Ihre PostLeserbriefe

Perspektive

Zu den „Adventsmeditationen“ 

Seit ich den CIG lese, hat mich noch kein Beitrag so herausgefordert wie die „Adventsmeditationen“ von Annette Jantzen. Für mich als alten, eher konservativen Katholiken, dem der Glaube, wie ihn unsere Kirche lehrt, zunehmend eher fragwürdig als hilfreich erscheint, ist Jantzens Sicht auf das Neue Testament und wichtige Glaubensaussagen der Kirche zunächst irritierend; sie wird aber bei längerem Nachdenken für mich immer einleuchtender. Ich bin mit dem diesbezüglichen Nachdenken noch nicht zu Ende, aber das Gefühl verstärkt sich, dass diese Sicht maßgeblich dazu beitragen wird, dass mein Glaube wieder einsichtiger, fester, selbstverständlicher und froher wird.

Tilmann Hitzler-Spital, Minden

Mit großem Gewinn habe ich die Adventsmeditationen gelesen. Sie waren eine Steilvorlage für meine Weihnachtspredigt. Mir scheint, eine Korrektur unserer gängigen Vorstellung vom „Gott-Menschen“ ist überfällig. Für viele dürfte das eine regelrechte Befreiung sein. Wurde das Reden Jesu nicht seinerseits oft als „Gotteslästerung“ empfunden? Heute verstellt uns die Schlagseite hin zur Göttlichkeit den Blick auf das provokativ Menschliche an ihm. Und eben dieses Besondere, seine geradezu „göttliche“ Ausstrahlung, hat dann wohl zu seiner Vergöttlichung beigetragen. Die Menschen seiner Zeit haben die entsprechende „Poesie“ (etwa die Kindheitsgeschichten) noch verstanden.

Andreas Reichwein, Frankenberg

Antwort

Zum Artikel „Das Geheimnis vom Gott in der Krippe“

Was heißt es, wenn Gott Mensch wird? Ich fürchte, dass Menschen, die nicht Theologie studiert haben, in den dogmatischen und philosophischen Formulierungen dieses Beitrags keine wirkliche Antwort auf diese Frage bekommen. Gott als „das notwendige Sein“ oder als „Wort im fleischgewordenen Wort“? Welchem Menschen sollen solche Formulierungen Hoffnung machen?

Tristan Dittrich, Bochum

Hoffnung

Zum Beitrag „Weihnachtspassion“ 

Der Beitrag macht überaus deutlich, wie irreführend sentimentale Deutungen der Menschwerdung Gottes sind. Die Leidensgeschichte Jesu beginnt in der Krippe. Das Kind wird zum Zeichen des Widerstands und des Auferstehens. Die Zeitenwende war angebrochen. In den Kriegen unserer Tage in der Ukraine und in Nahost liegt immer noch die ungebrochene Hoffnung auf Befreiung und Erlösung in der Krippe.

Klaus Beurle, Würzburg

Überzeugen

Zum Artikel „Verrücktheit wagen“ 

Ja, wir brauchen ungewöhnliche Menschen in dieser ungewöhnlichen Zeit. Dabei hat sich scheinbar nicht viel geändert. Gottes Sohn ist vor über 2000 Jahren in einem Stall zur Welt gekommen; hilfsbedürftig, nackt und ohne jede Versicherung und Sicherheit. Das Einzige, was er sicher hatte, war die Liebe seiner Eltern, die wiederum getragen wurde von der Hoffnung und dem Glauben.

Wir müssen etwas verrücken, um die Perspektive zu ändern. Die Menschen haben im Allgemeinen Hunger nach Liebe und Geborgenheit, aber unsere Gesellschaft kann diesen Hunger mit ihren Mitteln nicht stillen. Entscheidend ist, dass die, die sich auf diesen Weg machen, ein wahrhaftiges Zeugnis ablegen.

Rudolf Sonak, Nordheim

Verantwortung

Zum Artikel „Frieden ist die Frucht der Gerechtigkeit“ 

In einer Zeit, in der palästinensische Stimmen schnell in terroristische Ecken gestellt werden, ist ein Interview mit einem Friedensstifter wie Elias Chacour wohltuend, mit sachlich erklärender und wichtiger Botschaft. Wenn jemand kompetent beurteilen will, ob eine auf Gerechtigkeit beruhende Zwei- Staatenlösung heute eine Chance hat, dann sind das Friedensstifter wie Elias Chacour und nicht jemand, der glaubt, die Lage am heimischen Schreibtisch in Deutschland fachlich beurteilen zu können. Wenn es einen Friedensmenschen gibt, der die Situation lebenslang aus eigenem Erleiden kennt und fachliche Kompetenz und prophetisches Charisma einbringen kann, dann darf man ihm eine Berufung zutrauen. Die Kirchen haben eine neutrale Position – Verantwortung für gerechten Frieden.

Berthold Seeger, Biberach

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