Wenn ein Kind so schwer erkrankt oder verunglückt, dass es in die Klinik muss, ist das zunächst für alle Beteiligten ein Schock: Das Kind hat Angst vor Schmerzen und davor, von den Eltern getrennt zu sein. Die Eltern haben das Gefühl, nichts für ihr Kind tun zu können, selbst wenn es sich "nur" um eine Mandel-Operation handelt. Viele von uns Eltern haben ungute Erinnerungen an unseren ersten Krankenhausaufenthalt, an Einsamkeit, Furcht und kühle Behandlung durch überlastetes Klinikpersonal. Aber inzwischen hat sich in den Kinderkliniken zum Glück einiges geändert.
Auf Kinder eingestellt
Die Kinderstationen der Krankenhäuser oder spezielle Kinderkliniken bemühen sich heute um eine entspannte Atmosphäre. Längst haben Mediziner erkannt, dass ein liebevoller Umgang der Pflegekräfte und Ärzte mit den Kindern ausschlaggebend für das Wohlbefinden und damit für eine schnellere Genesung der kleinen Patienten ist. Lag der durchschnittliche Aufenthalt von Kindern im Krankenhaus in den 70er Jahren noch bei 18 Tagen, hat er sich heute auf vier bis fünf Tage reduziert. Eine Entwicklung, die auf speziell geschultes Personal zurückgeht. Manche Kliniken bieten sogar kindgerecht ausgestattete Krankenwagen an.
Sehr wichtig ist eine auf die kindlichen Bedürfnisse abgestimmte Klinikeinrichtung. In vielen Kinderstationen geht es heute beinahe wie in einem großen Kindergarten zu. Ein Untersuchungsraum muss nämlich nicht klinisch kalt sein, sondern kann durchaus eine beinahe familiäre Atmosphäre haben.
kizz Info
Kontaktadresse:
Aktionskomitee Kind im Krankenhaus, Postfach 94 03 16, 60461 Frankfurt, Tel.: 0180/5 25 45 28
www.akik.de
Spielsachen, bunte Bilder, das Fehlen weißer Kittel, Kinderkassetten sorgen dafür, dass den kleinen Patienten die Angst genommen wird. Das hat auch eine erhebliche Zeitersparnis zur Folge, weil die Untersuchungen entspannter sind und Diagnosen leichter vermittelt werden können. Inzwischen beziehen Ärzte erkrankte Kinder auch in Elterngespräche mit ein.
Die Gestaltung der Räume in Kinderstationen ist Teil eines neuen Konzepts, zu dem auch die Tagesklinik gehört. Von ihr aus können Kinder, die tagsüber nur noch beobachtet und gelegentlich untersucht werden müssen, abends zum Schlafen nach Hause gehen. Eltern und Geschwister sind den ganzen Tag über gern gesehene Besucher. Für Kinder und Eltern, aber auch für die behandelnden Ärzte und Schwestern, steht in vielen Kinderstationen heute psychologische Betreuung bereit.
Die Bemühungen um das Wohlergehen der kleinen Patienten gehen unter anderem auf die "Charta für Kinder im Krankenhaus" zurück, die 1988 durch die 1. Europäische "Kind im Krankenhaus"-Konferenz in den Niederlanden verabschiedet wurde. Darin wurden die Rechte der Kinder auf bestmögliche medizinische Behandlung, basierend auf Erkenntnissen der UNESCO, erstmals festgeschrieben.
Eine gute Vorbereitung
Besonders wichtig ist es, die Kinder nicht vollkommen ahnungslos in der Klinik abzuliefern, wie man das früher leider oft tat. Kinderärzte empfehlen, mit dem Kind schon vorher das Krankenhaus zu besuchen und es mit den Räumen und dem behandelnden Personal vertraut zu machen. Es gibt heute die Möglichkeit, an einem "Tag der offenen Tür" mit dem Kind die Klinik vorbereitend zu "testen". Eltern sollten ihr Kind aber auch offen auf die schwierigen Seiten ihres Klinikaufenthalts vorbereiten. Kinder sollten wissen, dass Schmerzen auf sie zukommen können und dass sie einige Zeit im Krankenhaus schlafen müssen.
Spezielle Kinderbücher und Kassetten für jede Altersstufe (siehe Buchtipps), die mit dem Kind angeschaut und besprochen werden können, sind eine sehr gute Vorbereitung auf die ungewohnte Situation. Nicht nur für das erkrankte Kind, sondern für die ganze betroffene Familie. Denn auch die gesunden Geschwister leiden unter Verlustängsten und Eifersucht, die meist keiner richtig wahrnimmt, weil das kranke Kind im Mittelpunkt steht.
Die Kinder begleiten
Die beste "Medizin" für ein krankes Kind ist die Anwesenheit der Eltern und Geschwister. Die meisten Kinderstationen sind in diesem Punkt heute sehr liberal. Für kleine Kinder gibt es die Möglichkeit, mit einem Elternteil ein "Rooming-in-Zimmer" zu teilen, wobei der Elternteil sich an der Pflege des Kindes beteiligt, um ihm so die Angst zu nehmen. Andere Kliniken bieten Übernachtungsmöglichkeiten mit eigenem Aufenthaltsraum für Eltern in Kliniknähe an. Ist keine Unterbringung möglich, sollte man ein anderes Krankenhaus wählen, denn es gibt in Deutschland private Initiativen, die für eine Unterbringung der Eltern sorgen.
Damit Schulkinder bei Aufenthalten von mehreren Wochen keinen Lernstoff verpassen, gibt es in einigen Krankenhäusern wie im Aachener Klinikum die "Schule am Krankenbett". Kindgerechte Kliniken zeichnen sich außerdem durch ein gutes Unterhaltungsangebot aus. Spielzimmer, ein Spielplatz direkt vor der Kinderstation oder sogar Life-Auftritte eines Krankenhaus-Clowns sind jedoch leider längst noch nicht überall Standard. Auch die Möglichkeit für ältere Kinder, Computerspiele zu machen oder im Internet zu surfen, besteht bisher nur in einigen Kliniken.