Römisches Staatssekretariat bekommt erstmals eine weibliche FührungskraftPapst ernennt Juristin Francesca Di Giovanni zur Untersekretärin

Das Staatssekretariat, die mächtigste Behörde der Römischen Kurie, hat erstmals in seiner Geschichte eine Frau in einer Führungsposition. Wie der Heilige Stuhl Mitte Januar mitteilte, ernannte Papst Franziskus die 66 Jahre alte italienische Juristin Francesca Di Giovanni zur Untersekretärin (sottosegretario donna). Auf einer neu geschaffenen Stelle wird sie künftig den Bereich multilaterale Beziehungen leiten. Sie berichtet an den Chef der zweiten Sektion des Staatssekretariats, Erzbischof Paul Richard Gallagher, der wiederum dem Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin untersteht. In der Vergangenheit waren bereits in zwei anderen Dikasterien Frauen zu Untersekretärinnen berufen worden.

Di Giovanni arbeitet seit 26 Jahren im Staatssekretariat. Sie wurde 1953 in Palermo geboren und gehört der Fokolarbewegung an. In ihren Zuständigkeitsbereich fallen unter anderem die Themen Migration und Flüchtlinge, humanitäres Völkerrecht, internationales Privatrecht, Frauenfragen und Fragen des geistigen Eigentums.

In einem Interview mit dem „Osservatore Romano“ zeigte sich Di Giovanni überrascht über ihre Ernennung. „Der Heilige Vater hat auf jeden Fall eine innovative Entscheidung getroffen. Jenseits meiner eigenen Person ist dies ein Zeichen der Achtung in den Beziehungen zu den Frauen.“ Gerade auf dem Feld der multilateralen Beziehungen spielten Frauen eine wichtige Rolle. „Eine Frau kann die besondere Begabung haben, Gemeinsamkeiten auszuloten und Beziehungen zu pflegen“, so Di Giovanni. Papst Franziskus hat mehrfach gefordert, die Kirche müsse mehr Frauen in Führungspositionen einsetzen. In einer Predigt am Neujahrstag sagte er: „Die Frau schenkt und vermittelt Frieden und muss vollständig in die Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Wo die Frauen ihre Gaben einbringen können, ist die Welt geeinter und friedlicher.“

Mit der neuen Untersekretärin für multilaterale Beziehungen treibt Papst Franziskus den Umbau seines Regierungsapparates voran. Es wird erwartet, dass in der ersten Hälfte des Jahres 2020 die seit langem angekündigte Kurienreform in Kraft tritt. Die entsprechende Apostolische Konstitution „Praedicate Evangelium“ wird derzeit im Vatikan überarbeitet. Wie aus früheren Entwürfen des Papiers hervorgeht, sollen Laien künftig mehr Macht im Vatikan bekommen und auch Dikasterien leiten können, wie es im „Dikasterium für Kommunikation“ schon der Fall ist. Zugleich wird das Staatssekretariat weiter ausgebaut. Lucas Wiegelmann

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