Fünf heitere Anekdoten aus der PraxisWir sind doch zum Spaß hier!

Wie viel Humor Kleinstkinder haben, ist unübersehbar für den, der seinen Blick und sein Herz dafür öffnet. Fünf pädagogische Fachkräfte erzählen von ihren jungen Quatschmachern und Scherzkeksen.

Die Kuh mit Hut und Hasenohren

Das Lachen von Kindern hat etwas sehr Mitreißendes und Echtes. Man kann sich leicht von ihrer Heiterkeit und Ausgelassenheit anstecken lassen. Meist ist ihr Humor verbunden mit körperlichen Wahrnehmungen, z. B. wenn man mit ihnen herumtollt, sie liebevoll kitzelt oder in die Luft hebt. Nicht immer, wenn Kinder lachen, ist klar, ob sie den Humor verstanden haben und teilen, ob sie lediglich am Spaß des Erwachsenen teilhaben wollen oder ob sie mit ihrem Lachen der Erwartung des Erwachsenen entsprechen wollen. Lustige Geschichten, Lieder und Fingerspiele mögen sie gern. Besonders ulkig finden sie es, wenn man „unmögliche“ Dinge äußert, z. B. dass eine Kuh mit einem Hut und Hasenohren angeschwommen kommt. Solche Unmöglichkeiten werden von den fast Dreijährigen auch selbst geäußert und angewendet, um andere zum Lachen zu bringen. Miteinander lachen die Kinder, wenn sie in Aktion sind oder gemeinsam Quatsch machen. Ich glaube, wenn wir Erzieher selbst humorvoll dem Tag begegnen, dann lernen die Kinder von uns, sich der Welt auch mit Humor zu stellen.

Zwei besondere Spaßvögel

Konstantin (2;5) fragt schon seit ein paar Wochen jeden, den er sieht: „Wo wohnst du?“ Mittlerweile hat er die Wohnorte der Kinder und seiner Erzieherinnen erfahren. Auch sein eigenes Zuhause – Heilbronn – kann er benennen. Eines Tages setzt er sich zu Brigitte, tippt sie an und fragt: „Wo wohnst du?“ Brigitte antwortet: „In Neuenstadt, und du?“ Er überlegt kurz, dann sagt er: „In Altenstadt.“ Verdutzt schauen wir Konstantin an. Der grinst, läuft giggelnd davon und wiederholt: „In Altenstadt, in Altenstadt.“ Brigitte und ich müssen lachen. Später kommt Konstantin zu mir und sagt im vertraulichen Ton: „Ich wohn’ doch in Heilbronn.“ Leander (2;7) ist müde. Er hat keine Lust, sich zum Schlafengehen selbst auszuziehen. Also wartet er darauf, dass ich ihm helfe. Ich sage zu ihm: „Leander, zieh dich bitte selbst aus.“ Er antwortet: „Nein, du sollst mich ausziehen.“ Ich sage: „Aber Leander, du bist doch schon so groß und kannst das auch.“ Leander blickt mir tief in die Augen und erwidert: „Aber du bist viel größer und kannst das besser.“ Überrascht über diese kluge Bemerkung fange ich an zu lachen. Leander stimmt ein. Ich gebe mich geschlagen und helfe ihm beim Ausziehen.

Von Quatschwörtern und einer gewitzten Krankenschwester

Blubbwasser!“ Dieses selbst erfundene Wort immer wieder vor sich hersagend, rutschen Emil und Matilda auf dem Po die Treppe runter und amüsieren sich dabei köstlich. Auf jeder Stufe: „Blubbwasser!“ Die Lust der Kinder am Verdrehten und Verkehrten zeigen sie auf ganz unterschiedliche Weise: Willem z. B. winkt seinem Papa zum Abschied mit dem Fuß, und Filippa, die die Farben schon kennt, steckt ein rotes Steckerchen in ein blaues Feld und lacht dabei. Besonders gewitzt ist Fanny: Beim Arztspiel bandagiert sie meine beiden Arme. Als ich die Bandagen wieder loswerden will und sie bitte, den Doktor anzurufen und um Erlaubnis zu fragen, tut sie dies und gibt am Spieltelefon selbst die Antwort: „Nein, gell?“ Auf mein herzhaftes Lachen stimmt sie ein und wir müssen immer wieder darüber lachen. Ich habe den Eindruck, dass es den Kindern ein Bedürfnis ist, humorvolle Situationen selbst herbeizuführen und auf die anderer zu reagieren. Wenn ich selbst Spaß mache, verdeutliche ich das, indem ich z. B. große Augen mache, meine Arme ausbreite und einzelne Wörter betone.

Humor als Stresskiller und verbindendes Element

Bei uns im Kinderhaus legen wir großen Wert darauf, lustige Situationen entstehen zu lassen, die in irgendeiner Form mit einer Erwartung brechen. So sind die Kinder freudig entzückt, wenn wir z. B. Grimassen ziehen oder sie fangen und kitzeln. Humorvolle „So tun als ob“-Spiele dienen bei kleinen Übergängen als Stresskiller: Wir düsen als Rennfahrer ins Bad zum Händewaschen oder ziehen in der Garderobe die Socken als Handschuhe an. Besonders viel Freude haben die Kinder an Bewegungsspielen, in denen Spannung aufgebaut wird und sich wieder entlädt. Ein Beispiel dafür ist „Gehen wir heut auf Löwenjagd“, bei dem die Kinder erst einen Löwen jagen, dann aber vor diesem davonlaufen. Schon die Jüngsten verstehen einfache Formen von Humor: So schütteln sie im Singkreis auf die Frage, ob sie da sind, schelmisch mit dem Kopf und rufen: „Nein!“ Uns fällt auf, dass sich die Kinder erst in einer guten Beziehung mit dem Gegenüber auf Späße einlassen, bei Fremden macht ihnen das eher Angst. Der gemeinsame Humor verbindet die Kinder und uns Erzieherinnen und fördert auch Freundschaften zwischen den Kindern. Auch hilft er dabei, mit negativen Gefühlen produktiv umzugehen und Niederlagen zu verarbeiten.

Wenn der Morgenkreis zur Kicherrunde wird

Nichts geht über ein fröhliches Kinderlachen – besonders, wenn es aus tiefstem Herzen kommt. Meine Erfahrung ist, dass besonders das Guckguck-da-Spiel zum Lachen animiert. Auch beim zehnten Mal in Folge finden es die Jüngsten noch urkomisch, wenn man plötzlich seinen Kopf hinter einem Tuch hervorstreckt. Eine besonders lustige Situation gab es einmal im Morgenkreis, als ich mich mit meiner Kollegin unterhielt und wir dabei lachen mussten. Plötzlich fing ein Kind nach dem anderen an, herzlich mitzulachen. Das war so ansteckend, dass auf einmal mitten im Stuhlkreis die ganze Gruppe laut lachte. Das hat mir gezeigt, dass bereits die Jüngsten Sinn für Humor haben und dass es unbedingt Raum dafür braucht, einfach mal zu lachen oder aus dem Morgenkreis eine Kicherrunde zu machen. Auch bei mir selbst habe ich gemerkt, dass die Alltagsroutine ruhig durch Humor geprägt sein darf, denn er erzeugt eine sehr wertvolle Atmosphäre für das gemeinsame Miteinander.  

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