AlltagsspiritualitätDie Taube – Symbol für Heiliges

In der Friedensbewegung, aber auch in anderen politischen Bewegungen ist die Taube zu einem Tier mit positiver symbolischer Bedeutung geworden. Das ist nicht unbedingt im Verhalten der Taube begründet, aber doch tief in unserer Vorstellung verwurzelt, über alle Kulturgrenzen hinweg.

Die Taube: Symbol für Heiliges
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Frieden und Versöhnung

Bei den Sumerern und bei anderen Völkern, vor allem im mediterranen Raum, war die Taube ein beliebtes Bild. Bei den Griechen war es die Liebestaube: Sie ist der Liebesgöttin Aphrodite heilig. In der römischen Religion ist die Taube das Attribut der Göttin Venus. Das Hohelied der Bibel vergleicht die Augen der Geliebten mit zwei Tauben. (Hld 1,15) Bekannt ist die Geschichte von der Arche Noah: Dreimal sendet Noah nach der Sintfl ut eine Taube aus, um zu erforschen, ob das Wasser schon gesunken ist. Beim dritten Mal heißt es: „Gegen Abend kam die Taube zu ihm zurück, und siehe da: In ihrem Schnabel hatte sie einen frischen Olivenzweig.“ (Gen 8,11) So wurde die Taube zu einem Symbol des Friedens und der Versöhnung mit Gott. Wir sprechen auch von Friedenstauben, die wir aussenden, um unsere Bereitschaft zur Versöhnung zu bekunden.

Leichtigkeit des Seins

Der Psalmist sehnt sich danach, wie eine Taube vor den Konflikten seines Lebens, vor Verfolgung und Streit einfach wegfliegen zu können: „Hätte ich doch Flügel wie eine Taube, dann flöge ich davon und käme zur Ruhe.“ (Ps 55,7) Die Taube wird hier zum Symbol der Leichtigkeit des Seins. Wenn wir die Konflikte leichter nehmen, wenn wir uns wie eine Taube mit ihren Flügeln über die alltäglichen Probleme erheben und uns ihnen entziehen, dann finden wir innere Ruhe. Manchmal kennen wir solche Träume, in denen wir fliegen können. Dann kommen wir mit der Taube in uns in Berührung. Dann nehmen wir die täglichen Reibereien nicht mehr so ernst. Mit unserem Geist können wir ihnen entfliehen und sie in ihrer Bedeutung relativieren.

Einfach und rein

Im Alten Testament hat die Taube auch als Opfertier im Tempel eine wichtige Bedeutung. Sie galt als kultisch rein. Das Neue Testament verleiht der Taube höchste symbolische Bedeutung. Es sieht den Heiligen Geist in Form einer Taube auf Jesus herabsteigen: „Der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab.“ (Lk 3,22) Die Taube als Bild von Reinheit bietet sich an, um dem Heiligen Geist eine sichtbare Gestalt zu geben. Allerdings weiß das NT, dass die Taube nur ein Bild ist. Sie ist nicht identisch mit dem Heiligen Geist. Zum anderen gelten die Tauben als arglos. So sagt Jesus bei Matthäus: „Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben.“ (Mt 10,16) Die Tauben sind rein und ohne Nebenabsichten. So eignen sie sich als bildhafter Ausdruck für den reinen Geist Gottes, der uns mit Gottes Liebe erfüllt und uns innerlich reinigt von allem, was unser wahres Bild beschmutzen möchte. Die Kirchenväter verbinden das Symbol der Taube vor allem mit der Sanftmut. Sie glaubten, die Taube habe keine Galle und kenne daher keine Aggression. Und sie sahen in ihr ein Bild der Unschuld. Daher sprechen sie von den Christen als „christusgefälligen Tauben“. Die Christen sollen Menschen sein, die ganz und gar von Christi Geist, von seiner Sanftmut und Liebe, von seiner Klarheit und Lauterkeit durchdrungen sind.

Vom Himmel herab

In der christlichen Kunst ist die Taube Symbol für den Heiligen Geist, aber auch Bild für die Seele im Zustand des himmlischen Friedens. Und sie ist außerdem ein Bild für die Mäßigkeit, die dritte der vier Kardinaltugenden.
Seit dem 7. Jahrhundert gibt es auch die sog. eucharistische Taube. Sie ist ein Hängetabernakel, der die konsekrierten Hostien aufbewahrt. In diesem Bild werden die konsekrierten Hostien als das Brot gesehen, das vom Himmel herabkommt, wie es Jesus in seiner eucharistischen Brotrede sagt: „Das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.“ (Joh 6,33)
So viele Bedeutungen die Taube auch hat – immer weist sie über unser Leben hinaus auf etwas Heiliges, das uns von Gott entgegenkommt, um uns heilig und heil zu machen, um uns mit dem Heiligen Geist zu erfüllen, damit wir selbst arglos und rein, liebevoll und schön werden wie die Taube.

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