Ihre PostLeserbriefe

Prophetisch

Zur Diskussion „Wie politisch darf die Kirche sein?“ (CIG Nr. 18, S. 2)

Das Selbstverständnis der Kirchen und ihre Rolle in der Politik kritisch zu hinterfragen ist ein wichtiger Impuls zur Weiterentwicklung der Kirchen! Kirchen sind eben keine Institution wie Parteien, Gewerkschaften oder Interessenverbände – und sollten das auch nicht werden. Vielleicht sehen sich einige Kirchenobere ja auch wie Eltern als natürliche Sprecher für ihre unmündigen Kinder/Schäfchen? Oder geht es darum, eine göttliche Botschaft oder ein göttliches Gesetz zu vermitteln? Unbeantwortete Fragen, denen sich die Kirche als ganze und jeder einzelne bewusste Christ stellen sollten.

Thomas Michalski, Hildesheim

Die evangelisch-lutherische Tradition beschreibt das Verhältnis von Kirche und Staat in der „Zwei-Reiche-Lehre“. Als evangelischer Pastor sehe ich in diesem Denkmuster auch eine Orientierungshilfe. Demokratie lebt von der Machtkontrolle durch eigenständige und kritische Bürger – nicht von gehorsamen Untertanen. Mit der Stimmabgabe bei der Wahl ist für Christen nicht wieder bürgerlicher Gehorsam angesagt, sondern Wachsamkeit und kritisches Messen der Regierenden an ihren eigenen Versprechen vor der Wahl und vor allem an den verbindlichen Rechtsgrundlagen von Staat und Gesellschaft. Grundlegender Auftrag der Kirchen bleibt, für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ einzutreten – nicht nur als Prinzip, sondern auch in praktischer Konsequenz.

Wolfgang Lenk (online)

Die Kirche hat ein prophetisches Amt. Das ist nicht Wahrsagerei, sondern kritisches Begleiten gerade auch des politischen Handelns in einem Volk. Das hat den Mächtigen zur Zeit Jesu schon nicht gefallen. Die Kirche wird sich dabei der Kritik stellen müssen, auch weil sie nicht unfehlbar ist, wenn sie in Flüchtlingspolitik und Wirtschaftsfragen im Geist Jesu einfordert, dass die Starken die Schwachen zu schützen und zu stützen haben und wenn sie sich für den Erhalt von Gottes Schöpfung einsetzt. Nur, schweigen darf sie nicht, wenn es um den Menschen geht. Es geht nicht nur um die persönliche Seelsorge.

Ulrich Bauer, Gevelsberg

Christentum ist wie eine WG. In dem einen Zimmer wohnt der politisch motivierte, nach außen aktive Christ. Im anderen Zimmer wohnt der kontemplative, im Gebet aktive Christ. Wir brauchen weniger trennendes Erzählen und mehr gemeinsames Auf-Gott-Hinstolpern auf ganz unterschiedlichen Wegen.

Andreas Brucker (online)

Wege festigen

Zur Wahl eines neuen Papstes

Aus meiner Sicht sollte der kommende Papst mit intellektueller Klarheit den eingeschlagenen Weg einer offenen, zugänglichen Kirche von Franziskus klären und kirchenrechtlich festigen. Weiter sollte er durch die Unterstützung liberaler Konzepte zur Bekämpfung der Armut gegen das wachsende und konfliktive Blockdenken ankämpfen.

Lorenz Bösch (online)

Eines ist mir klar geworden: Jedes Osterfest, das ich noch erleben werde, wird im Sinne des Wortes ein „Auferstehungsfest“ sein. Papst Franziskus hat in der Tat einen konkreten Anfang gemacht. Er hat einigen Frauen in der Kirche leitende Funktionen/Ämter zugetraut, damit sie Entscheidungen treffen können. „Auch ihr freut euch, Gemeinschaft der Glaubenden, Euch ist große Hoffnung gegeben! Singt, auch wenn das Lied erst noch zaghaft klingt, singt von Gottes unzerstörbarer Zukunft“, schreibt Annette Jantzen. Wir brauchen dazu keine roten Schuhe, keine Spitzen und keine Mitra. Wir brauchen bei unseren männlichen Theologen nur Männer, die mit uns Frauen zusammen diese Kirche wieder ins Gleichgewicht bringen.

Christel Wolff, Grenzach-Wyhlen

An den Christinnen und Christen an der Basis wird es liegen, ob der Geist von Papst Franziskus weiterwirken kann. Vor allem geht es auch darum, Synodalität zu leben und nicht nur darüber zu reden.

Albert Pichler, Kirchbichl / Österreich

Falsches Bild?

Zum Artikel „Neu entdecken“ (CIG Nr. 17, S. 8)

Die Apostolinnen, die Jüngerinnen und später die Kirchenlehrerinnen werden im Neuen Testament verschwiegen. Was geschrieben ist, könnte man mit einem Verweis korrigieren, aber was ist mit den vielen Statuen und Bildern? Bekanntlich prägen sich diese mehr ein als Texte. Das wussten auch die Kleriker in den vergangenen Jahrhunderten, als sie die Werke in Auftrag gaben.

Agatha Gachnang-Dekker, Rüti / Schweiz

Anzeige: Weißer Rauch und falsche Mönche. Eine andere Geschichte der Papstwahl. Von Stefan von Kempis

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