Spielkultur pflegen und Spielideen vermittelnDrei Fragen an Norbert Stockert

Porträt von Norbert Stockert.
Norbert Stockert© privat

Du bist Spielpädagoge. Was ist das genau und warum wolltest du das werden?
Norbert Stockert (NSt):
Als Spielpädagoge setze ich das Spiel gezielt zur Förderung von Kindern ein, da es von zentraler Bedeutung für eine ganzheitliche Entwicklung ist. Es fördert Kinder erwiesenermaßen sozial, emotional, motorisch und kognitiv. Darüber hinaus vermittelt Spielen ein Gemeinschaftserlebnis, aktiviert und entspannt und macht einfach Spaß. Wichtig ist mir ferner, die Spielkultur zu pflegen, Spielideen zu erinnern und zu vermitteln. Kinder kennen heute im Vergleich zu früher immer weniger Spiele und spielen auch immer seltener. Das hat natürlich Gründe. Eine große Rolle spielen dabei digitale Medien. Und vielleicht gelingt es mir durchs Spielen ja auch, eine spielerische Lebenshaltung zu vermitteln. Begonnen hat meine Passion zum Spiel(en) vor etwa 50 Jahren, als ich auf Ferienfreizeiten mit Kindern Gruppenspiele machte. Das Thema hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Es hat mich zunehmend interessiert und ich habe mich damit tiefergehend befasst. Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass es einfach mein Thema ist. Ich wüsste für mich nichts Passenderes. Auch bei meiner Arbeit beim Spielmobil Freiburg e. V. (spielmobil-freiburg.de) habe ich frühzeitig damit begonnen, das Gruppenspiel bei Spielaktionen und Schulprojekten einzusetzen. In einer langjährigen berufsbegleitenden Ausbildung habe ich mich schließlich zum Spielpädagogen gemacht und bin im Bereich des Gruppenspiels nun seit fast 30 Jahren aktiv.

Warum ist Spielen bzw. warum sind Gruppenspiele auch noch für Kinder im Grundschulalter wichtig?
NSt:
Wegen seiner umfassenden Fördermöglichkeiten ist das Gruppenspiel auch im Grundschulalter von großer Bedeutung. Es ist ferner ein Kontrast und eine wichtige Ergänzung zum schulischen Lernen – wobei Kinder auch beim Spielen Vieles lernen und erfahren. Das Spiel sollte Bestandteil des Lehrplans sein – eine alte, leider recht unrealistische Forderung.

Woraus schöpfst du deinen Fundus an Spielen?
NSt:
In dem Maße, wie ich mich für das Gruppenspiel interessierte, habe ich damit begonnen, Spielideen zu sammeln. Ich erhalte Ideen besonders aus Spielebüchern, auf Fortbildungen und von anderen Menschen, die in der Spielpädagogik tätig sind. Manchmal vermitteln mir auch Kinder Ideen, die ich noch nicht kenne. Ich habe auch schon Spiele selbst erfunden.

Lesen Sie mehr von Norbert Stockert in unserem neu erschienenen Kartenset „Spiele für den Klassenraum“.

Mein Name ist Norbert Stockert.

Ich arbeite als Honorarkraft beim Spielmobil Freiburg e. V. (spielmobil-freiburg.de) und freiberuflich als Spielpädagoge.

Das kann ich besonders gut: Ich glaube, dass ich Spielideen gut vermitteln und Spiele gut anleiten kann.

Deshalb spiele ich auch heute noch so gern: Es ist mir wichtig, die Spielkultur zu pflegen, Spielideen aufzufrischen, neue Spielideen zu vermitteln und die Gemeinschaft zu fördern.

Mein Lieblingsspiel ist nicht zu benennen, da ich unzählige Spiele gerne mache. Es sind prinzipiell Spiele, bei denen es um das gemeinschaftliche Erleben und nicht ums Gewinnen und Verlieren geht und die keinen Aufwand erfordern.

Am liebsten spiele ich an diesen Orten: Ich halte Spielen überall für möglich. Am liebsten spiele ich auf Wiesen.

Als Kind, habe ich diese Spiele besonders gern gespielt: Ich komme aus dem Schwarzwald, wo es in meiner Kindheit noch uneingeschränkte Spielmöglichkeiten gab. Wir haben auf der Straße und auf Wiesen Fangspiele gemacht, Versteckspiele im Wald, auch Hüpfspiele und Murmelspiele.

Meine Lieblingsbeschäftigung(en) heute ist (sind) unter anderem: Spiel ist mein Lebensthema und so bin ich überwiegend mit meinen beruflichen Aktivitäten beschäftigt.

Mein letztes Brettspiel, das ich gespielt habe, war: Tatsächlich der Klassiker „Mensch ärgere dich nicht“, den ich als Kind oft gespielt habe.
Diese drei altbekannten Gruppenspiele eignen sich besonders gut zum Spielen mit Kindern im Grundschulalter: „Reise nach Gemeinsinn“, eine kooperative Variante des Spiels „Reise nach Jerusalem“, „Fischernetz“ und „Stöckchenpyramide“.

Wo sollten Kinder auch heute noch Raum zum Spielen finden? Schön wäre es natürlich, wenn Kinder auch heute noch überall spielen könnten. Aber die Spielmöglichkeiten sind halt eingeschränkt. Es fehlt nicht nur der Raum zum Spielen, sondern auch die Zeit, da Kinder heute stark und zunehmend eingebunden sind.

Die Fragen stellte Monika Janzer.

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