch seinen Aufbau fast automatisch dazu führt, mehrdimensional zu reflektieren. Die Fragen berühren unterschiedlichste Facetten des beruflichen Alltags wie Beziehungsgestaltung, Zusammenarbeit, aber auch persönliche Aspekte. Erzieher*innen tragen hohe Verantwortung und sind zugleich mit enormen Anforderungen konfrontiert. Nicht zuletzt prägen sie auch durch ihre Persönlichkeit das Geschehen. Insofern gehört es zu einem abgesicherten Professionsverständnis, nicht nur das methodische Vorgehen oder die Zusammenarbeit mit Teamkolleg*innen bzw. Eltern einer kritischen Betrachtung zu unterziehen, sondern auch eigene Wertvorstellungen, Überzeugungen oder Gefühle zu reflektieren. Ich kenne kaum eine Kita, in der den Erzieher*innen offiziell Zeit für regelmäßige (Selbst-)Reflexion eingeräumt wird. In vielen Fällen bleibt es daher der Eigeninitiative überlassen, ob überhaupt und wie reflektiert wird. Das Reflexionstool bietet eine Möglichkeit, leicht und doch mit Tiefgang allein oder im Team zu reflektieren. Es würde mich freuen, wenn dieses Tool einen Beitrag dazu leisten könnte, der Reflexion als einer der pädagogischen Königsdisziplinen mehr Gewicht zu verleihen.

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