KolumneHändchen halten auf dem Klo

Händchen halten auf dem Klo
© Marén Gröschel, Braunschweig

Na, seid ihr gerade mittendrin oder schon fertig fürs Erste? Oder mal wieder im Aufnahmestopp wegen Personalmangel?
So oder so: Eingewöhnung – wir alle verbinden damit verschiedene Gefühle. Bei mir kommt direkt Anspannung auf. Was erwarten die Eltern von mir und ihrem Kind? Wir kennen sie doch alle, diese „Ach, das wird ganz schnell gehen“-Eltern versus „Ich WEISS ja nicht, er bleibt nicht mal alleine bei Papi!“. Wir wissen auch genau, dass beide Versionen häufig sagen: „Dass es so läuft, hätte ich jetzt aber nicht gedacht!“ Den Eltern geht es da nicht anders als uns. Kinder sind Überraschungseier.
Ist es eins von den „Hä, Erzieherin? Hatte ich bisher nie, brauche ich auch jetzt nicht!“-Kindern oder eher ein zweiter Schatten, der mir überall hin folgt und am besten auch noch auf der Toilette Händchen hält? Ein sarkastisches Hoch auf die Toilettenkabinen, die unten einen Spalt breit offen sind …
Aber zurück zum Thema. Wie lange wird die Eingewöhnung dauern? Bin ich fertig, bevor das nächste Kind in den Startlöchern steht? Wird es Tränen geben, und wenn ja, lässt sich das Kind trösten oder ablenken? Wie oft werde ich dafür die Kugeln die Murmelbahn runterrattern und Gabeln wie Handpuppen sprechen lassen? Unvergessen das Kind, das zu Hause fröhlich erzählte, ich würde seine Sprache verstehen. Während es mich auf Türkisch vollgeblubbert hat, habe ich zusammenhanglos lächelnd auf Deutsch geantwortet. Es hat sich wohl nicht missverstanden gefühlt. Leider nutzt das nichts, wenn eine:r von uns krank wird. Passiert ja in der Eingewöhnungsphase häufig und verzögert alles. Tritt der seltene Fall ein, dass alle fit bleiben, dann geht ganz bestimmt das Kind mit seiner Familie für drei Wochen in den Urlaub. Also doch wieder alles auf null.
Wie lang sich diese ersten zwei Stunden Eingewöhnung ziehen können! Manche Kinder weinen, weil sie nicht wieder heimwollen. Aber für alle anderen ist die Erfahrung wichtig, dass sie wieder abgeholt werden und nicht auf ewig bei der mit Gabeln sprechenden Irren bleiben müssen. Oft genug stand ich selbst am Fenster und hielt voller Sehnsucht Ausschau nach der Mutter oder dem Vater. Manchmal stehen sogar Familien vor unserer Tür, voller Freude auf den ersten Tag, und wir wissen nichts davon – wälzen panisch Unterlagen, ob wir irgendetwas übersehen haben, bis dann eine:r richtig schlussfolgert und das Kind in die Nachbar Kita schickt. Kann ja mal passieren.
Aufatmen.
Es ist ein schönes Gefühl, die wachsende Beziehung zu den Kindern zu erleben. Doch nach wie vor habe ich lieber die Verantwortung für die gesamte Gruppe; da weiß ich, woran ich bin. Zum Glück werden sie alle irgendwann ein Teil davon und schließlich kommt dieser magische Moment, wenn sie das erste Mal deinen Namen sagen. Dann ist plötzlich alles vergessen. Und aufs Klo kann ich auch wieder allein. 

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