Jenseits der Schlagzeilen

Der Wochenrückblick.

Die Augen der Welt ist der Titel einer aktuellen Arbeit des Karikaturisten Thomas Plaßmann aus Essen. Auf dem Blatt ist zu sehen, wie Kamerateams und Fotografen aus dem Bild eilen, dorthin, wo es laut Wegweiser in Richtung Israel und Palästina geht. Allein zurück bleibt der russische Präsident Wladimir Putin, voll zynischer Freude darüber, dass sich die Öffentlichkeit deutlich weniger für seinen eigenen Angriffskrieg interessiert.

Die Karikatur bringt etwas Wichtiges auf den Punkt. Denn selbstverständlich müssen wir auf den Krieg im Nahen Osten schauen – wie übrigens auch darauf, dass sich Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht sicher fühlen. Aber das Leid andernorts wird ja nicht weniger. Die Herausforderung ist, alles im Blick zu behalten – auch die Nachrichten jenseits der aktuellen Schlagzeilen.

1 | Machatschkala. Nach dem judenfeindlichen Angriff auf den Flughafen von Dagestan hat der Gouverneur der russischen Teilrepublik, Sergej Melikow, die Bevölkerung aufgerufen, sich „nicht von Extremisten aufstacheln“ zu lassen. Wem käme da nicht Goethes Faust in den Sinn: Die Botschaft hör ich wohl ... Schließlich macht Russland seit langem Stimmung gegen Jüdinnen und Juden.

2 | Salzburg. Die religiöse Komponente darf im Nahostkonflikt nicht außer Acht gelassen werden. Das hat der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie und Professor für Islamische Religionspädagogik an der Uni Münster, Mouchanad Khorchide, betont. In einem Gastbeitrag für die Salzburger Nachrichten warnte Khorchide vor einer Vermischung des politischen Konflikts mit dem Verhältnis der beiden Religionen – des Islams und Judentums – miteinander. Der Theologe mahnte eine Auseinandersetzung mit tradierten Narrativen in der islamischen Welt über das Judentum an.

3 | Bad Nauheim. In dem Zusammenhang: Mit scharfen Worten hat der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit die Materialien für den Weltgebetstag der Frauen 2024 als „einseitig“ kritisiert. Palästina werde darin als „Wiege des Christentums“ beschrieben. Dabei bleibe unerwähnt, dass Jesus Jude und sein komplettes Umfeld jüdisch war. „Der jüdische Kontext des Christentums wird ausgeblendet, um dann eine direkte Linie Jesu zur Christenheit heute zu ziehen – das ist christlicher Antisemitismus schlimmster Art.“

4 | Schostka, Kiew. Ein Gericht in der Ukraine hat einen Priester laut Staatsanwaltschaft wegen Landesverrats zu 15 Jahren Haft verurteilt. Er soll Informationen über die ukrainischen Streitkräfte an den russischen Geheimdienst weitergegeben haben. In Kiew stimmte das Parlament unterdessen für ein Verbot von Kirchengemeinden, die Moskau unterstehen.

5 | Rangun (Yangon). Der blutige Konflikt in Myanmar – vor genau 1000 Tagen hat dort das Militär geputscht – ist völlig aus der internationalen Aufmerksamkeit gefallen. Zuletzt starben bei einem Angriff auf ein Flüchtlingslager mindestens 29 Menschen. Rebellen und Militär beschuldigen sich gegenseitig.

6 | Vatikanstadt. „Lehre uns, das Leben anzunehmen und zu bewahren – jedes menschliche Leben – und uns loszusagen vom Wahnsinn des Krieges, der Tod sät und die Zukunft auslöscht.“ Das hat Papst Franziskus bei einem Friedensgebet im Petersdom gesagt.

7 | Frankfurt/Main. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger drängt auf mehr Finanzthemen im Schulunterricht. Wie macht man eine Steuererklärung? Wie sorgt man finanziell fürs Alter vor? Solche Fragen kämen bislang zu kurz, beklagt die Politkerin der – Überraschung! – FDP. Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, hier einen gewissen Bruch zu den „Momenten 1–6“ feststellen, geht es Ihnen wie mir.

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