Akademische Theologie und Charismatische Bewegungen Aufbruch braucht Reflexion

Akademische Theologie und charismatische Basis-Bewegungen müssen kein Widerspruch zueinander sein. Davon zeigten sich Walter Dürr, Direktor des Studienzentrums „Glaube und Gesellschaft“ an der Universität Fribourg und Johannes Hartl, Leiter des Augsburger Gebetshauses, überzeugt. „Wir müssen miteinander reden, anstatt immer nur übereinander“, erklärte Dürr im Vorfeld der diesjährigen Mehr-Konferenz, die von Hartls Gebetshaus in Augsburg initiiert wurde.

Mehr-Konferenz: Aufbruch braucht Reflexion
© Amelie Tautor / Herder

In diesem Jahr gab es daher erstmalig ein Forum für die akademische Theologie, das vom Gebetshaus zusammen mit dem Institut für Ökumenische Studien der Uni Fribourg organisiert wurde. Es war auch als Reaktion auf Kritik aus der akademischen Theologie an der „Mehr“-Konferenz zustande gekommen. Im Vorfeld hatte es Vorwürfe gegeben, sie habe sektiererische Tendenzen, sei auf Ästhetik und Emotionalität reduziert und es mangele ihr an Reflexion. „Tatsächlich glauben wir, dass ein so junger Aufbruch theologische Reflexion braucht“, so die Organisatoren des Forums im Vorfeld.

Nicht nur der Glauben, sondern auch die Theologie brauche eine ständige Erneuerung. Daher könne ein Brückenschlag zwischen Universität und Gemeinde für beide Seiten bereichernd sein, erklärte Dürr. Letztlich müsse Theologie Menschen begeistern und zudem so gestaltet sein, dass sie auch in den Gemeinden verstanden werden könne. Das Ziel der Lehre sei es daher auch immer, Freude an guter Theologie zu vermitteln. Gemeinsam haben Theologie und geistige Bewegungen das Interesse an der Sprachfähigkeit des Glaubens, betonte Hartl. Auch die Theologie stehe im Dienst am Glauben, aber nur wenn sich beide Bereiche gegenseitig befruchten, könne es eine nachhaltige Entwicklung im Glaubensleben geben, ergänzte Dürr.

Rund 1200 Menschen besuchten das dreieinhalbstündige Theologie-Forum auf der Mehr-Konferenz. Vor ihnen hielten zehn katholische und evangelische Theologen aus dem deutschsprachigen Raum Kurzreferate. Eine davon war die katholische Theologin Veronika Hoffmann von der Universität Fribourg. Ihrer Ansicht nach ist Zweifel kein Zeichen eines schwachen Glaubens. „Wenn man Anbetung und Zweifeln gegenüberstellt, ist das nicht fromm, sondern denkfaul“, sagte sie und erklärte dabei weiter: „Ist Zweifeln gefährlich? Ja – für die eigene Bequemlichkeit, Naivität und heimliche Arroganz“ in Bezug auf das vermeintliche Wissen über Gott. Persönliche Gotteserfahrungen seien wichtig, doch sie könnten nicht allein stehen. „Nicht alles, was sich fromm anfühlt, ist von Gott.“ Man könne etwa auf der Mehr-Konferenz auch „psychisch gepusht“ sein.

Der Neutestamentler Thomas Schumacher, ebenfalls von der Uni Fribourg, fragte: „Stimmt, was in der Bibel steht?“ Der Professor antwortete, eine geistige Betrachtung der Heiligen Schrift könne mehr zu Jesus führen als Fragen nach historischen Fakten. Wichtig sei das Echo der Lektüre im Leser. Benedikt Paul Göcke vom Lehrstuhl für Philosophisch-Theologische Grenzfragen an der Ruhr-Universität Bochum ergänzte, eine Aufgabe der Theologie sei es, Argumente für die Gottesexistenz zu entwickeln – „gerade auch im Diskurs mit Materialismus und Naturalismus“.

Die Mehr-Konferenz mit Fokus auf charismatisch orientierte Christen fand 2020 zum zwölften Mal statt. In diesem Jahr nahmen – den Organisatoren zufolge – rund 12.000 Menschen teil. Die Konferenz bot unter anderem christlich motivierte Vorträge, Konzerte, Diskussionen, Gebete und Lobpreisungen.

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