...in Liebe etc.

Die Jahreslosung kommt daher wie der Rat des Beichtvaters oder Seelsorgers mit wellend-grauem Haar. War dieser Text als Jahreslosung dran? Ich weiß, man bestimmt Perikopen, Monats- und Wochensprüche nicht einfach aus loser Hand wie der Sämann sät. Aber etwas mehr Rücksicht auf all das, was Menschen in diesen Jahren umtreibt, hätte ich mir gewünscht. Wären nicht Gerechtigkeit oder sichere Grenzen, wäre nicht die kleine Zahl, die große Migration, die Kriege oder die alle beschäftigende elende kirchliche Strukturdebatte ein Thema gewesen? Aber nein: Liebe. Eben das, was jeder und jedem einfällt, befragt nach dem Zentrum unseres Glaubens: Nächstenliebe.
Als ob es den Hass nicht gäbe.
Als ob es die Rache nicht gäbe.
Als ob es das Elend nicht gäbe.
Oder vielleicht gerade deshalb?

Anfang Februar 2023 führte der NDR eine Umfrage durch mit 11.262 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Thema war „Einsamkeit“

  • 60 Prozent der gut 11.000 Befragten geben an, zumindest hin und wieder einsam zu sein. 16 Prozent fühlen sich sogar oft oder immer einsam.
  • Jüngere Befragte erfahren am häufigsten Einsamkeit. Über drei Viertel der Befragten unter 30 gibt an, wenigstens ab und zu einsam zu sein. Unter den ab 30-Jährigen sagt hingegen fast die Hälfte, sich nie so zu fühlen.
  • Die unter 30-Jährigen sind nicht nur prozentual häufiger betroffen. Sondern auch stärker. Unter ihnen geben 20 Prozent an, sogar „oft oder immer“ einsam zu sein – prozentual fast doppelt so viele wie unter den ab 30-Jährigen (11 Prozent).

Gelingendes Miteinander fällt nicht vom Himmel. Segen ja, Wege aus der Einsamkeit nicht.
Liebe fällt nicht vom Himmel. Segen ja, Liebe nicht.
Recht fällt nicht vom Himmel. Segen ja, Recht nicht.
Liebe fällt unter die Machbarkeitsklammer: Nun tut mal, lasst mal, gebt mal, lasst mal zu …
„Einem Herzen voll Liebe ist nicht mehr zu helfen“ meinte Bettina von Arnim. Es ist ein Elend, was unsere Dichterinnen und Dichter an Aphorismen über die Liebe ablassen. Ihnen fällt auch nichts Besseres ein als uns.
Also buchstabieren ich die Liebe durch:

Anfang – unbekannt, Blitz erwünscht, Donner weniger.
Bleiben – bleibt, wie das Wort schon sagt, offen – und meist eher teuer.
Chor – Bei der Hochzeit ja, danach nein.
Demut – Fremdwort.
Ehe – muss nicht sein. Geht eh meist schief.
Furcht – ist nicht in der Liebe. Steht in der Bibel. Echt?
Genuss – ja. Wollen alle. Danach ihre Ruhe. Und das bis zum Abwinken
Hochzeit – ein Äquivalent zur „Tiefzeit“. Aber so was von feierlich, im
   Schloss, oder mindestens in der nächstgelegenen kirchlichen 
   Super-Location.
Irrtum – kann man heute leicht korrigieren.
Jugend – In der Jugend macht man Fehler
Küsse – kommen vor.
Liebe – ich stocke …

Habe ich übertrieben?
Gut ein Drittel der von uns geschlossenen Ehen wird geschieden.
Ich ergänze: Ein weiteres Drittel hält (ob der Kinder) ein Leben lang durch, in getrennten Schlafzimmern, mit Ehevertrag und verträglicher Fassade.
Das dritte Drittel lebt auf Augenhöhe, streitet, kämpft, liebt, rauft und findet – nachdem die Kinder aus dem Haus sind – auf neue Weise zueinander. Entdeckt, was bis dato nicht ging. Freut sich aneinander. Klebt nicht aneinander. Ist dankbar füreinander. Lacht miteinander. Sucht einander. Teilt. Wirbt. Spricht. Schweigt. Vergibt. Vergisst. Erinnert. Lässt. Nimmt. Kann. Kann nicht. Versteht. Bleibt. Diesen Paaren reicht der Engel eines Tages den Schlüssel zum Paradies.
Ich liebe. Nicht dass ich missverstanden wäre. Es geht mir nur um die Fragen, die ein „einfacher Satz“ aufwirft am Anfang eines Jahres. Und ob wir dem standhalten, Großsprecher, die wir sind. Ohne Liebe wäre ich nichts. Wäre ich nicht …

Ein neues Kalender-Jahr hat begonnen.
Sie sehen als Abonnenten, dass wir immer wieder neu dazulernen.
Die „Kasualien“ heißen nun anders: „Gottesdienste zu besonderen Anlässen“. Die Rubrik „PASTORALBLÄTTER im Gespräch“ hat Anna Peters aus dem Redaktionsbeirat aufgenommen, ersetzt nicht einen Podcast, aber geht in diese Richtung. Vieles andere, das von den Abonnentinnen und Abonnenten gerne übernommen wird, bleibt natürlich.
Wieder einmal weise ich auf das hervorragende Aktualisieren unserer Webseite durch den Verlag hin. Das gilt für das Archiv, aber auch für jeder Aktualität. Wir haben auf den Krieg gegen Israel entsprechend reagiert.

Entscheidend ist, dass wir – das gilt für Texte und Bilder/Grafiken – digital abrufbereit sind. Redaktion und Verlag geben sich alle Mühe, Ihnen auch im Jahr 2024 die Dienste nicht nur zu erleichtern, sondern besonders gut und hilfreich zu gestalten. Sie können sich auch 2024 auf ein qualitativ hochstehendes Angebot auf Gottesdiensten und Kurpredigten zu den Perikopentexten, auf abwechslungsreiche und spannende Alternativen (Bild- Lectio continua- und Liedpredigten) verlassen. Ebenso nehmen wir Biografie-Predigten auf über Reformatorinnen und Reformatoren. Und immer alles auch aus dem Archiv als Download sofort abrufbar. (Die Ausnahme gilt nur den gelegentlich beigemischten Grafiken von D. Layer-Stahl, die nur über den Schriftleiter zu erhalten sind. – Bitte mit Angabe der Seitenzahl!)

Damit Sie sich einstellen können, hier der Jahresplan der Psalmen:

Psalm 1: Engelsberger  Psalm 5: Gregori
Psalm 4: Hess Psalm 11: Jaborg
Psalm 3: Glüer  Psalm 4: Jaborg 
Psalm 9: Holzendorf  Psalm 6: Götting
Psalm 8: Peters Psalm 2 Engelsberger
Psalm 7: Coors  

 

Der Jahresplan für die Reformatorinnen und Reformatoren:

Hus: Leßmann-Pfeifer   Zwingli: Knellwolf 
Wesley: Wick  Carl: Bucer
Waldus: Engelsberger Vin Hauff: Brenz
Calvin: Plathow  Zumkehr: Luther
Melanchthon: Barnbrock  Von Hauff: Elisabeth Cruciger

 

Auch die weiteren Rubriken bleiben abwechslungsreich und informativ. Sie sind ausgerichtet an Predigt, Seelsorge und Gottesdienst – und das in Ihrer Praxis.

Von Herzen Ihnen als Abonnentinnen und Abonnenten, als Leserinnen und Leser ein gesegnetes neues Jahr 2024. Auf dieses Jahr freue ich mich ganz besonders, danke Ihnen als Leserinnen und Leser für Ihr Interesse und den Autorinnen und Autoren für die zuverlässige Qualität ihrer Beiträge.

Summa summarum:
Es ist schön, dass es Sie gibt.
Es ist schön, dass es uns gibt.

Gerhard Engelsberger

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