KommentarSelbst gebastelte Geschenke zu Weihnachten?

Nora Böhm plädiert für eine Kita-Kultur, in der Kinder ihre Kreativität frei entfalten können, anstatt die Ideen von Erwachsenen umzusetzen.

Selbst gebastelte Geschenke zu Weihnachten?
© Harald Neumann

In den vergangenen Jahren haben wir uns im Team regelmäßig mit den Begriffen Kreativität und Bedürfnisorientierung auseinandergesetzt. Dabei stellten wir fest, dass diese zwei Dinge nicht isoliert voneinander betrachtet werden können, sondern in engem Zusammenhang zueinanderstehen. Aus dieser Auseinandersetzung heraus haben wir uns vom produktorientierten, schablonenhaften Basteln verabschiedet und uns zunehmend dem prozessorientierten, kreativen Gestalten mit Kindern gewidmet. Dies schließt für uns aus, dass Eltern zu Weihnachten selbst gebastelte Geschenke von ihren Kindern erhalten. Geschenke zu basteln ist eine Idee, die i. d. R. von den pädagogischen Fachkräften mit dem Ziel initiiert wird, am Ende ein „schönes“, vorzeigbares Produkt in den Händen zu halten. Nur selten habe ich erlebt, dass Kinder unter drei Jahren von sich aus den Impuls verspürten, ein Geschenk basteln zu wollen. Oft stammt nicht nur die Idee zum Geschenkebasteln von den Fachkräften, sondern meist haben diese auch schon eine konkrete Idee im Kopf, wie das Geschenk aussehen und auf welche Art und Weise es hergestellt werden soll. Diese Vorstellungen werden den Kindern dann ungefragt übergestülpt.
Produktorientiertes Basteln bedeutet für uns, die Kinder ihrer Möglichkeiten zu berauben, sich selbst und ihre Themen einzubringen. Echtes kreatives Schaffen hingegen bringt es mit sich, dass jedes Kind seine Persönlichkeit und Fähigkeiten, die Themen, mit denen es sich aktuell beschäftigt, seine Gefühle und Gedanken auf möglichst unterschiedliche Art und Weise zum Ausdruck bringen kann. Dabei wollen sie von uns Fachkräften gehört und gesehen werden. Das ist nur möglich, wenn wir uns als Begleiter verstehen, die immer wieder neugierig zu ergründen versuchen, welche Impulse die Kinder mitbringen und wie wir sie dabei unterstützen können, diese in die Tat umzusetzen.

Statt produktorientierte Weihnachtsgeschenke zu verteilen, haben wir uns daher entschieden, die Eltern an Prozessen teilhaben zu lassen, die in unserer Einrichtung stattfinden: Wir gestalten besondere Weihnachtsportfolio-Seiten, drehen kurze Videos aus dem Advents-Singkreis oder schreiben Briefe mit Geschichten aus dem Alltag. Darüber hinaus gibt es einen gemeinsamen Nachmittag, an dem bei uns in der Krippe der Advent mit Plätzchen, Punsch und einem gemeinsamen Singkreis gefeiert wird. Immer wieder bieten wir auch einen Tag der offenen Tür oder einen Elternabend zum Thema Kreativität an, bei dem wir das oben Beschriebene für die Eltern transparent und nachvollziehbar machen, sodass sie nicht enttäuscht sind, wenn sie keine Geschenke erhalten. Das kommt bei den Eltern sehr gut an!  

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