Nachgefragt„Kitas sind zu Lebensorten für Kinder geworden“

So viel Veränderung wie aktuell gab es in der Kita-Landschaft noch nie, ist sich Petra Broo aus dem Fach- und Praxisrat von kindergarten heute sicher. Vor allem das Team sieht sie als wichtigen Schlüssel zum Erfolg.

Kitas sind zu Lebensorten für Kinder geworden - Nachgefragt
© privat

Frau Broo, was beschäftigt Sie heute?
Zurzeit beschäftigen mich besonders die massiven Veränderungen im System Kita. Aus meiner Sicht kommen die Veränderungsimpulse vor allem aus zwei Richtungen. Zum einen aus strukturellen Neuerungen, zum anderen aus den veränderten Lebenslagen und Lebenskonzepten von Familien.

Können Sie Beispiele nennen?
Die Öffnungszeiten haben sich erhöht und die Fachkraft-Kind-Relation verbessert sich kontinuierlich. Hinzu kommt der erweiterte Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung, zuletzt bei der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Entwicklung und Ausbau der Kindertagesbetreuung haben in den letzten rund zehn Jahren zu einem enormen Anstieg des Personalbedarfs geführt, der trotz des enormen Ausbaus an den Fachschulen und der erhöhten Nachfrage nach der Erzieher:innen-Ausbildung nicht mehr traditionell gedeckt werden kann. Darüber hinaus sind Kitas zu Lebensorten geworden, in denen Kinder einen erheblichen Teil ihres Tages verbringen. Erfahrungen, die bisher außerhalb der Kita in den Familien und im Privaten erlebt wurden, müssen nun in die Kita integriert werden.

Welche Rückschlüsse ziehen Sie daraus?
Die Qualität von Erziehung, Bildung und Betreuung sollten wir an den Bedürfnissen der Kinder ausrichten und neu definieren. Welche Menschen mit welchen Qualifikationen und Kompetenzen können die Welt in die Kita holen? Wen braucht es, um allen Kindern die Teilhabe an Früher Bildung zu ermöglichen und ihnen ein empathisches, beschützendes und vielfältig inspirierendes Umfeld zu schaffen? Kinder brauchen heute ein divers kompetentes Team von Erwachsenen mit unterschiedlichen Berufs- und Studienabschlüssen.

Was bedeutet das konkret für Kita-Teams?
Beide beschriebenen Impulse führen gewollt oder ungewollt zu erweiterten Teamprofilen, in denen Erzieher:innen und anders qualifizierte Fachkräfte zusammenarbeiten. Mein besonderes Augenmerk liegt daher auf der Fachpraxis, die ich in diesem Veränderungsprozess unterstütze und begleite. Ein funktionierendes multiprofessionelles Team, das für die Kinder gewinnbringend zusammenarbeitet, entsteht nicht allein, indem unterschiedliche Qualifikationen zusammenkommen.

Was würden Sie gerne bewirken?
Ich möchte dazu beitragen, dass – um ein Bild zu verwenden – Kinder, ihre Familien und das Kita-Personal gemeinsam ein Floß bauen können, auf dem sie sicher durch wilde Gewässer navigieren und am besten auch noch Spaß dabei haben. Damit dies gelingen kann, braucht es Bewusstsein und Angebote zur Gestaltung von Change-Prozessen. Sorgen und Ängste sind Teil eines solchen Prozesses und müssen als wichtige Hinweise für konstruktive Entwicklungen wahrgenommen und auch wertgeschätzt werden.

Die Fragen stellte Susanne Weiss, Redaktion kindergarten heute.

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