Seligsprechung von Pauline-Marie JaricotEine Frau der Tat

Im vergangenen Oktober hatte Papst Franziskus das entsprechende Dokument offiziell unterzeichnet, nun wird Pauline-Marie Jaricot am 22. Mai in Lyon seliggesprochen. Die Französin gilt als Gründerin der Missionsbewegung katholischer Laien im 19. Jahrhundert, aus dem die in vielen Ländern aktiven Päpstlichen Missionwerke entstanden sind.

Die in einer frommen katholischen Familie aufgewachsene Jaricot legte mit 17 Jahren das Gelübde der Ehelosigkeit ab. Um das in dieser Zeit wieder aufblühende Missionswesen zu unterstützen, begann sie, bei den Arbeiterinnen und Arbeitern in der Fabrik ihres Vaters Geld zu sammeln. Dieses kam der Missionspriestervereinigung „Société des Missions étrangères de Paris“ zugute. 1822, also genau vor 200 Jahren, gründete die Vereini- gung in Lyon den ersten Missionsverein Société de la Propagation de la foi, dessen Basis die Sammlungsidee von Jaricot war.

Nicht mehr die Einzelspenden wohlhabender Bürgerinnen und Bürger sollten die Mittel für die Mission aufbringen, sondern das Volk. Zunächst suchte die Französin zehn Personen, die sie für ihr Anliegen gewinnen könnte. Diese wiederrum sollten ebenfalls zehn Personen von einer kleinen Spende überzeugen. Neben der Geldspende wurde auch ein Gebet erwartet. In kürzester Zeit kamen so große Summen zusammen. Jaricot selbst durfte als Frau nicht zum Verein gehören und beklagte später, ihrer Vorreiterrolle bei der Gründung der „Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens“ sei verschwiegen worden.

Nicht nur in Frankreich, auch in Deutschland wurden Menschen von den Ideen Jaricots inspiriert. Es entstanden weitere Missionsvereine, aus denen die heutigen mehr als 100 Päpstlichen Missionswerke weltweit hervorgegangen sind. Unter anderem las auch der Arzt Heinrich Hahn von Jaricots Ideen. Er plante, in Aachen einen Verein nach französischem Vorbild zu gründen. Aus dieser Franziskus-Xaverius- Bruderschaft entstand später das katholische Hilfswerk Missio.

Zudem gründete Jaricot auch den Rosaire vivant, den „lebendigen Rosenkranz“, der nach dem gleichen Prinzip wie der Missonsverein funktionierte und dem zeitweise mehr als zwei Millionen Menschen angehörten. Ein Kreis aus 15 Personen verpflichtete sich, am Tag zehn Rosenkränze zu beten und über ein Mysterium zu meditieren. Später entstand auch eine weibliche Laiengemeinschaft, die Töchter Mariens. Ihren Sitz hatten sie auf dem Hügel Fourvière in Lyon.

„Mit der Seligsprechung wird eine Frau ausgezeichnet, die aus der Haltung der Nächstenliebe heraus internationale Solidarität und weltkirchliche Verbundenheit vorgelebt hat, in einer Epoche, als Europa von Nationalismen geprägt war“, erklärte der Präsident von Missio Aachen, Dirk Bingener, anlässlich der Bekanntgabe der Seligsprechung. Aus Anlass der Seligsprechung hat das Hilfswerk zudem einen neuen Preis gestiftet. Mit diesem sollen ab sofort mutige und visionäre Frauen der Kirche aus Afrika, Asien oder Ozeanien ausgezeichnet werden. „Wir suchen Paulines Schwestern heute“, so Bingener. Der Pauline-Jaricot-Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird im Oktober, am

Sonntag der Weltmission, verliehen. Dana Kim Hansen-Strosche

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