Raumgestaltung – eine EinführungBunt & vielfältig

Kindertagespflege bedeutet weit mehr als Spielen in beengten Wohnzimmern. Diese neue Reihe präsentiert die Vielfalt und Qualität von Räumen innerhalb dieser Betreuungsform.

Bunt & vielfältig
© Julia Sandt

Die Raumgestaltung hat in der Fachliteratur zur Kindertagespflege bisher wenig Beachtung gefunden. Die Ausgestaltung der Räume wurde oft als wenig veränderbar hingenommen. Selbst im SGB VIII wird als Mindestanforderung nur der Begriff der „kindgerechten Räumlichkeiten“ verwendet. Durch den gesetzlichen Auftrag der Bildung, Erziehung und Betreuung wurde die Kindertagespflege in den letzten Jahren jedoch sowohl quantitativ als auch qualitativ weiterentwickelt. So fand die Relevanz der Raumgestaltung auch im „kompetenzorientierten Qualifizierungshandbuch“ Berücksichtigung (Höhn 2013). Raumgestaltung ist wichtig, da sie sich auf die frühkindliche Entwicklung auswirkt. So kann ein Raum einladend oder auch abschreckend auf ein Kind wirken.

Bedürfnisse berücksichtigen

Nach Emmi Pikler sollte jedes Kind die Möglichkeit haben, seine Fähigkeiten in einem angemessenen Raum verwirklichen zu können, immer mit der Option, dass dieser die nächsten Entwicklungsschritte unterstützt. Räume geben weiterhin Auskunft über das pädagogische Selbstverständnis und die Haltung der erziehenden Person (Höhn 2013).
Die Ausgestaltung der Umgebung im Krippenbereich hat eine besondere Relevanz, da die Jüngsten meist nicht die Möglichkeit haben, diese selbstständig zu wechseln. So hat sich Kornelia Schneider mit der Bedeutung der Raumgestaltung und deren Relevanz bereits vor 20 Jahren beschäftigt und festgestellt, dass sich die Entwicklungsbedürfnisse der Kinder unbedingt im Raum widerspiegeln sollten. Dazu gehören Bindung und Halt, Bewegung und Exploration, Kommunikation und Rückzug (ebd., S. 13ff.).
In der Kindertagespflege sind durch die Erteilung der Pflegeerlaubnis nach §  43  SGB VIII noch weitere Kriterien von Bedeutung. Dazu zählen Vorschriften der Unfallkassen, baurechtliche Genehmigungen, allgemeine Lebensmittelhygienevorschriften und die Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes (§ 36).
Die Ratgeber der Unfallversicherungsverbände der Bundesländer geben Tipps, wie man einen Haushalt kindersicher gestalten kann.
So sollen etwa Steckdosensicherungen und Türschutzgitter angebracht werden. Das Hauptaugenmerk in der Lebensmittelhygiene liegt auf einem gesunden, hygienisch einwandfreien Essen in einem familienähnlichen, kindgerechten Umfeld. Im häuslichen Rahmen spielen weitere Faktoren eine Rolle, so sind z.B. Größe und Struktur des Wohnraums und der Wohnbereiche von Bedeutung (ebd.).
Die Tagespflege-Skala (TAS) von Wolfgang Tietze, Janina Knobeloch und Eveline Gerszonowicz stellt ein geeignetes Qualitätsbeurteilungsinstrument für Räume in der Kindertagespflege dar. Dabei steht das Kind im Mittelpunkt, das körperlich, emotional, sozial und intellektuell gefördert wird. Die Bezüge zu Raum und Ausstattung sind in der TAS in 35  Merkmale gegliedert. Dazu zählen u. a. die Ausstattung für regelmäßige Pflege, Lernaktivitäten sowie künstlerisches Gestalten, Sicherheit, Wickeln und Toilette (ebd.).
Untersuchungen zur Flächengröße und der nutzbaren Innen- und Außenfläche der Räume in der Kindertagespflege führen Joachim Bensel, Franziska Martinet und Gabriele Haug-Schnabel in „Qualität für alle“ aus. Sie stellen fest, dass 85 Prozent der Tagespflegeangebote in eigenen Räumen stattfinden, weitere 8,3  Prozent in angemieteten Räumen und nur 2,6  Prozent im Zuhause der Kinder. Durchschnittlich werden 60 Quadratmeter als Betreuungsfläche genutzt, bei im Schnitt 3,7  Kindern in Betreuung (Viernickel et al. 2016).

Vielfalt der Kindertagespflege

In den kommenden Ausgaben werden exemplarisch besondere Räume der Kindertagespflege vorgestellt. Alle sieben porträtierten Tagespflegepersonen haben an der ersten QM-Maßnahme, Qualität im Diskurs (QiD) für Kindertagespflegepersonen in Rheinland-Pfalz, erfolgreich teilgenommen. Ermöglicht wurde dies durch die Kooperation des Instituts für Bildung, Erziehung und Betreuung in der Kindheit (IBEB) mit der Hochschule Koblenz und dem Kreisjugendamt Mayen-Koblenz.
Neben Lisa Watembach, einer Tagespflegeperson, die mit dem Schwerpunkt Tiergestützte Pädagogik arbeitet, stellen wir Julia Schmitt und Heike Olig vor, deren Schwerpunkt die Waldpädagogik ist. Frau Schmitt ist im Erstberuf ausgebildete Ergotherapeutin und hat ihre Räumlichkeiten nach ergotherapeutischen, frühkindlichen Schwerpunkten gestaltet. Ein weiterer Artikel wird die Vielfalt angemieteter Räume und die Möglichkeit, als fest angestellte Tagespflegeperson zu arbeiten, thematisieren. Eine dieser Tagespflegepersonen ist Simone Hahn, die in Festanstellung an der privaten Wirtschaftshochschule in Vallendar (WHU) tätig ist.
Des Weiteren wird Julia Sandt, die außerhalb ihrer Wohnung Räume für die Kindertagespflege angemietet hat, vorgestellt sowie Mona Weber und Elisabeth Bach, die durch eine besonders gelungene Gestaltung ihrer Räume und ihres Außenbereiches auffallen.
Ziel dieser Reihe ist es, die Vielfalt der räumlichen Gestaltungsmöglichkeiten in der Kindertagespflege aufzuzeigen.

Kleinstkinder-Newsletter

Ja, ich möchte den kostenlosen Kleinstkinder-Newsletter abonnieren und willige in die Verwendung meiner Kontaktdaten zum Zweck des E-Mail-Marketings durch de Verlag Herder ein. Den Newsletter oder die E-Mail-Werbung kann ich jederzeit abbestellen.
Ich bin einverstanden, dass mein personenbezogenes Nutzungsverhalten in Newsletter und E-Mail-Werbung erfasst und ausgewertet wird, um die Inhalte besser auf meine Interessen auszurichten. Über einen Link in Newsletter oder E-Mail kann ich diese Funktion jederzeit ausschalten.
Weiterführende Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.