Hassverbrechen gegen ChristenEine Zahl, die erschüttert

Verbrechen gegen Christen nehmen massiv zu. Doch das mediale Echo bleibt aus. Das kann sich rächen.

Statistiken und Zahlen bestimmen in diesem Herbst wieder unser Leben. Wie viele neue Corona-Fälle wurden gemeldet? Ist die Sieben-Tage-Inzidenz schon wieder gestiegen? Und wie steht es um die Impfquote? All diese Werte werden uns täglich in Zeitungen und Fernsehnachrichten vorgerechnet und von immer neuen Experten ausgewertet. Eine andere erschütternde Zahl spielt medial keine große Rolle: 70 Prozent. Um so viel ist die Zahl der Hassverbrechen gegen Christen und christliche Einrichtungen in Europa im Lauf des letzten Jahres angestiegen. Das ist das Ergebnis eines neuen Berichts der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE). Die Fälle reichen von Graffiti an Kirchenmauern bis zu Brandanschlägen, von Beleidigungen bis zu tätlichen Angriffen auf Pfarrer.

Modisches Christen-Bashing

In die überregionalen Nachrichten schaffen es diese Verbrechen selten. „Medial und politisch wird der Hass auf Christen als ein immer offensichtlicheres gesellschaftliches Problem kaum wahrgenommen“, beklagt Madeleine Enzlberger auf katholisch.de. Als Leiterin der Wiener Beobachtungsstelle der Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen war sie an der OSZE-Studie beteiligt und musste feststellen, dass nur jedes fünfte Land überhaupt Daten zu christenfeindlichen Hassverbrechen gesammelt und eingereicht hat. Ganz belastbare Angaben lassen sich also nicht machen, die tatsächliche Zahl der Angriffe kann nur statistisch geschätzt werden. Die Dunkelziffer könnte – so fürchten die Autoren der Studie – noch höher liegen.

Enzlberger sieht in den Zahlen einen „lauten Weckruf gegen Gleichgültigkeit und modisches Christen-Bashing“; deutlich wahrscheinlicher ist aber, dass sich auch durch diese neueste Studie nicht viel ändert. Noch immer gibt es eine nicht zu unterschätzende Gruppe, die bestreitet, dass es so etwas wie religiöse Gewalt gegen Christen in Europa überhaupt geben könnte.

Nacht der roten Kirchen

Doch wenn die Angriffe auf Kirchen und Gläubige jetzt nicht ernst genommen werden, wird sich das rächen. Jetzt werden die Weichen für eine Zeit gestellt, in der die Kirche nicht mehr für so viele Menschen sprechen kann, nicht mehr so viel Rückhalt in der Politik und Gesellschaft haben wird. Welche Rolle sie dann noch spielen kann, hängt auch davon ab, als wie schützenswert sie gesehen wird. Und davon, ob die Bevölkerung versteht, dass ein Angriff auf eine Kirche – genau wie der Angriff auf jedes andere religiöse Gebäude – immer auch ein Angriff auf die freiheitlich-demokratische Gesellschaft im Ganzen ist.

Diesen Mittwoch werden zum „Red Wednesday“ Kirchen rund um die Welt rot beleuchtet, um an Verbrechen gegen Christen zu erinnern. Ein starkes Zeichen, bei dem man nicht nur an weit entfernte Länder denken sollte, sondern auch an die Gewalt hierzulande.

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