Synode der Evangelischen Kirche in DeutschlandCorona und Finanzen

Synode und Corona
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Es war eine Premiere: Vor dem Hintergrund der Corona-Krise tagte die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Anfang November zwei Tage ausschließlich im Internet. Die Corona-Krise sei eine „Erfahrung von Ohnmacht, die uns vielleicht in unserem persönlichen Leben vertraut ist, die wir aber als Gesellschaft so noch nicht kannten“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Heinrich Bedford-Strohm. In seinem Bericht erinnerte er an jene Menschen, die während der Corona-Pandemie allein sterben mussten. Der Theologe regte an, die stillen Feiertage im November zu nutzen, um den Pandemieopfern zu gedenken. „Wir werden um all die Menschen trauern und für sie beten, die in der Zeit der Pandemie gestorben sind“, sagte Bedford-Strohm. Zuvor hatte bereits Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Rolle der Kirche in der Coronakrise betont. „Es ist meine tiefe Überzeugung: Wir brauchen die Stimme der Kirche gerade jetzt und auch in Zukunft“, sagte das Staatsoberhaupt in einem Videogrußwort. „Wir brauchen die Kirche als Kraft, die Orientierung und Halt gibt, die Zusammenhalt fördert. Wir brauchen die Gemeinschaft im Glauben.“

Doch die EKD steht vor großen Herausforderungen. So beschloss die Synode eine mittelfristige Finanzplanung, mit deren Hilfe bis 2030 ein Haushaltsvolumen von 17 Millionen Euro eingespart werden soll. „Es geht darum, planerische Vorgaben festzuschreiben“, sagte Synodenpräses Irmgard Schwaetzer. Die Umsetzung würde dann ab 2022 erfolgen. Dabei sollen alle in der ursprünglichen Vorlage genannten Sparmaßnahmen noch einmal überprüft werden. „Die Synode verabschiedet nichts, was in Stein gemeißelt ist“, sagte Schwaetzer. Während der Synodaltagung hatte es zwar keine Kritik an den Einsparungen an sich gegeben, wohl aber hatten zahlreiche Synodale dafür geworben, einzelne Einrichtungen von den Sparmaßnahmen auszunehmen. Besonders gespart werden soll etwa bei evangelischen Hochschulen, dem „Evangelischen Zentrum Frauen und Männer“ oder der Evangelischen Journalistenschule in Berlin, die ganz geschlossen werden soll. Daneben beschlossen die Synodalen zwölf Leitsätze für die Zukunft der Kirche (vgl. HK, November 2020, 43–45). Sie waren schon im Vorfeld der Synode lebhaft debattiert worden.

Nur am Rande beschäftigte sich die Synode dagegen mit der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der EKD. Dabei ist die EKD seit der Synode in Dresden 2019 damit nur wenig vorangekommen. Wie aus dem Bericht der Sprecherin des Beauftragtenrats der EKD, Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs, hervorgeht, hat ein Betroffenenbeirat – verzögert durch die Corona-Pandemie – im September seine Arbeit aufgenommen. Eine im Juni angekündigte Studie zur Aufarbeitung, die von einem Forschungsverbund aus sechs wissenschaftlichen Instituten durchgeführt werden soll, soll nun im Dezember begonnen werden. Die Vertreter der Betroffenen – bislang sind in der evangelischen Kirche 880 Missbrauchsfälle seit 1950 bekannt – reagieren darauf verärgert. Noch 2019 waren sie zur EKD-Synode eingeladen, damals erhielten sie auch Rederecht. Nun plädierte die Betroffenenvertreterin Kerstin Claus schon am Freitag vor Beginn der Tagung für eine staatliche Aufarbeitung: „Ohne den Staat geht es nicht“, sagte die Fernsehjournalistin. „Die Kirchen müssen in eine Rechenschaftspflicht gezwungen werden.“

Benjamin Lassiwe

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