Berechenbar?

Der Wochenrückblick.

Sein Name dürfte nur den wenigsten bekannt sein – ebenso wie seine bedeutende Erfindung: Vor 400 Jahren entwickelte der Tübinger Theologe Wilhelm Schickard die erste urkundlich belegte Rechenmaschine. Damit gelang es ihm bereits lange vor Pascal und Leibniz, Additionen, Subtraktionen, Multiplikationen und Divisionen im sechsstelligen Bereich mechanisch zu lösen.

Die Universität Tübingen ehrt ihren „beidhändigen Philosophen“, wie Schickard anerkennend genannt wurde, nun mit einem Festakt. Eine Sonderbriefmarke soll das Jubiläum bundesweit bekannt machen. Kann Schickards Erfindung doch als erste rudimentäre Form des Computers gelten, mit dessen Siegeszug sich das menschliche Leben so grundlegend und rasant wie nie zuvor verändert hat. Doch mit der stetig wachsenden Menge an Informationen steigt auch ihre Manipulierbarkeit, und so bedarf es bei allem digitalen Fortschritt mehr denn je der menschlichen Unterscheidungsfähigkeit: Welche Quellen sind vertrauenswürdig? Welche Nachrichten verdienen besondere Beachtung, welche lasse ich lieber nicht an mich heran? Dieser Aufgabe widmen wir uns an dieser Stelle Woche für Woche – im Kleinen und ganz persönlich, und hoffentlich nicht zu berechenbar.

1 | Berlin. Beim Internationalen Friedenstreffen der Gemeinschaft Sant’Egidio betont Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den unverzichtbaren Dienst der Religionen, den sie mit ihrer „Kraft der Versöhnung“ für die Menschheit leisteten. Gleichzeitig übt er scharfe Kritik an der russisch-orthodoxen Kirche: „Wer sich im Namen der Religion auf die Seite eines aggressiven Kriegsherren stellt, … verstößt fundamental gegen das Friedensgebot des Glaubens.“

2 | Rom. Papst Franziskus bestätigt, dass zu den Beratungen bei der bevorstehenden Weltsynode keine Medienvertreter zugelassen werden. Auch eine Direktübertragungen aus der Synodenaula sei nicht vorgesehen. Eine Synode sei kein TV-Format, so Franziskus. Der Vorsitzende der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten, Joachim Frank, kritisiert die Entscheidung: „Was alle angeht, sollte auch für alle transparent erörtert und debattiert werden.“

3 | Zürich. Eine Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche der Schweiz identifiziert für die Zeit seit Mitte der 50er-Jahre über tausend Missbrauchsfälle durch Kleriker und Kirchenangestellte. Da etliche Archive nicht zugänglich waren, sei die Zahl nur die „Spitze des Eisbergs“. Das kirchliche Strafrecht sei in den ausgewerteten Fällen über weite Strecken kaum angewandt worden.

4 | Deutschland. Beim Tag des offenen Denkmals besuchen nach Schätzungen mehr als eine Million Menschen im ganzen Bundesgebiet historische Orte und Gebäude, darunter zahlreiche Kirchen.

5 | Venedig. Der Stadtrat beschließt, von Touristen ab dem Frühjahr 2024 an manchen Tagen eine Eintrittsgebühr von fünf Euro zu verlangen. In der Hochsaison hat die Lagunenstadt teils doppelt so viele Besucher wie Einwohner, was zu wachsenden Umweltproblemen führt.

6 | Berlin. Der „Disparitätenbericht 2023“ der Friedrich-Ebert-Stiftung legt anhaltende Ungleichheiten in der sozioökonimischen Entwicklung zwischen West- und Ostdeutschland offen. Um das merkliche Gefälle in Bezug auf Wirtschaftskraft, Infrastruktur und Zukunftsfestigkeit zu reduzieren, müsse der Automatismus „Wer hat, dem wird gegeben“ durchbrochen werden.

7 | Trier. Um die Renovierung der Kirche von Hermeskeil zu finanzieren, verkauft die örtliche Pfarrei zusammen mit den Bischöflichen Weingütern einen Spenden-Wein. Das Etikett wirbt mit dem Spruch: „Die Kirche schön trinken“.

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