Leserbriefe

Wer mein Nächster ist

Vielen Dank für den Beitrag zum biblischen Begriff der Nächstenliebe (vgl. CIG Nr. 11, S. 3). Derartig aufschlussreiche, sachliche Informationen in Verbindung mit einem weiten christlichen Horizont und der deutlichen Offenheit bezüglich einer makrosolidarischen Haltung hatte ich seit Jahren, insbesondere seit dem stärkeren Zustrom von Geflüchteten ab 2015, vom CIG erhofft. Hinzufügen möchte ich: Unsere Mitverantwortung für gravierende globale Probleme ist vielen Menschen nicht bewusst oder unbequem. Wer in der Lage ist, unseren immensen Wohlstand im Kontext seiner historischen und aktuellen Entwicklung zu sehen – zu der bis heute faktisch auch die brutale Ausbeutung von Mensch und Natur, (Neo-)Kolonialismus, Stellvertreterkriege etc. gehören –, wer sich von der himmelschreienden Ungerechtigkeit berühren lässt, wird vielleicht auch einer makrosolidarischen Haltung und Handlung entgegenwachsen. Dann ist „der Nächste“ jeder Mensch in Not und jeder Mensch guten Willens.

Franziska Lufer, Berlin

Es stimmt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ist ein Schlüsselwort der Heiligen Schrift. Doch wer dieser Nächste jeweils ist, das ist dort nicht definiert. Es gibt die weltweite Sicht, nationale Interessen, regionale Bedürfnisse, politische, wirtschafltiche, kollegiale Zusammenhänge oder eben private Rücksichten. Außerdem kannte Jesus unsere globale Wahrnehmung der Wirklichkeit nicht. Ich finde, Gottes Wort darf einen wie immer persönlich treffen, heute oder morgen, situationsbedingt. Darum: Ziehe die Konsequenzen und handle, wie es der Geist dir eingibt. Der Nächste ist der, der gerade jetzt dich braucht.

Pater Matthias Doll, Münnerstadt

Auch wenn ich den Ausführungen von Paul M. Zulehner weitgehend zustimme, muss ich mich zunächst einmal als mikrosozial gestimmter Mensch verstehen. Wir haben in den letzten Jahren sehr viele Menschen aus fremden Kulturkreisen aufgenommen und versuchen, sie in unseren (verschwenderischen) Lebensstil mit Wohnraum, Betreuung, Lebensunterhalt einzufügen. Mit dem Aufwand, den wir hier betrieben haben und noch jahrelang betreiben müssen, hätten wir in den Herkunftsländern ein Vielfaches bewirken können. Deshalb unterstütze ich persönlich auch ausschließlich kirchliche Einrichtungen, die in Afrika, Asien und Südamerika vor Ort mit Hilfe zur Selbsthilfe tätig sind. Und so möchte ich mich schon auch als makrosozialen Menschen verstehen.

Peter Kainz, Villingen-Schwenningen

Herzlichen Dank für diesen wegweisenden Beitrag. In genau diese Richtung führt der Weg der Christen in einer kranken Welt. Ein katholischer Christ, der diesen Weg schon lebenslang geht, ist António Guterres. Ist es nicht bezeichnend für die Selbstbezogenheit des deutschen Katholizismus, dass das kaum jemand weiß? Wann bringt ein Verlag die Biografie des UN-Generalsekretärs und – immerhin – Karlspreisträgers von 2019 heraus?

Prof. Johannes Meier, Mainz

An dem Beitrag stört mich einzig die Rede vom Christentum als „archaischer Stammeskultur“. Richtig verstanden ist das zur Liebe und Erlösung der Welt auserwählte Gottesvolk weder archaisch (primitiv) noch eine „Stammeskultur“ (partikular).

Dr. Klaus W. Hälbig, Rottenburg

Das „Ich“ oder Christus?

Unter der Überschrift „Authentisch bis zur Verzweiflung“ (CIG Nr. 11, S. 2) beklagen Sie den Zug der Zeit, das eigene Ich in den Mittelpunkt zu stellen. Darauf antworte ich als Christ mit Paulus: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir.“

Claus F. Dieterle, Königs Wusterhausen

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