Zehn Impulse zur Seelsorge mit SeniorenDamit Seelsorge bereichert

Die Ansätze einer „Betüddelungs-Pastoral“ sind glücklicherweise in der Seelsorge längst überwunden. Im folgenden Beitrag stellt Bernhard Kraus, Leiter des Seniorenreferates im Erzbischöflichen Seelsorgeamt Freiburg, zehn Impulse für eine Seelsorge mit Senioren vor.

  1. „Seel-Sorge“: die seelischen Kräfte stärken
    Die beiden Wortteile von SeelSorge sagen mir viel. Die germanische Wurzel von „Seele“ bedeutet
    „zu einem tiefen See gehörend“. Das ist ein gutes Bild für den Menschen: Ich nehme die Oberfläche wahr, aber die Gründe und Quellen liegen in einer geheimnisvollen Tiefe im Dunkeln. „Seele“ so verstanden ist kein Gegensatz zum Leib, sondern meint den ganzen Menschen. Somit geschehen LeibSorge und Seel-Sorge nicht nur bei älteren Menschen in engstem Zusammenhang.
    Das Wort „Sorgen“ steht für das behutsame, achtsame, ermutigende, verantwortungsvolle, aber nicht bevormundende Sich-Kümmern um einen Menschen. Der Begriff „Care“ meint eine „ganzheitliche Sorge und Pflege“. Mit dem Begriff verbunden sind auch die Vor-Sorge (für das eigene Alter) und die Selbst-Sorge (das gute Gespür für die eigenen Grenzen und die Notwendigkeit des „Auftankens“).
    Diesem weiten Begriff von SeelSorge entspricht, dass alle Menschen
    „seelsorglich“ tätig sind, die in ihrem Tun auch die Stärkung der seelischen Kräfte im Blick haben.
  2. Auf Augenhöhe in eine dialogische Beziehung kommen
    Oft geschieht Seelsorge mit älteren Menschen „von oben nach unten“. Der Pfarrer predigt der Gemeinde. Die Besucherin steht am Krankenbett. Aber gelingende Seelsorge setzt „Beziehung“ voraus und ist „dialogisch“: Deshalb auf Augenhöhe gehen! Und zunächst zum Hörenden werden. Die Würde des anderen achten, indem er Wertschätzung spüren kann: Ich habe ihr oder ihm etwas zu geben (zum Beispiel meine Zeit), aber der alte Mensch hat auch mir viel zu geben, das ich mir selbst nicht sagen oder geben kann. Selbst Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz verkörpern für mich eine wichtige Botschaft: Ganz im Augenblick leben; unverstellt Gefühle zeigen; Entschleunigung; die Fragwürdigkeit unserer Wortlastigkeit spüren lassen ... Eine Mitarbeiterin in einer Demenz-Wohngruppe sagte: Wenn ich ganz im Stress bin, setze ich mich zu Herrn K. ans Bett, halte seine Hand, schaue ihn an. Er schaut auch mich an, sprechen kann er schon lange nicht mehr. Ich spüre, wie das uns beiden guttut und werde langsam ruhiger.
  3. Das eigene Älterwerden annehmen
    Die Begegnung mit älteren Menschen konfrontiert mit dem eigenen Älterwerden. Das verunsichert und kann Angst machen. Ist es doch üblich, sich von den Alten abzugrenzen   und   sich möglichst
    „jugendlich“ zu geben. „Man sieht Ihnen ihr Alter überhaupt nicht an!“ gilt als Kompliment – warum eigentlich? „Anti-Aging“ ist ein riesiger Marketingbereich geworden, in dem durch Ernährung, Kosmetik, medizinische Maßnahmen bis hin zu Schönheitsoperationen Alterungsprozesse angeblich aufgehalten werden. „Alter“ wird vor allem als Problem und Belastung gesehen, auch für die Angehörigen und die Gesellschaft insgesamt. Bis hin zu Ausgrenzungen durch sichtbare und unsichtbare Schwellen. Oder durch diskriminierende Begriffe wie „Überalterung“ und „Rentnerschwemme“. Kein Wunder, dass man sich so lange es geht von „den Alten“ abgrenzt („Alt sind immer nur die anderen!“) und das Thema Älterwerden verleugnet. Damit ist man aber für die Altenseelsorge nicht gut geeignet. Hilfreich wäre eine Haltung des „Pro-Aging“, eine Bejahung des eigenen Älterwerdens mit allen Möglichkeiten und Grenzen (dazu gehören auch die Falten im Gesicht als Zeugnisse einer langen Lebenserfahrung). Dazu gehört auch die Einsicht, in jeder Lebensphase auf die Sorge anderer angewiesen zu sein und nicht alles selbst „im Griff “ haben zu können. In dieser Haltung wird es glaubwürdig, anderen Mut zu machen, das eigene Älterwerden zu bejahen.
  4. Gesellschaftliche Altersbilder hinterfragen
    Mit welcher „Brille“ nehme ich das Älterwerden von Menschen wahr? Meist ist der Blick einseitig und ich übersehe andere Aspekte.
    Schaue ich vor allem auf die „Defizite“, was ein Mensch nicht mehr kann – und übersehe seine Möglichkeiten trotz aller Einschränkungen? Will ich eher betuliche und gesellige Zusammenkünfte ermöglichen und nehme nicht ernst, dass Menschen lebenslang lernfähig sind und ihnen durchaus auch Neues und noch Fremdes zugemutet werden kann?
    Eine klare „Altersgrenze“ gibt es nicht, nur fließende Übergänge. Denn „Älterwerden“ ist ein lebenslanger Prozess, ein Kennzeichen alles Lebendigen. Ein Schlüsselwort in der neueren Altersforschung ist
    „Kompetenz“. Gemeint ist damit, dass alte Menschen Fähigkeiten und Begabungen (in biblischer Sprache
    „Gnadengaben“, „Charismen“) haben, die sie im Lauf ihres Lebens erworben haben und mit denen sie ihr Leben „gemeistert“ haben. Diese Alters-Kompetenzen bleiben lebendig in einem Umfeld, in dem sie wertgeschätzt und gefragt sind – andernfalls verkümmern sie. Sind unsere Gemeinden Orte, an denen die vielfältigen Fähigkeiten alter Menschen gewürdigt werden?
  5. Die Unterschiedlichkeit älterer Menschen ernst nehmen
    Der „demographische Wandel“ ist eine der großen Zukunftsherausforderungen unserer Gesellschaft: Die Altersspanne der meisten Menschen wird immer länger; der Anteil der Menschen in der nachberuflichen Lebensphase in der Gesellschaft wird immer größer (sowohl die Zahl der
    „fitten“ Menschen im „Dritten Alter“ nimmt zu wie auch die Zahl der einsamen, betreuungsoder pflegebedürftigen Menschen im „Vierten Alter“) und die Altersszene wird immer „bunter“. Die Unterschiedlichkeit der Gleichaltrigen wird immer größer. Menschen in jedem Alter sind vom „soziokulturellen Wandel“ geprägt. An Stichworten wie Wertewandel, Beschleunigung, Mobilität, Digitalisierung, Globalisierung, Individualisierung wird deutlich, dass vor allem ältere Menschen schnell den Anschluss an das gesellschaftliche Zusammenleben verlieren, wenn sie sich auf diese Herausforderungen nicht einlassen können.
    Es ist eine verhängnisvolle optische Täuschung beim Gottesdienstbesuch, zu meinen, die Älteren seien doch zahlreich vertreten und man könne weitgehend von einer selbstverständlichen Kirchlichkeit Älterer ausgehen. Mag dies im Vergleich zu Jüngeren stimmen, aber innerhalb der Älteren sind die Kirchgänger längst in der Minderheit – erst recht trifft das für die kommenden Seniorengenerationen zu.
    Seniorenseelsorge wird sich auf differenzierte Lebenssituationen und Lebensthemen zunehmend selbstbewusster älterer Menschen einstellen. Auch wenn ihre Kirchendistanz zunimmt, finden offene Gespräche über religiöse Fragen und spirituelle Angebote des „Innehaltens“ und „KraftSchöpfens“ Interesse (z. B. ganz einfache Gebetsund Meditationsformen oder Kehrverse aus Taizé).
  6. Ältere Menschen bei ihrer „Sinn-Suche“ unterstützen
    Welche Altersbilder sind in der Bibel zu finden? Auch wenn die Lebenssituationen der wenigen alten Menschen in biblischen Zeiten kaum vergleichbar mit heute sind und die Altersangaben symbolisch gemeint sind (Methusalem erreichte das sagenhafte „biblische Alter“ von 969 Jahren!) ist die biblische Sicht auf das Älterwerden eine Grundlage der Seelsorge.
    Ein Leitwort ist „Aufbrechen“ und „auf dem Weg sein“, wie bei Abraham und Sara, den „Stammeltern des Glaubens“. Im hohen Alter brachen sie nochmals auf  die Verheißung und Zusage Gottes hin zu einem unbekannten Ziel auf (Gen 12,1). Dann die alte Sara, die noch ein Kind erwartet und darüber in ein befreiendes und ansteckendes Lachen ausbricht (Gen 18,12; 21,6) – und somit „Fruchtbarkeit“ und „Humor“ mit dem Alter in Verbindung bringt. Das „4. Gebot“ (Ex 20,12) ist keineswegs eine Aufforderung an Kinder, gegenüber Eltern, Lehrern und anderen Obrigkeiten brav zu sein (so haben es die meisten heute Älteren im Beichtunterricht gelernt), sondern es weist die mittlere Generation darauf hin, wie wichtig das „Ehren“ der Älteren für die Zukunft der Gemeinschaft ist, zu der die Alten auch ihren Teil beizutragen haben. Paulus sieht das Älterwerden in der Spannung  von
    „äußerem  Aufgeriebenwerden“ und „innerem Wachsen“ (2 Kor 4,16). Das Leiden eines Menschen findet einen Ausdruck in den vielen Klage-Psalmen, ohne dabei in ein jammerndes Kreisen um sich selbst zu verfallen.
    Viele heutige Ältere verstehen sich als „Suchende“, die schon viele Weg-Entscheidungen getroffen haben, aber immer noch nicht am Ziel angekommen sind. Sinn-Fragen („Was trägt mich?“) sind besonders in Lebensumbrüchen virulent und stellen sich in jeder Lebensphase neu – immer weniger als theoretische Frage, denn „Sinn“ will erfahren werden. Das ist auch über unsere „Sinne“ möglich: Klänge, Düfte, behutsame Berührung, Bilder, Symbole ... Im Alter zu „lernen“, dass das Leben „Sinn“ hat, auch wenn man fast nichts mehr „leisten“ kann, ist eine hohe Lebenskunst.
    In der Lebensgeschichte haben sich manche Glaubensfragen angestaut, für die es bislang keine Gelegenheit zum Gespräch gab (nicht wenige Ältere haben in ihrer Kindheit noch gelernt, dass sich versündigt, wer Glaubenszweifel hat); so bedeutet es eine ganz neue Erfahrung, einen persönlichen Zugang zur Bibel zu finden und die eigenen Lebenserfahrungen in einen Zusammenhang mit der biblischen Botschaft zu bringen.
    Seniorenseelsorge nimmt die Lebensund Glaubenserfahrung altgewordener Menschen ernst und zeigt Wege auf, wie der Glaube Mut machen kann, das eigene Älterwerden anzunehmen und zu gestalten.
  7. Erinnern – Erwarten – Erleben
    Das Gefühl, sich im Fluss der Zeit zu befinden, ändert sich im Älterwerden: Die Zeit des gelebten Lebens wird länger; die Begrenztheit und Endlichkeit der verbleibenden Lebenszeit wird bewusster. Ältere haben das Gefühl, dass die Zeit immer schneller vergeht („Ruhestands-Stress“), genauso gibt es auch lähmende Langeweile. Für Seelsorge ist das „heilsame Erinnern“ und Anknüpfen an die Biographie ein fundamentaler Ansatzpunkt. Einerseits sind biographische Erfahrungen wie eine „Schatztruhe“, deren Deckel immer wieder geöffnet werden sollte, um die Schätze mit anderen zu teilen. Andererseits fördert Erinnern auch Scherben, Schmerzliches und Versagen zu Tage, das man zu gerne vergessen würde. Gut, wenn ein Annehmen der eigenen Lebensgeschichte und ein Versöhnen mit dem Bruchstückhaften möglich wird.
    Alte Menschen  sind nicht  nur
    „von gestern“. Sie haben noch einen Weg mit Möglichkeiten und Grenzen vor sich. „Was  erwartet  mich?“
    „Was erwarte ich?“ „Was will ich noch anpacken?“ „Welche Hoffnung trägt und bewegt mich?“ Auch Loslassen steht an: von Fähigkeiten, von Besitz, von Menschen. Die Auseinandersetzung mit all den Fragen um Krankheit, Sterben, Tod, Trauer. Ich beobachte, dass das Interesse an den Themen „Himmel, Hölle, Gericht, Fegefeuer“ schwindet. Eher bewegen Fragen wie: Was muss ich noch regeln? Wer wird für mich sorgen und vielleicht über mich bestimmen? Werde ich Schmerzen aushalten müssen? Werde ich allein sein?
    Seelsorge kann dazu beitragen, dass das Grübeln über die Vergangenheit („Ach hätte ich doch ...“) nicht wie ein schwerer Ballast mitgetragen wird und dass Angst vor der Zukunft nicht die Luft zum Atmen nimmt – und somit jeder Tag und jede Begegnung als kostbare Geschenke erlebt und in heiterer Gelassenheit ausgekostet  werden  können, denn:
    „Jetzt ist die Zeit, jetzt ist die Stunde. Heute wird getan oder auch vertan ...“.
  8. Der kostbare Einzelne
    „Die Alten“ gibt es nicht. Es sind lauter einzelne Menschen, mit unterschiedlichen Lebensgeschichten, Bedürfnissen und Möglichkeiten. Jede und jeder ist einmalig, unverwechselbar, hat einen Namen und hat als „Gottes Ebenbild“ unabhängig von Leistung und Vermögen eine „Würde“, die es zu achten und zu schützen gilt.
    Im Alter nimmt die Zahl der alleinlebenden Menschen zu. Gründe dafür sind etwa abbrechende Kontakte in der Familie, mit Freunden und Nachbarn oder eingeschränkte Mobilität. Mit zunehmendem Alter verbringen Menschen Zeit am Tag allein in der Wohnung oder im Zimmer. „Sich selbst in seiner Haut / in seiner Zelle gut aushalten können, ohne davonzulaufen und sich abzulenken“, ist eine spirituelle Herausforderung, die schon die frühen Mönche gekannt hatten. Aber wer allein ist, ist nicht unbedingt einsam. Es gibt auch mit eingeschränkter Mobilität Möglichkeiten, Beziehungen zu pflegen (vom fürbittenden Gebet bis hin zum Kontakt per E-Mail und Smartphone). Dennoch: Das Risiko der Vereinsamung nimmt im Alter zu. Es wird schwerer, neue Kontakte zu knüpfen. Die Gefahr, sich aus der Welt zurückzuziehen und sich immer tiefer in das eigene Schneckenhaus zu verkriechen, wächst.
    Viele alte Menschen sind darauf angewiesen, dass jemand mit ihnen Kontakt aufnimmt, sie aufsucht. Mein Eindruck ist allerdings, dass bei den gegenwärtigen Pastoralplanungen vor allem von mobilen Menschen ausgegangen wird, die das ihnen passende Angebot aufsuchen können. Wo bleiben Konzepte der „Hingehenden Seelsorge“, getragen von einer Gruppe gut unterstützter Ehrenamtlicher?
    Seniorenseelsorge hat in der Gemeinde und in der Gesellschaft einzutreten für die vielen (nicht nur) alten Menschen, die an den Rand geraten sind, die nicht mehr in der Öffentlichkeit auftauchen und nicht einmal vermisst werden. Genauso brauchen pflegende Angehörige (etwa die Hälfte von ihnen ist selbst schon über 60 Jahre alt!) und Mitarbeiterinnen in der Altenpflege (die stark beansprucht sind und wenig Anerkennung erhalten) viel mehr „Lobby“.
  9. „Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind …
    In einer Gemeinde werden am Ende des Sonntagsgottesdienstes für alle sichtbar mehrere Kommunionhelferinnen und Kommunionhelfer ausgesandt. Sie bringen den Segen Gottes, die Heilige Kommunion und den neuen Gemeindebrief zu Gemeindemitgliedern, die nicht in den Gottesdienst kommen konnten. Nach Möglichkeit werden zwei oder drei Kranke aus der Nachbarschaft in eine Wohnung zusammengebracht. Dort feiern sie dann mit den Angehörigen und Kommunionhelfern eine kleine Liturgie.
    In vielen Gemeinden gibt es regelmäßige Seniorennachmittage, manchmal verbunden mit einem Gottesdienst, einem Ausflug oder einer Wallfahrt. Organisiert werden diese Treffen von meist selbst älteren Ehrenamtlichen. Mit Recht sind sie stolz darauf, dass neben der Geselligkeit auch thematische Impulse dazugehören und dass sogar über 90-Jährige gerne an diesen Treffen teilnehmen. Aber Jüngere kommen kaum dazu und die Zukunft dieser Treffen steht in mancher Gemeinde in Frage. Schon für das Herrichten des Saales und das Aufstellen der Tische wird immer mehr Unterstützung gebraucht.
    In einer Gemeinde findet regelmäßig ein „Erzähl-Café“ statt. Jüngere und Ältere kommen zum Zuhören und Erzählen über vorher vereinbarte Themen wie Kindheitserlebnisse, Erinnerungen an die Erstkommunion, Freundschaft und Liebe – früher und heute.
    Beispiele, die zeigen, wie auf das Bedürfnis älterer Menschen, mit anderen in Kontakt zu kommen, eingegangen wird. Es zeigt sich: Das gemeinsame Geburtsjahr verbindet Menschen viel weniger als gemeinsame Interessen und gemeinsame Betroffenheit.
    So können auch neue „KirchOrte“ entstehen. Beispielsweise könnte sich ein kirchliches Pflegeheim als eine kleine Gemeinde für die Bewohnerinnen und Bewohner, die Angehörigen, die Mitarbeitenden und die Nachbarn verstehen.
    Seelsorge hat nicht nur zum Ziel, die Persönlichkeit älterer Menschen zu stärken, sondern sie auch zu Selbstorganisation und Engagement zu ermutigen. Die Erfahrung, seine eigenen Ressourcen und Kompetenzen entfalten zu können, dabei mit anderen Menschen unterschiedlichen Alters in Kontakt zu kommen, Aufgaben und Verantwortung zu übernehmen (nicht nur im Bereich der Seniorenarbeit!) und dabei gut unterstützt zu werden, zeigt nicht nur älteren Menschen: Ich gehöre dazu als Gebender und Empfangender.
  10. „Eure Alten werden Träume haben!“
    Die gemeinsame Zuwendung von Jung und Alt zur Zukunft wird unübertroffen in der „Pfingstpredigt“ des Petrus formuliert: „Eure Söhne und Töchter werden Propheten sein, und eure Alten werden Träume haben!“ (Apg 2,17; Joel 3,1). Die Alten sind also nicht die Rückwärtsgewandten, die vor den Anforderungen der Zukunft die Augen verschließen – im Gegenteil: Es geht um den gemeinsamen Blick nach vorne. Wobei derzeit allzu oft ja auch jungen Menschen die Zukunftsperspektive fehlt. Wo bleiben da die Alten mit weitem Horizont, die mit Lebensweisheit die Dinge in größeren Zusammenhängen sehen können? An Pfingsten, in der Geburtsstunde der Kirche, verbünden sich die Visionen der Jungen und die Träume der Alten. Insofern ist begeisternde „Generationensolidarität“ ein Kennzeichen von Kirche, und der Austausch von Lebensund Glaubenserfahrungen quer über alle Altersstufen sollte hier einen festen Platz haben. So kann erfahrbar werden, dass die Älteren für die Jüngeren zum „Segen“ werden – und umgekehrt.
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