Spendung von SakramentenVatikan fordert Einhaltung der vorgeschriebenen Worte

Taufkerze
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Das vatikanische Dikasterium für die Glaubenslehre hat sich erneut mit der Gültigkeit der Sakramentenspendung auseinandergesetzt. Das am 2. Februar in italienischer Sprache veröffentlichte Schreiben „Gestis verbisque“ war von Papst Franziskus in einer Audienz am 31. Januar autorisiert worden. Kardinalpräfekt Víctor Manuel Fernández verweist in einem einführenden Schreiben auf die bereits seit 2022 anhaltenden Diskussionen um die Gültigkeit der Sakramente bei veränderten Spendeworten. Konkret ging es damals um die Frage, ob die Taufe auch mit Worten wie „Im Namen deines Vaters und deiner Mutter (…) taufen wir dich“ gespendet werden dürfe. Fernández weist im jüngsten Schreiben die Amtsträger darauf hin, dass sie Diener der Kirche seien und sich daher nicht eigenwillig darüber hinwegsetzen dürften, was die Kirche als Form und Materie für ein Sakrament bestimmt. Daher sei für die Gültigkeit eines Sakramentes allein die von der kirchlichen Autorität erlassene Spendeformel zu verwenden.

Das neuerliche Dokument des Glaubensdikasteriums erfuhr unterschiedliche Rezeption. Der Kirchenrechtler Matthias Pulte unterscheidet zwischen einem vorsätzlichen und einem fahrlässigen Handeln im Blick auf die Sakramentenspendung. Würden die Spendeworte absichtlich verändert, könne nur die Ungültigkeit des Sakraments festgestellt werden. Bei einer unbewussten Abweichung von den Spendeworten dürfe aber die Gültigkeit des Sakraments angenommen werden, so Pulte. Andrea Grillo, Liturgiewissenschaftler am Päpstlichen Athenäum Sant’Anselmo, antwortete dem Präfekten des Dikasteriums mit einem offenen Brief, in dem er das „mittelalterliche Denken“ kritisiert, das im Schreiben zum Ausdruck komme. Immer noch, so Grillo, werde ein scholastisches Denken reproduziert, ohne diesem mit dem nötigen Maß an Kritik zu begegnen.

Im Hintergrund des Streits steht unter anderem die Lehre, die das Zweite Vatikanische Konzil in seiner Konstitution über die Liturgie „Sacrosanctum concilium“ beschrieben hat: „Gegenwärtig ist er (Christus) mit seiner Kraft in den Sakramenten, so dass, wenn immer einer tauft, Christus selber tauft“ (Nr. 7). Damit wird eine Überzeugung rezipiert, die sich schon bei Augustinus findet. Sie deutet an, dass nicht ein Amtsträger Subjekt der Spendung eines Sakramentes sei, sondern Christus selbst. Auch hinsichtlich der Einheit der Kirche sei es notwendig, überall die Sakramente mit derselben Materie und derselben Form zu spenden.

Bereits im Sommer 2020 hatte die Kongregation für die Glaubenslehre bestimmt, dass eine Abänderung der Taufformel nicht zulässig sei. Im Nachgang wurde bekannt, dass im US-amerikanischen Bistum Phoenix ein Priester seit 2005 die Taufe mit den Worten „Wir taufen dich“ gespendet hatte; zahlreiche Menschen seien demnach ungültig getauft worden, ließ die Bistumsleitung seinerzeit verlauten.

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