Ferdinand Kerstiens Gesehen

Wenn ich im Auto sitze und einen Polizisten sehe, denke ich automatisch: Was habe ich falsch gemacht? Gleich wird er mich anhalten. Bei manchen Leuten ist auch das Gottesbild so geprägt. Die Älteren haben es ja früher so gelernt: „Ein Auge ist, das alles sieht, auch was in dunkler Nacht geschieht.“ Gott war der allgegenwärtige Polizist, der alles sieht, jeden Fehler, und sofort ein Protokoll aufnimmt. Ein schrecklicher Gott, den man nur fliehen kann, ein schrecklicher Gott, vor dem man nicht fliehen kann.

Doch es gibt auch eine andere Erfahrung: Ein Kind wird nachts wach. Es hatte Angstträume. Es ruft nach seiner Mutter, seinem Vater. Die hören das Schreien, kommen und sehen nach, was dem Kind fehlt. Wenn das Kind die Eltern sieht, kann die Angst langsam weichen. Wenn jemand kommt und mit Liebe mich in meiner Not sieht, dann ist nicht einfach die Angst weg oder die Krankheit geheilt. Aber das Kind oder der Kranke wird schon ruhiger: Da ist jemand, dem ich vertraue, der es gut mit mir meint, der helfen kann. So gehört und gesehen werden, ist schon der Anfang der Heilung.

Ferdinand Kerstiens in: „Biblische Zeitansagen“ (LIT Verlag, Münster 2023)

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