Genderpädagogik: im Kindergarten

Im Alter von 2 Jahren wissen Kinder in der Regel, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt. Ab einem Alter von 3 Jahren haben sie eine Vorstellung davon, welches Geschlecht sie und andere haben und bringen sie unbewusst mit bestimmten Rollenzuschreibungen in Verbindung.² Deshalb ist eine gendersensible Pädagogik bereits in der Kita von großer Bedeutung.

Besonders ältere Kitakinder haben oft sehr rigide Vorstellungen, was „für Jungs“ und was „für Mädchen“ ist. Geschlechtsspezifische Zuordnungen werden ernst genommen und verteidigt – Kinder, die von der Norm abweichen, haben es oft schwer. Problematisch ist, dass aktuelle Spielzeugtrends diese Tendenz der binären Aufteilung unterstützen und verstärken: Es gibt kaum noch „neutrale“ Spielsachen.

Menschen werden durch die Gesellschaft beeinflusst und geprägt, in der sie aufwachsen. So übernehmen bereits Kinder bestimmte Vorstellungen, Ideale und Zuschreibungen, wie „Männer sind stark“, „Jungen sind wild“, „Frauen sind gefühlsbetont“ oder „Mädchen sind süß“. Dazu zählen auch Verhaltensweisen, Gefühlsäußerungen, Kleidung oder Spielmaterial, die einem bestimmten Geschlecht zugeordnet werden. Diese von Erwachsenen vorgelebten Rollenzuschreibungen beeinflussen wiederum die Identitätsentwicklung von Kindern und führen häufig zu einer Einschränkung ihrer Entfaltungsmöglichkeiten. So begünstigen Geschlechterstereotype eine Ausgrenzung von Kitakindern, die nicht der „Norm“ entsprechen.

In der Bauecke versammeln sich die Jungen, während die Mädchen in der Puppenecke spielen: diese klare Trennung können Erzieher*innen durchaus infrage stellen. So können Baumaterialien und Puppenspielzeug eher nebeneinandergestellt werden, um eine Durchmischung zu erreichen. Bereits bei der Auswahl von Spielmaterialien sollte darauf geachtet werden, dass diese geschlechtsneutral sind. Stereotype Darstellungen in Kinderbüchern („ängstliche Prinzessin“) können zudem eine Gelegenheit sein, um mit den Kindern über Rollenzuschreibungen zu sprechen.

Für Fachkräfte geht es darum, die eigenen Vorurteile zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen (vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung). Werden Mädchen mit einem Lob für ihr hübsches Kleid begrüßt? Traut man Jungen weniger Empathie und Sensibilität zu? Das Ziel sollte sein, Kinder in ihrer individuellen Einzigartigkeit zu fördern und ihre Entwicklung nicht durch Genderstereotype zu begrenzen und behindern.

In der Kita gendersensibel zu arbeiten, bedeutet, Kindern zu ermöglichen, sich frei von gesellschaftlich festgelegten Normen zu entwickeln. Sie werden unabhängig von den jeweils vorherrschenden Geschlechterklischees darin unterstützt, ihre individuellen Interessen und Fähigkeiten zu entfalten und sich und anderen vorurteilsfrei zu begegnen. Geschlechtersensibilität verkörpert eine Haltung, die vielfältige Lebensweisen anerkennt und Chancengerechtigkeit und Inklusion vorlebt.³