Hochwasser im Juli 2021„Man kann nicht viel mehr tun, als da zu sein“

Interview mit Rainer Justen, Pfarrer der schwer getroffenen Gemeinde Schuld in Rheinland-Pfalz

CHRIST IN DER GEGENWART: Herr Justen, was sagt man als Pfarrer den Menschen, die in den Fluten alles verloren haben?

Rainer Justen: Man kann nicht viel mehr tun, als da zu sein. Ich habe mit einem Feuerwehrmann gesprochen, der sein Haus verloren hat. Er hat gar nicht über den materiellen Verlust gesprochen, sondern sagte zuerst: Ich habe jetzt gar keine Erinnerungen mehr an meine verstorbenen Eltern. Tiefe theologische Gespräche über die Frage, wie Gott dieses Leid zulassen kann, hatte ich nicht.

Wie schlimm ist das Dorf Schuld an der Ahr betroffen?

Sechs Gebäude sind einfach weg. Andere Häuser müssen wohl abgerissen werden. Es ist eine Spur der Zerstörung, die ich nur aus Katastrophenfilmen kenne.

Wird es einen Gedenk-Gottesdienst geben?

Einige Feuerwehrleute haben angesprochen, dass sie gern einen Gottesdienst feiern möchten. Die haben ganz schlimme Bilder gesehen, die sie belasten. Wir wollen das beizeiten zusammen mit den positiven Erfahrungen – wie der großen Hilfsbereitschaft – in eine Feier hineinbringen.

Wurde die Kirche in Schuld auch vom Hochwasser getroffen?

Nein, sie wurde über Nacht zur Leitzentrale der Rettungskräfte umfunktioniert. Die haben die Eingangstür aufgebrochen, auch um Obdachlose unterbringen zu können. Recht so!

Ministerpräsident Armin Laschet wurde scharf kritisiert, nachdem er im Krisengebiet lachend fotografiert wurde. Mal grundsätzlich: Darf man im Angesicht von Leid lachen?

Die Hochwasser-Katastrophe mit der Zerstörung und dem unvorstellbaren Leid ist eine ganz ernste Sache. Bei allem Verlust und der Trauer ist es hilfreich, Mut und Kraft für einen Neuanfang zu finden. Ich bin mir sicher, dass dabei die Erfahrung von Solidarität und Hilfe, der Glaube an die Heilszusage Gottes und auch ein Humor, der wieder Lebensfreude weckt, prinzipiell eine Hilfe sein können. Interview: Jonas Mieves

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