Ein Kommentar von Professor Norbert NeußKinder im Mediendschungel nicht allein lassen

Schon bei kleinen Kindern wecken neue Medien häufig Begeisterung, bei manchen Erwachsenen dagegen Skepsis. Wichtig ist, dass Erzieherinnen Kitas nicht zur medienfreien Zone erklären, sondern digitale Geräte aktiv und kreativ einsetzen.

Digitale Medien nehmen in fast allen Lebensbereichen von Kindern eine bedeutende Rolle ein. Ob im Rahmen von Familie, Freizeit, Schule oder im öffentlichen Raum, überall nutzen Kinder digitale Medien (Smartphones, Handys, Tablet-PCs, Handheld-Konsolen, MP3-Player). Dieses Verwobensein von Medien in der Lebensrealität wird auch als Medienökologie bezeichnet und beginnt bereits in frühester Kindheit. Fachleute sprechen davon, dass Heranwachsende heute zu den digitalen Eingeborenen („digital native“) gehören, während die Erwachsenen zu den „digitalen Einwanderern“ („digital immigrants“) zählen. Deshalb können manche Erwachsene nur schwer verstehen, welche Bedeutung die digitalen Medien für Heranwachsende haben. Dies ruft auch regelmäßig Befürchtungen hervor, denen nur durch eine aktive Auseinandersetzung mit den Medien begegnet werden kann. Paradox ist es gelegentlich auch, wenn Erwachsene die neuen Digitalmedien unreflektiert in ihren Alltag integrieren, aber von ihren Kindern Medienabstinenz verlangen. Obwohl manche Pädagoginnen noch vom medienfreien Paradies träumen, sind Kinder bereits tief in die heutigen Medienwelten involviert. Medien sind allgegenwärtig, erfüllen bestimmte Bedürfnisse und können hervorragende Lernhelfer sein. Chancen digitaler Medien bestehen in der aktiven und kreativen Nutzung dieser Medien zur Kommunikation, Gestaltung und Informationsgewinnung. Dies können pädagogische Fachkräfte vor allem erleben, wenn sie sich auf den Weg mit der Arbeit mit neuen Medien machen. So können digitale Medien in Kitas aktiv zur Sensibilisierung der Sinne eingesetzt werden und die Erfahrungen von Kindern erweitern (z. B. durch digitale Fotoapparate; digitale USB-Handmikroskope usw.). Gerade der pädagogisch überlegte und bewusste Umgang mit neuen Medien bietet neue Möglichkeiten. Diese gilt es aber bewusst zu reflektieren. Unsinnig ist es, Kinder auf dem Tablet-PC ein Memory spielen oder Ausmalbildchen malen zu lassen und sich dann über ihre medientechnischen Kompetenzen zu freuen - das ist triviale „Medienpädagogik“. Vielmehr geht es darum, den Mehrwert von neuen Medien im Rahmen von Projekten zu nutzen. Dieser Mehrwert liegt in der Interaktivität der Lernangebote und den Möglichkeiten selbst gesteuerten Lernens, ihrer pädagogischen Einbettung, der kommunikativ-reflexiven Nutzung und der fachlichen Tiefe mancher digital aufbereiteter Inhalte. Umgang mit digitalen Medien ist zunehmend die vierte Kulturtechnik und ihr Erlernen beginnt nicht erst in der Schule. Daher ist die Förderung von Medienkompetenz bereits im Kindergarten unerlässlich.

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