Leserbriefe

Gehen oder bleiben?

Der Artikel von Joachim Jauer, in dem er die Situation der Kirche mit der Implosion des Kommunismus vergleicht (vgl. CIG Nr. 17, S. 6), hat mich sehr berührt. Am Ende steht das Bekenntnis Jesu: „Ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Ja, der an seiner Kirche leidende Katholik vertraut auf die Zusage des Auferstandenen. Es hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Ich weine um die Verfasstheit der Institution, ohne meine Hoffnung auf Veränderung zu verlieren.

Eleonore Hillebrand, Neuss

Gehen oder bleiben? – Die Frage Jesu an seine Jünger habe ich 1977 als Leitspruch für meine Priesterweihe gewählt. Achtzehn Jahre stand ich im priesterlichen Dienst. Nun bin ich mehr als 25 Jahre verheiratet. Wir sind eine Familie mit drei inzwischen erwachsenen Kindern. Bin ich deshalb also auch „gegangen“? – Nein! So habe ich meine Entscheidung zu heiraten nie verstanden. Aber ich weiß auch, dass meine Kirche sie nicht akzeptiert und keine andere Handhabe kennt, als mit Suspendierung, Amtsenthebung, also Ausgrenzung zu reagieren. Ich bleibe. Kirche ist für mich im Tiefsten etwas anderes als eine nur äußerlich sichtbare religiöse Organisation. Immerhin habe ich aus ihrer Mitte das Wort Jesu vernommen: „Wollt auch ihr weggehen?“ Es hat mich ins Herz getroffen, und ich habe mir die Antwort des Petrus zu eigen gemacht: „Wohin sollten wir sonst gehen? Du hast Worte ewigen Lebens.“

Franz Linemann, Waldbronn

Aufgeklärter Islam?

Ihr Kommentar „Ihr sollt nicht denken!“ (CIG Nr. 18, S. 2) legt offen, wie schwer es ein aufgeklärter Islam in der arabischen Welt hat. Wenn nun immer wieder gesagt wird, dass der Islam zu Deutschland gehört, stelle ich als Anhänger unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung fest: Diesen Islam möchte ich hierzulande nicht. Vor diesem Islam habe ich Angst.

Günther Hoffmann, Nürnberg

Die ganze Person sehen

Zu mehreren Beiträgen über die von Rom verweigerte Segnung homosexueller Paare (zuletzt die Leserbriefe in CIG Nr. 18, S. 20) möchte ich ergänzen: Kirchliche Aussagen zu diesem Thema spiegeln oft eine große Unkenntnis wider. In geradezu peinlicher Weise wird bei homosexuellen Menschen der Sexualakt in den Vordergrund gerückt. Als ginge es in diesen Partnerschaften nur um „das Eine“! Homosexuelle Menschen haben meist schon in Kindheit und Jugend viel Ablehnung erfahren, oft kann auch die Familie mit ihrem Coming out nicht umgehen. Wenn sie dann endlich einen Menschen gefunden haben, der sie versteht und mit dem sie in guten wie ein schlechten Tagen zusammenhalten wollen, erfahren sie seitens der Kirche erneut Ablehnung.

Dr. Vera Antons, Stuttgart

Mini-Revolution

Mit Schmunzeln, aber auch mit etwas Verwunderung habe ich die Glosse „Revolution auf Norddeutsch“ gelesen (CIG Nr. 18, S. 19). Ein kühler Kopf tut uns in der gegenwärtigen Situation der Kirche sicher gut. Aber muss es mit Ministrantinnen so lange dauern? Ich erinnere mich gut, dass in meiner Kaplanszeit 1968 zwei 18(!)-Jährige die ersten Ministrantinnen waren. Dieser frühe Anfang hat sich bewährt.

Winfried Didinger, Geisenheim

Politik, Glaube, Moral

Ihr Kommentar „Gretchenfrage“ hat mich befremdet (CIG Nr. 18, S. 2). Dass Annalena Baerbock nach ihrer Haltung zu Religion befragt wird, ist authentisch und legitim. Warum verteidigen Sie sie gegen einen Angriff, den es gar nicht gibt? Zugleich zeigen Sie empört auf Maskengeschäfte einzelner Unionspolitiker. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Bernhard Vogt, Berlin

Den Hirten eine Chance!

Zu dem Beitrag „Die guten Hirten“ von Heike Helmchen-Menke (CIG Nr. 17, S. 8) möchte ich ergänzen, dass Jesus sagt: „Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich“ (Joh 10,14). Das mag für eine pastorale Situation zutreffend gewesen sein, in der es noch kleine Gemeinschaften gab. Solch ein Bild und vor allem solch eine Realität wären auch jetzt anschlussfähig und würden Chancen eröffnen. Aber wie soll ein Pfarrer heute überhaupt die Seinen kennen, wenn immer mehr Gemeinden zusammengelegt werden? Die neuen Strukturen heißen zwar „Seelsorgeeinheiten“, sind letztlich aber einfach nur immer größere Verwaltungsgebiete.

Hans Nieleck, Bad Säckingen

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