ForumGebrochenes Vertrauen

"Meine Schwester und ich hatten früher eine gute Beziehung. Dann ist sie ist in eine enge religiöse Gruppe geraten und hat daraufhin den Kontakt mit mir abgebrochen."
"Ich habe einem Freund etwas sehr Persönliches, ein Fehlverhalten von mir, anvertraut, was er dann anderen weitererzählt hat."

Forum: Lebensfragen
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Meine Schwester und ich hatten früher eine gute Beziehung. Dann ist sie ist in eine enge religiöse Gruppe geraten und hat daraufhin den Kontakt mit mir abgebrochen. Sie hat mir zu verstehen gegeben, dass ich zu oberflächlich bin und dass sie daher nichts mehr mit mir zu tun haben möchte. Ich spüre, dass es ihr überhaupt nicht gut tut, so eng zu werden. Aber ich fühle mich ohnmächtig. Wie soll ich mich verhalten?
Es ist sicher schmerzlich für Sie, wenn Ihre Schwester nicht mehr bereit ist, mit Ihnen zu sprechen. Zwei Haltungen werden da bei ihr sichtbar: Zum einen benutzt sie ihre Spiritualität, um sich über die anderen zu stellen. Mit dieser Haltung entwertet sie Sie als Bruder, indem sie sich selbst als die Fromme darstellt. Das ist nie ein Zeichen echter Spiritualität. Zum anderen hat sie offensichtlich Angst, ihre Spiritualität in Frage stellen zu lassen. Daher schneidet sie den Kontakt mit Ihnen ab. Das ist ein Zeichen ihrer Angst. Denn wenn sie im Glauben feststehen würde, könnte sie sich auch mit Ihnen unterhalten. Was können Sie tun? Zunächst würde ich den Kontaktabbruch akzeptieren. Es hat keinen Sinn, den Kontakt forciert zu erzwingen. Und ich würde für sie beten, dass sie in ihrer Frömmigkeit eine echte Gotteserfahrung macht. Wenn sie wirklich Gottes Nähe erfährt, dann wird sie im Herzen auch wieder weit. Das Gebet nährt Ihre Hoffnung, dass sich auch in Ihrer Schwester etwas wandelt.

Ich habe einem Freund etwas sehr Persönliches, ein Fehlverhalten von mir, anvertraut, was er dann anderen weitererzählt hat. Ich weiß nicht, wer jetzt meine Schwächen kennt, und ich fühle mich gehemmt, wenn ich mit anderen spreche. Ich mache mir Vorwürfe und kann es mir nicht vergeben, dass ich diesem Freund zu sehr vertraut habe. Ich hätte wissen müssen, dass ich mich nicht auf ihn verlassen kann. Aber mir ging es damals nicht so gut. So habe ich ihm offen von mir erzählt, in der Hoffnung, dass er mir helfen kann. Jetzt hat er mir nur geschadet.
Es ist unfair von diesem Menschen, dass er das, was Sie ihm im Vertrauen gesagt haben, weitererzählt hat. Ein solcher Vertrauensbruch tut weh. Aber wenn Sie sich ständig selbst dafür anklagen, schaden Sie sich auch selbst. Sie sollten vielmehr denken: Ja, es ist gemein. Und ich werde ihm nie wieder etwas von mir erzählen. Aber die Leute, denen er es weitererzählt hat, werden nicht Sie verachten, sondern den, der Ihr Vertrauen missbraucht hat. Und Sie sollten sich vorstellen: Auch wenn mein Image vielleicht etwas angekratzt sein mag – ich definiere mich nicht über das, was andere von mir halten oder über mich erzählen. Ich habe meinen Grund in Gott und in mir selbst. Ich befreie mich von der Meinung der anderen. Lassen Sie sich auf keinen Fall davon abhalten, weiter auf andere zuzugehen. Achten Sie gut darauf, wem Sie etwas von sich erzählen. Aber wagen Sie es auch wieder, sich auf andere einzulassen. Geben Sie dem, der Ihr Vertrauen missbraucht hat, nicht so viel Macht über sich. Vertrauen Sie darauf, dass Sie so sein dürfen, wie sie sind. Nur unreife Menschen werden über Sie reden.  

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