Fertiggerichte"Das kommt mir nicht aus der Tüte"

Nicht immer reicht die Zeit ein frisch gekochtes Gericht auf den Tisch zu bringen. Hier sind Fertiggerichte oft eine beliebte Alternative. Aber Fertigprodukte sind nicht immer gut für die Gesundheit von Kind und Eltern. Wie kann denn schnelle Küche auch gesund sein?

Fertiggerichte: Das kommt mir nicht aus der Tüte
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Natürlich ist ein frisches und schonend zubereitetes Mittagessen mit reichlich Gemüse, Kartoffeln, Reis oder Nudeln das Optimale. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht allerdings manchmal anders aus: Der Arztbesuch hat länger gedauert, der Chef kam in letzter Sekunde noch mit einer Terminsache daher oder man ist schlicht und einfach nicht zum Einkaufen gekommen. In solchen Situationen kann fast jeder davon berichten, wie segensreich einfach es ist, nun schnell eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben, eine Tütensuppe in heißes Wasser einzurühren oder Kartoffelknödel aus dem Plastiksack zu pellen. "Convenience-Food" nennt man heute diese bequemen Fertiggerichte. Laut einer Studie des Dortmunder Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) nehmen 86 Prozent der Kinder zwischen zwei und 18 Jahren binnen drei Tagen mindestens einmal ein solches Produkt zu sich. Und der Nachwuchs ist damit auch durchaus zufrieden. Nur für den Koch gibt es zum Nachtisch öfters eine Portion schlechtes Gewissen: Gesundes Essen, das ahnen die meisten Eltern, sieht sicher anders aus. 

In Maßen statt in Massen

Das stimmt - doch erst die Dosis macht das Essen ungesund. Es ist kein Drama, wenn hin und wieder einmal industriell vorgekochte, schockgefrostete und eingetütete Gerichte auf den Tisch kommen, sind sich die Fachleute einig. 
Auch die Expertin für Kinderernährung, Dr. Mathilde Kersting vom FKE, räumt ein: "Im Prinzip ist es verständlich, dass Convenience Food bei uns so hoch im Kurs steht. Es ist praktisch und spart Zeit." Allerdings sei es in der Regel auch teurer als selbst gekochte Gerichte. Dr. Kersting beurteilt die Fertigküche jedoch aus anderen Gründen kritisch: "Die Produkte enthalten durchschnittlich mehr Fett und weniger Gemüse als aus unserer Sicht empfehlenswert ist. Zudem beinhalten sie oft Zusatzstoffe verschiedenster Art." Kinder werden so gewissermaßen auf einen Einheits-Geschmack trainiert. "Aus Studien weiß man, dass Erfahrungen aus der Kindheit die Geschmacksvorlieben lange prägen können", so die Expertin.

Bewusst auswählen und raffiniert verfeinern

Fertigprodukt ist nicht gleich Fertigprodukt. Ein Blick auf die Zutatenliste gibt Aufschluss: Je weiter vorn eine Zutat steht, umso mehr ist von ihr enthalten. Geeignet ist das Schnellgericht also dann, wenn Gemüse und Beilagen (Kartoffeln, Reis, Nudeln) an vorderster Stelle stehen, fettreiche Zutaten fehlen oder weit hinten aufgelistet sind und nur wenige oder gar keine Zusatzstoffe wie Aromen, Geschmacksverstärker oder Konservierungsstoffe enthalten sind. 

Der FKE-Flyer "Gesundes essen, fix auf dem Tisch" zeigt Eltern, welche Fallen sie schon beim Einkauf vermeiden können. Wer etwa zur Fertigpizza greift, sollte Sorten ohne fettreiche Wurst - also Margherita, Thunfisch oder Spinat - bevorzugen und die Packung mit dem Aufdruck "extra viel Käse" lieber liegen lassen - geschweige denn selbst noch zusätzlich Käse auftürmen. Aufgewertet wird die Pizza allerdings, wenn man zu Hause frische Paprikastreifen oder Tomatenscheiben draufschnippelt. Die Tütensuppe kommt in Gesellschaft eines Vollkornbrötchens und eines frischen Salats viel gesünder daher. Und eine Extra-Portion Gemüse, zum Beispiel Tiefkühlerbsen oder -karotten, bereichert jedes Fertiggericht auf schnelle Art. Eine dicke Panade um Fisch und Fleisch bringt nur unnötig viele Kalorien auf den Teller. Bei manchen Klassikern wie den beliebten Fischstäbchen lässt sich die Panade zwar nicht umgehen, aber man kann sie zumindest im Backofen ohne Fett zubereiten. Das Rezept verlangt noch nach einem Schuss Sahne? Milch ist fettärmer und erfüllt den gleichen Zweck Und wer Rahm- und Käsesoßen im Regal stehen lässt und seinen Kindern stattdessen eine Tomatensoße anbietet, kann auch hier unnötige Kalorien vermeiden. 

Wenige Tricks genügen also, und aus der schnellen Mahlzeit wird doch noch ein anständiges, ausgewogenes Essen mit frischen Zutaten. Das Tüpfelchen auf dem i ist übrigens der Nachtisch: Äpfel, Birnen, Mandarinen und Co. in allen Formen und Farben machen kaum Arbeit, schmecken den Kindern und steigern gehörig den Vitamingehalt jeder Mahlzeit. Auch als Zwischenmahlzeit sind sie zu empfehlen und jedem Frucht- oder Müsliriegel vorzuziehen. Nur waschen oder schälen, fertig! Und damit ist Obst ja eigentlich schon beinahe ein Fertiggericht...

kizz Linktipp

Den Flyer "Gesundes essen, fix auf dem Tisch" finden Sie unter: www.umwelt.nrw.de