Die Zahlen sind besorgniserregend: Ungefähr 5% der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre sind behandlungsbedürftig psychisch erkrankt. Bei weiteren 10 bis 13% sind aufgrund von auffälligem Verhalten diagnostische Maßnahmen und Beratungsangebote angeraten. Fast jedes siebte Kind in Deutschland zeigt nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts psychische Symptome.
In der Fachwelt ist unumstritten, dass ein Mensch, dessen seelische Grundbedürfnisse von Geburt an nicht ausreichend befriedigt werden, solche Symptome entwickeln kann. Dennoch erscheint es für die meisten Eltern als nahezu selbstverständlich, dass ihr Kind in den ersten Lebensjahren seelisch gesund ist und es auch bleibt. Meist wird diese Annahme erst dann infrage gestellt, wenn das Kind abweichende Verhaltensweisen zeigt. So sind viele Eltern bestürzt, wenn sie in der Kita darauf angesprochen werden, dass sich ihr Kind beispielsweise emotional oder sozial auffällig verhält bzw. in seiner Entwicklung von bestimmten Normen abweicht. Leider werden seelische Probleme von Kindern noch immer häufig verschwiegen, zu spät erkannt oder nicht ausreichend behandelt. Oft ist auch zu wenig darüber – auch über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten – bekannt.
Im Beitrag „Was ich zum Leben brauche ...“ ab Seite 20 definieren die Autoren die Erfüllung seelischer Grundbedürfnisse als eine zentrale Aufgabe der Kindertageseinrichtungen. Dazu gehören z. B. das Bedürfnis nach stabilen Beziehungen, nach Autonomie, nach Orientierung, nach Stärkung des Selbstwertgefühls und dessen Schutz. Demzufolge kann auffälliges Verhalten als Verletzung eines seelischen Grundbedürfnisses verstanden werden. Umso wichtiger ist es, den Kita-Alltag unter dem Blickwinkel der seelischen Grundbedürfnisse zu reflektieren und den Tagesablauf entsprechend zu strukturieren. Wie Sie das angehen können, lesen Sie ab Seite 24.
Sorgen Sie auch gut für Ihre seelische Gesundheit!
Beste Grüße
Silke Dittmar