Leserbriefe

In memoriam Hans Küng

Für Ihren anrührenden und so persönlich gehaltenen Nachruf auf Hans Küng (vgl. CIG Nr. 15, S. 3) möchte ich Ihnen herzlich danken. Sie sprechen von seiner authentischen Überzeugungskraft und rühren damit eine Seite an, die oft vergessen wird. Sie weisen zugleich darauf hin, dass viele höchst aktuelle Forderungen von Hans Küng schon in den 1970er Jahren erhoben wurden. Vielleicht braucht so etwas 40 Jahre, bis es im Glaubensbewusstsein Wurzeln schlägt.

Prof. Dr. Hermann Häring, Tübingen

Hans Küng war einer der seltenen Theologen, deren Bücher man selbst in Bahnhofsbuchhandlungen finden konnte. Nicht zuletzt aufgrund seines wenig fachtheologischen Stils und seiner für jedermann deutlich erkennbaren echt jesuanischen Positionen erreichte er Menschen, an die, bis auf wenige Ausnahmen, kein anderer Theologe herankam. Dass ausgerechnet so jemandem die Lehrerlaubnis entzogen wurde – bloß weil er ein Dogma hinterfragt hatte –, ist schon mehr als traurig und wirft kein gutes Licht auf die Kirchenleitung. Phänomenalerweise wurde er danach erst richtig populär. Mit seinem Projekt „Weltethos“ hat er Neuland betreten. Dafür hätte er als „normaler“ Theologieprofessor wahrscheinlich gar keine Zeit gehabt.

Gunther Britz, Saarwellingen

Wo stünde die Kirche heute, wenn sie in der Lage gewesen wäre, Menschen wie Küng – ich nenne hier auch Leonardo Boff und Eugen Drewermann – wirklich zuzuhören und ihre Gedanken zu reflektieren. Küng hat es gewagt, Strukturen und Glaubenssätze zu hinterfragen und teilweise zu anderen Schlussfolgerungen zu kommen als die Amtskirche. Aber Küng hat der Kirche dennoch nie den Rücken gekehrt. Ein großes Ärgernis ist für viele Gläubige, dass Bischöfe, im Besonderen Kardinäle der Kurie, meinen, sie hätten „qua Amt“ immer Recht. Ich wünsche mir eine Kirche, in der man offen miteinander diskutieren kann.

Günter Kordes, Sundern

Sloterdijks Sprung

Ich habe das Buch von Peter Sloterdijk nicht gelesen und werde es nach Ihrer Besprechung (vgl. CIG Nr. 13, S. 3) auch nicht tun. Ich verlasse mich auf das Urteil von Johannes Röser. Der Starphilosoph Sloterdijk scheint die Glaubenden nicht nur nicht zu sehen, sondern mit Überheblichkeit zu ignorieren.

Dr. Arndt Jehmlich, Wangen im Allgäu

Beim Lesen wurde ich an die Zeit meiner Gottsuche erinnert. Damals habe auch ich – wie Sloterdijk – versucht, die in der Bibel erzählten Krankenheilungen als geglückte psychotherapeutische Interaktionen zu interpretieren. Letztlich war das aber nur das Bemühen, „ein Phänomen zu lichten, indem ich es in einen Kerker einsperrte“. Was ich dagegen immer wieder erleben darf: „Wer sucht, wird gefunden und verwandelt“. Erst wenn das vorstellende Suchen resigniert, erst wenn das Ich nicht mehr auf sich reflektiert, taucht das Gesuchte in der Wahrnehmung oder im Denken auf.

Mechthild Vogt, Telgte

Schön, dass Sie das Buch von Sloterdijk vorgestellt haben. Es lohnt sich offensichtlich nicht, es zu lesen. Auch der hochgeachtete Philosoph macht Fehler.

Hermann Kast, Speyer

Zugänglicher Seelsorger

Danke für das herzerfrischende Interview mit Pfarrer Rainer Maria Schießler (vgl. CIG Nr. 13, S. 5). Das war ein wunderbar leicht zugänglicher Beitrag, den man auch ohne Theologiestudium verstehen konnte. Gäbe es doch mehr Seelsorger von diesem Schlag!

Ingeborg Schwenke, Pfarrkirchen

Pfarrer Schießler hat zweifellos ein Talent zum Entertainment. Dass er aber bei der eucharistischen Anbetung durch Papst Franziskus abgeschaltet hat, kann ich nicht gutheißen. Wie kann es sein, dass er als Priester aussteigt, wenn Christus im Mittelpunkt steht?

Katharina Weber, München

Positiv authentisch

Im Kommentar „Authentisch bis zur Verzweiflung“ (CIG Nr. 11, S. 2) beleuchten Sie kritisch den digitalen Markt der Selbstfindunsangebote. Bei allem Richtigen Ihrer Analyse möchte ich aber noch einen anderen Eindruck hinzufügen: Ich habe in den digitalen Räumen zahlreiche Frauen getroffen, die hier – und nur hier – ihre Talente zur Verfügung stellen können. In den Kirchen wurden ihre Begabungen und Berufungen zurückgewiesen. Hier jedoch helfen sie Menschen, sich selbst zu verstehen, Krisen und anspruchsvolle Lebenssituationen zu bewältigen. Sie teilen ihr Leben, ihre Spiritualität und ihre Hoffnung, sie beraten, wirken diakonisch und helfen zu heilen.

Dr. Beate Thalheimer, Starzach

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