Tibetischer Buddhismus

Nach Erzählungen gelangten im 5. Jahrhundert nach Christus erstmals buddhistische Schriften in den Königspalast Tibet. König Songtsen Gampo (ca. 604–650) förderte den Buddhismus, ließ erste Tempel errichten. Ab dem 8. Jahrhundert wurden die buddhistischen Schriften aus dem Sanskrit ins Tibetische übersetzt. In Tibet waren damals verschiedene Naturreligionen verbreitet. Deren Elemente finden sich im Tibetischen Buddhismus teilweise bis heute wieder. Im Verlaufe der Jahrhunderte entwickelten sich in zwei Verbreitungswellen vier lamaistische Schulen: die „Alte Schule“ der Nyingma und Kadam, Kagyü und Gelug als die sogenannten „Neuen Schulen“. Höchster Würdenträger der Gelug-Schule und zugleich weltliches Oberhaupt der Tibeter ist der Dalai Lama.

Der Tibetische Buddhismus verbindet Elemente der Naturreligionen mit denen des indischen Tantrismus sowie des „Mahayana“. Anders als in monotheistischen Religionen wird im Buddhismus kein Gott angebetet. Ziel ist vielmehr die eigene Erleuchtung bzw. der Geisteszustand des Nirvana. Voraussetzung dafür ist eine streng enthaltsame Lebensführung. Grundlage sind wie bei anderen buddhistischen Traditionen die sogenannten „Vier edlen Wahrheiten“. Der tibetische Buddhismus integriert in seine Glaubenspraxis außerdem Übungen von Sutra und Tantra wie z.B. Meditationen. Die Interpretationen können sich auch hier nach den unterschiedlichen Schulen und Übersetzungen im Tibetischen Buddhismus unterscheiden.

Mit der Besetzung Tibets 1950 durch chinesische Truppen endete die jahrhundertelange Isolation. Klöster wurden zerstört, Würdenträger verfolgt. Der damalige Dalai Lama floh nach Indien. Inzwischen wurden zwar vereinzelt Sakralbauten wieder aufgebaut. Die Stimmung ist allerdings weiterhin angespannt, Religionsausübung nur unter Einschränkung möglich. Proteste der tibetischen Bevölkerung werden oft gewaltsam bekämpft. Das Exil des Dalai Lama hält bis heute an.