GeisteslustWir machen das!

Der weise Mensch – Homo sapiens – ist ein Wesen der Neugier, der Lust auf Neues. Nicht nur politisch.

In der Kirche, der katholischen zumal, gibt es keine Opposition, die eine Regierung – sprich: ein Lehramt – ablösen und dieses zur Erneuerung in die Opposition schicken könnte. Das System beharrt auf Kontinuität, Tradition. Die Kirche sei keine Demokratie, heißt es. Daher ist sie faktisch eine Monarchie. Alle Macht – aber auch Ohnmacht – geht vom Papst und von den leitungsverantwortlichen Bischöfen aus. Kaschiert wird das mit dem Willen des Heiligen Geistes, mit der sakralen Berufung durch ihn, wenn auch vereinzelt Wahlen nicht ausgeschlossen sind. Was aber passiert, wenn nichts passiert, wenn das religiöse Leben verelendet, sich müde dahinschleppt, abbricht?

„Yes we can!“

Im politischen, wirtschaftlichen, kulturellen Leben sind Führungspersönlichkeiten gefragt, die versprechen: Wir machen das! Auch wenn sich die Ideen nicht, wie zuvor behauptet, durchsetzen lassen, haben die „Macher“ den Wettbewerbsvorteil, es wenigstens zu versuchen. Mit „Yes we can!“ trat Barack Obama an und gewann das Vertrauen. Angela Merkel sagte in der Flüchtlingswelle: „Wir schaffen das!“, und weckte Erfindungsgeist, wenn auch riesige Probleme ungelöst blieben. Willy Brandt einst: „Wir wollen mehr Demokratie wagen!“ Helmut Kohl 1990: „Durch eine gemeinsame Anstrengung wird es uns gelingen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen schon bald wieder in blühende Landschaften zu verwandeln, in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt.“ Die Menschen wollen und brauchen den Eindruck, dass sich etwas bewegt, verbessert, Hoffnung stiftet. Ja, dass beherzt eine neue Zeit eingeleitet wird, selbst wenn darin viel alte Zeit weiterwirkt. Der neue Mensch bleibt eben vielfach der alte Mensch.

Gnade setzt die Natur voraus

Ohne Machen geht nichts. Kirchlich hingegen lässt sich nichts machen? Kirche, Liturgie, Sakramentales, Glauben, Gottsuche, Frömmigkeit würden angeblich nicht gemacht. Dabei setzt Gnade die Natur – also auch aktives Machen – des Menschen voraus und vollendet sie/es, wie eine wichtige theologische Einsicht lautet. Papst Franziskus drängt auf Unterscheidung. Richtig! Nur muss Unterscheiden in Entscheiden münden. Wenn nach jahrzehntelangen Dialogen ein weltsynodaler Prozess jetzt nur das Reden fortsetzt, ohne ein Konzil hervorzubringen, auf dem der Papst mit dem Bischofskollegium Reformentscheidungen trifft, hilft alles nichts. Konzilien „machen“ zwar den Glauben nicht, aber sie können eine günstige Atmosphäre mit Lust auf Glauben, Plausibilität zum Glauben begünstigen. Ein Lehramt ohne Innovationen wäre wie Manager, die aus Furcht ihre Talente vergraben und so das ihnen anvertraue Unternehmen herunterwirtschaften. Christsein ist eine Unternehmung, ein Unternehmen voller Geisteslust, inspiriert hoffentlich vom „Macher“ Heiliger Geist. Johannes Röser

Geisteslust

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