Evangelische Kirche in DeutschlandKirsten Fehrs kommissarische Ratsvorsitzende

Kirsten Fehrs
© EKD/Jens Schulze

Kirsten Fehrs ist die kommissarische Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Nach dem Rücktritt der westfälischen Präses Annette Kurschus übernahm die bisherige stellvertretende Ratsvorsitzende Mitte November übergangsweise das Leitungsamt. Auf der EKD-Synode im November 2024 soll eine Nachfolge für die verbleibende Amtszeit des 2021 in Bremen für die Dauer von sechs Jahren gewählten Rats gefunden werden.

Dann müssen auch zwei Mandate im Führungsgremium der EKD nachbesetzt werden: Neben dem Mandat von Kurschus wird das des hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung vakant, da dieser im Laufe des Jahres 2024 in den Ruhestand geht. Bedeutsam für die Nachbesetzung könnte sein, dass Kurschus die einzige reformiert ordinierte Theologin im Rat der EKD war: Die Grundordnung der EKD schreibt vor, dass die bekenntnismäßige Gliederung bei der Ratswahl zu beachten ist. Gemeinhin wird das so ausgelegt, dass wenigstens ein reformierter Vertreter im Rat der EKD sein muss.

Unterdessen endete die im November wegen eines Bahnstreiks unterbrochene Synode Anfang Dezember in Form einer Videokonferenz. Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich kündigte eine kritische Aufarbeitung des Kurschus-Rücktritts in den synodalen Arbeitsgruppen an. „Wir werden einen Weg finden müssen, mit solchen Vorwürfen angemessen umzugehen.“ Heinrich äußerte Respekt vor dem Entschluss von Kurschus, von allen Ämtern zurückzutreten. „Ich bedauere es, wenn bei manchen Personen der Eindruck entstanden ist, die Synode, der Rat und ich selbst haben sich nicht hinreichend solidarisch gezeigt.“ Vor Journalisten räumte sie ein, dass auch ihre eigene Rolle, die sie als Synodenpräses rund um den Rücktritt spielte, aufgearbeitet werden müsse.

Fehrs betonte, dass es bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs um „eine klare Ausrichtung auf Betroffene und darum, dass wir als Kirche Gewalt und Grenzverletzungen verhindern“ gehen müsse. Sie empfinde es als „bedrückend“, dass es nach dem Rücktritt von Kurschus Druck aus dem kirchlichen Raum auf Betroffenenvertreter gegeben habe. Der Sprecher der Betroffenen im Beteiligungsforum der EKD, Detlev Zander, hatte als einer der Ersten den Rücktritt von Kurschus gefordert. Ähnlich äußerte sich die seit vielen Jahren zur Synode gehörende Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen): „Wir müssen als Institution, als Kirche und als Christenmenschen die Möglichkeit schaffen, dass die Betroffenen bei uns den Ort finden, an dem sie sein können und wo ihnen geglaubt wird.“ Andere leitende Geistliche solidarisierten sich mit Kurschus. Die Aufarbeitung benötige das genaue, selbstkritische Hinsehen, sagt Badens Landesbischöfin Heike Springhart. „Und das wird nicht darüber gelöst, dass Einzelne von uns zum Rücktritt genötigt werden.“ Hannovers Landesbischof Ralf Meister hatte schon vor der digitalen Tagung der Synode gewarnt, dass die Kirche immer „gnadenloser“ zu werden drohe. Kurschus sei von allen Verantwortlichen im Stich gelassen worden.

Das Thema sexueller Missbrauch wird die Evangelische Kirche weiter beschäftigen. Am 13. Dezember hat die Bevollmächtigte der EKD im politischen Berlin, Prälatin Anne Gidion, zusammen mit der Unabhängigen Beauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, eine Erklärung zur Missbrauchsaufarbeitung unterzeichnet. Für den 25. Januar erwartet die Kirche die „ForuM“-Studie. Sie werde „umfassend wie nie zuvor, die Dimensionen sexualisierter Gewalt“ aufzeigen, sagte Fehrs. Die Ergebnisse wolle man entschieden aufnehmen und bearbeiten. „Aber das können wir nur, wenn uns der Wille eint, uns dieser Verantwortung zu stellen.“

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