Mit Psalmen betenDas Geheimnis von Weihnachten

Das Geheimnis von Weihnachten
In Liebe verwandelt Gott diese ungerechte Welt in eine Welt, die uns Heimat schenkt.© iStock by Getty Images: 3DSculptor

Einst hast du, Herr, dein Land begnadet, heimkehren ließest du die Gefangenen Jakobs. Aufgehoben hast du die Schuld deines Volkes, hast zugedeckt all seine Sünden. Zurückgezogen hast du all deinen Groll, hast dich abgekehrt von der Glut deines Zornes. Kehre dich uns jetzt zu, du Gott unsres Heiles, und deinem Unmut gegen uns mach ein Ende.

Willst du uns denn ewig zürnen, deinen Zorn hinziehn durch alle Geschlechter?
Willst du uns nicht wieder beleben, damit dein Volk an dir sich freue?
Herr, zeig uns dein Erbarmen, dein Heil gewähre uns!
Hören will ich, was Gott redet, der Herr, er redet „Friede!“ zu seinem Volk und zu seinen Frommen, dass sie sich nicht zur Torheit wenden.
Sein Heil ist denen, die ihn fürchten, nahe, dass Herrlichkeit in unserm Lande wohne. Es begegnen einander Liebe und Treue, Gerechtigkeit und Friede küssen sich.
Treue sprießt aus der Erde hervor, Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder.
Ja, der Herr gibt das Gute, und unser Land bringt seinen Ertrag hervor.
Gerechtigkeit geht vor ihm her und bahnt den Weg mit ihren Schritten. (Psalm 85)

Der historische Hintergrund

Im Jahre 538 waren die Israeliten aus der Gefangenschaft wieder heimgekehrt in das Land ihrer Väter. Doch ihre hohen Erwartungen erfüllten sich nicht. Missernten, finanzielle Not und die Bedrückung durch andere Völker raubten ihnen den ersten Schwung. So ist der Psalm in den ersten Versen ein Dank für die Rückkehr, im zweiten Teil ein Volksklagelied. Gott soll doch seinem bedrängten Volk Heil erweisen. Im dritten Teil gibt Gott eine hoffnungsvolle Antwort auf die Klage des Volkes. Für mich haben die Verse dieses Psalms, den wir am Mittwoch in der Vesper singen, immer auch noch eine andere Bedeutung: Sie erinnern mich an das Geheimnis von Weihnachten.

Die Menschwerdung Gottes

Es sind die Verse, über die der hl. Augustinus seine berühmte Weihnachtspredigt gehalten hat. Augustinus beschreibt zunächst das Geheimnis von Weihnachten: „Du wärest verschmachtet, wäre er nicht zu Hilfe gekommen. Du wärest zugrunde gegangen, wäre er nicht gekommen.“ Und dann zitiert er die Verse aus Psalm 85 und deutet sie auf Weihnachten hin: „Wahrheit sprosst aus der Erde hervor: Christus, der sagt: Ich bin die Wahrheit, er ist von der Jungfrau geboren. Gerechtigkeit blickt vom Himmel hernieder; denn der Mensch, der an den Eingeborenen glaubt, wird nicht aus sich selbst, sondern von Gott gerechtfertigt.“ Es ist schön, wie Augustinus Psalmverse auf Weihnachten hin ausdeutet. Er sieht, dass das Geheimnis der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus in dem Vers ausgedrückt wird: „Es begegnen einander Liebe und Treue, Gerechtigkeit und Friede küssen sich.“ In Jesus Christus begegnet uns Gottes Liebe und Treue. Und Gottes Friede küsst die Gerechtigkeit. In Liebe richtet Gott die Gerechtigkeit auf. In Liebe verwandelt er diese ungerechte Welt in eine Welt, die uns Heimat schenkt, weil er die Welt auf sich hin ausrichtet und so richtig macht.

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