Die Kinder unserer Kita sind von dem Kinderbuch „Das kleine Gespenst“ von Otfried Preußler begeistert. Sie mögen es sehr, wenn wir ihnen von den dunklen Nächten auf der Burg Eulenstein, vom Kerzenlicht und den Abenteuern des kleinen Gespensts erzählen. Oft schalten die Kinder während des Freispiels selbst das Licht im Gruppenraum aus und wollen nur das Licht der Taschenlampe sehen. Das Licht im Dunkel scheint sie zu faszinieren.
An das Spiel der Kinder anknüpfen
Wir geben den Kindern die Möglichkeit, im Freispiel ausgiebig mit Licht und Schatten zu experimentieren. Dafür stellen wir ihnen neben dem Tageslichtprojektor und Leuchttisch auch verschiedene Materialien zur Verfügung, wie z.B. bunte Plastik- und Glassteine. Mit diesen beschäftigen sich die Kinder in kleinen Gruppen oder auch allein. Die Effekte, die sie mithilfe dieser Utensilien erzeugen, beeindrucken die Kinder und inspirieren sie zu spannenden Geschichten. Oft geht es bunt her, wenn die Kinder die Eigenschaften von Licht und Schatten erforschen. Einige Kinder experimentieren bspw. mit transparenten, farbigen Steinen auf dem Tageslichtprojektor, andere gestalten Schattenbilder und Miniaturwelten aus Plastikfiguren und Perlen auf dem Leuchttisch. Dabei kommentieren sie ihre Bilder, wie z.B. Paula (5;2 J.): „Mein Bild ist regenbogenbunt.“ Oder Yael (3;8 J.): „Das ist ein Elefant, der balanciert auf einem kleinen, bunten Stein.“
Mit Licht und Schatten spielen
Die Erfahrungen, die die Kinder durch das Spiel mit Licht und Schatten gewinnen, unterstützen nicht nur ihre Fantasie und Kreativität, sondern auch das abstrakte Denken und ihre Assoziationsfähigkeit. Sie sehen etwas an der Wand, können es aber nicht anfassen – und die Gegenstände wirken im Schattenbild viel größer als sie tatsächlich sind. So stellen die Kinder erstaunt fest: „Mein eigener Schatten an der Wand macht mich zu einem Riesen!“ Besonders spannend finden die Mädchen und Jungen Experimente mit Alltagsmaterialien, wie bspw. Scheren, Löffeln oder kleinen Ästen. Auch Tierfiguren lassen sich gut ins Licht- und Schattenspiel integrieren. Durch Ausprobieren lernen die Kinder, dass es farbige und dunkle Schatten gibt und entwickeln daraus neue Muster sowie kleine Geschichten. „Das ist der König Elefant. Er holt die Steine und wirft sie in den Abgrund. Gleichzeitig kann er auf einem kleinen Stein balancieren, ohne hinzufallen“, erzählt bspw. Simon (6;3 J.). Auch am Nachmittag eignet sich das Spielen mit Licht und Schatten sehr gut. Oft braucht es lediglich eine Lichtquelle sowie ein weißes Bettlaken, um bspw. ein Schattenspiel oder -theater mit den Kindern zu gestalten. Weitere Varianten des Spiels bieten Kaleidoskope und bunte Fensterbausteine aus Plexiglas und Holz. Paula (5;2 J.) ist besonders vom Kaleidoskop mit den sich darin verändernden Mustern und Farben fasziniert. Schauen die Kinder durch die bunten Fensterbausteine, sieht die Welt auf einmal blau oder rosa aus. Ein Korb mit verschiedenen Alltagsgegenständen, Glitzersteinen, Buchstaben, Zahlen und geometrischen Formen ist für die Kinder erfahrungsgemäß sehr animierend. Mit Buntstiften können sie den Schatten von Gegenständen auf Papier, das sie an der Wand angebracht haben, nachzeichnen. Auch Taschenlampen verschiedener Art sind für die Kinder spannend und hilfreich. Die Größe der sich ergebenden Schatten, die unterschiedlichen Farben und die Stärke des Lichts – das alles ist für die Kinder von großem Interesse. „Ich schreibe meinen Namen an die Wand“, sagt Yael und beginnt, mit dem Licht der Taschenlampe kreisförmige Bewegungen zu machen.
Was wir daraus lernen
Unsere Beobachtungen zeigen, dass die Kinder im Freispiel ihren Interessen, d. h. in diesem Fall dem Spiel mit Licht und Schatten, folgen, neue Spielideen entwickeln und bei Bedarf nach Lösungen suchen. Durch Fotodokumentationen an der Wand machen wir auch für die Eltern sichtbar, wie wichtig das Freispiel ist, was ihre Kinder momentan erleben, was sie denken und tun. Sie merken, wie begeistert und kreativ die Kinder im Spiel sind.
Eine Licht- und Schattenwerkstatt einrichten
Folgende Ausstattung bietet sich für eine Werkstatt zum Thema „Licht und Schatten“ an:
- Lichtquellen, wie z.B. Tageslichtprojektoren, Leuchttische und (Taschen-)Lampen unterschiedlicher Art und Größe
- große weiße Tücher oder Laken
- farbige, transparente oder undurchsichtige Legematerialien, wie z.B. Muggelsteine, Tierfiguren, Federn, Buchstaben, Zahlen, Bauklötze, Papierschnipsel, Plastikscheiben, geometrische Formen und Alltagsmaterialien wie Löffel, Scheren, Brillen, Schnüre, Bänder, Fliegenklatschen, Tortenspitzen usw.
- große Leinwände oder Papierbahnen sowie Stifte
- Kaleidoskope sowie bunte Fensterbausteine aus Plexiglas und Holz