Kirchengeschichte der Neuzeit

Die Geschichte der katholischen Kirche wird in der akademischen Lehre in der Regel in die drei großen Epochen Antike, Mittelalter und Neuzeit eingeteilt. Die Betrachtung der Antike liefert Erkenntnisse über die Welt der ersten Christen im heutigen Israel, Jordanien, der Türkei, Syrien, Ägypten, Griechenland oder Italien. Das Christentum war eine Religion, die sich ziemlich schnell in dieser Region verbreiten konnte. Schon Ende des 4. Jhd. erklärte das Römische Reich das Christentum zur Staatsreligion, womit Schritt für Schritt die alten römischen (und griechischen) Götter an Bedeutung verloren. Zuvor allerdings kam es insbesondere im alten Rom häufiger zu Christenverfolgungen.

Untereinander rangen die frühen Christen um das richtige Verhalten innerhalb ihrer jungen Kirche. Verschiedene Briefe etwa von Paulus zeugen davon, dass die Gemeinden sich Gedanken darüber machten, wie und wo sie sich versammeln sollten, wie ein Gottesdienst oder die Taufe ablaufen soll, welche Rolle Frauen in der Gemeinde einnehmen sollen uvm. Derlei Debatten und große theologische Fragen mündeten in die ersten großen Konzilen, also Kirchenversammlungen, etwa in Nizäa und in Konstantinopel (heute Istanbul). Auf den ersten großen Konzilien einigten sich die antiken Christen beispielsweise auf ein gemeinsames Glaubensbekenntnis und auf den Kanon der Heiligen Schrift. Weitere Quellen und Traktate prominenter antiker Denker werden von der „Patristik“ erforscht.

Das Mittelalter beginnt in den meisten Geschichtsbüchern mit der Christianisierung Europas durch Karl den Großen und die „karolingische Renaissance“ um ca. 800 n. Chr. Charlemagne gründet zahlreiche Städte, Klöster, Schulen und Universitäten. Damit verbreitet er das Christentum v.a. im heutigen Deutschland und in Frankreich. Das Amt des Papstes, also des Bischofs von Rom, erreicht bis dahin große Macht in Europa, bis zum sogenannten Großen Schisma, als sich im Jahr 1054 die östlich-orthodoxen Kirchen von der Westkirche abspalten.

Die Zeit der Kreuzzüge (1095-1291) bringt neben zahlreichen verheerenden Kriegszügen auch einen gewissen Kulturaustausch mit den Muslimen im Heiligen Land mit sich, die auf den Feldern der Mathematik, Medizin und Astronomie führend sind und darüber hinaus zahlreiche antike Schriften griechischer und lateinischer Denker bewahrt hatten, die in Europa als verloren geglaubt waren.

Die Moderne beginnt nach Auffassung der meisten Geschichtsschreiber mit der Reformation / Frühen Neuzeit und Martin Luthers Übersetzung des Neuen Testaments in Deutsche, die dank der neuen Erfindung des Buchdrucks (um 1440) sehr schnell Verbreitung fand. Der Dreißigjährige Krieg bezeichnete den größten je erlebten Krieg in Deutschland. Mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation starb an den direkten oder indirekten Folgen (Hunger, Pest)  dieses Krieges, bis zum Frieden von Osnabrück und Münster 1648.

Die neuere Kirchengeschichte befasst sich v.a. mit der Rolle der Kirche während des Nationalsozialismus und des Kalten Krieges. Bis heute werden hier neue Akten und Quellen entdeckt, zuletzt (Oktober 2023) etwa ein Dokument, das ein weitreichendes Netzwerk zur Unterstützung der verfolgten Juden durch den Vatikan und Papst Pius XII. andeutet.

Philipp Adolphs

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