Freikirchen

Das theologische Spektrum der Freikirchen ist äußerst breit. Selbst im Tauf- und Abendmahlsverständnis lassen sich Unterschiede feststellen. Gemeinsam ist ihnen allerdings die Betonung „absoluter Freiwilligkeit“: Ziel ist eine radikale Befolgung von „Solus Christus“ als Kernpunkt reformierter Theologie. Rettung und Erlösung, so die Auffassung, sind an keine bestimmte Kirchenorganisation gebunden. Christlicher Glaube soll vielmehr freiwillig und losgelöst von jeglicher Institution oder theologischer Einstellung praktiziert werden. Jedes Mitglied soll sich aus eigener Überzeugung für den Glauben entscheiden können. Einige Freikirchen taufen Kinder deshalb z.B. erst im Alter von 14 Jahren.

Kirchen und Gemeinden der Freikirchen sind bewusst unabhängig organisiert. Freikirchen gehören keiner Landeskirche an. Sie sind auch keiner bischöflichen Aufsicht unterstellt. Die Gemeinden verfügen lediglich über einen Gemeindeleiter, der auch über die Einhaltung der eigenen Glaubenslehre wacht. Die Trennung von Staat und Kirche spielt für Freikirchen eine besonders große Rolle. Das bedeutet z.B., dass sich Freikirchen nicht über Kirchensteuern sondern aus eigenen Mitteln und Spenden finanzieren. Viele Freikirchen verstehen sich als zugehörig zur Gemeinschaft der evangelikalen Gemeinden. In Deutschland sind sie u.a. in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) vertreten.

Freikirchen sind eng mit der Reformation verbunden, unterschieden sich in ihrer Entstehungsgeschichte teilweise aber auch in manchen Punkten: Freikirchen waren bereits in ihren Anfängen für eine strikte Trennung von Kirche und Staat. Andere Vertreter der protestantischen Bewegung dagegen befürworteten damals durchaus das Staatskirchenmodell. Besonders deutlich wird der Unterschied von Freikirchen zu anderen protestantischen Kirchen mit dem Augsburger Religionsfrieden (cuius regio, eius religio): Als Gegner der Staatskirche hatten Freikirchen im Reich kein Existenzrecht mehr. Viele Freikirchler flüchteten deshalb und wanderten in die USA aus. Im 19. Jahrhundert lockerte sich die Situation, einige kehrten nach Deutschland zurück.