Zweiter Blick

Der Wochenrückblick.

Sind 40 Euro und 30 Cent viel Geld? Nach Angaben des Deutschen Spendenrats ist das der Betrag, den Spenderinnen und Spender im letzten Jahr im Durchschnitt für wohltätige Zwecke gegeben haben. Als ich die Zahl das erste Mal lese, kommt mir das wenig vor. Dann sehe ich, dass die Autoren der Untersuchung von einem „Superergebnis“ sprechen. 2023 hätten viele Menschen Geld gegeben, die früher nicht gespendet haben – auch jene, die sehr direkt von Inflation und steigenden Kosten betroffen sind. Ich denke an die arme Witwe, die im Markusevangelium zwei kleine Münzen in den Opferkasten gibt. Jesu Kommentar: „Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern.“ (Mk 12,43) Mit dieser Erzählung im Hinterkopf erscheinen mir 40,30 Euro auf einmal nicht mehr als wenig Geld. Auch bei anderen Nachrichten aus aller Welt lohnt sich oft ein zweiter Blick:

1 | Österreich. Mönche leben rund fünf Jahre länger als der Durchschnittsmann. Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie des Instituts für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, bei dem die Lebensdaten von Klostergemeinschaften teilweise über einen Zeitraum von Jahrhunderten rekonstruiert wurden. Damit haben Ordensmänner interessanterweise eine ganz ähnliche Lebenserwartung wie eine durchschnittliche Frau – ein weiteres Indiz, dass die Unterschiede zwischen den Geschlechtern auch hier eher sozialer als biologischer Natur sind.

2 | Deutsche Wälder. Nicht nur Mönche, auch Wildkatzen haben eine gestiegene Lebenserwartung. Nachdem der Luchs hierzulande lange als ausgestorben galt, gibt es nach Schätzung des Bundesamtes für Naturschutz wieder rund 130 Exemplare in Deutschland. Ein Projekt in Thüringen will die vereinzelten Gruppen jetzt zusammenführen, um für eine gesunde Population zu sorgen.

3 | Litauen. Die einen werden zusammengeführt, andere spalten sich auf: Weil sie den Kriegskurs des Moskauer Patriarchats nicht mehr mittragen wollen, haben orthodoxe Geistliche in Litauen eine neue Kirche gegründet. Diese wurde jetzt offiziell staatlich anerkannt.

4 | Frankreich. Staat und Religion sind in Frankreich traditionell ein schwieriges Thema. Gerade wird diskutiert, ob die bei afrikanisch-muslimischen Einwanderern beliebten Abaya-Gewänder als religiöse Kleidung gelten und damit auf Schulgeländen verboten wären, oder ob sie als Ausdruck einer kulturellen Identität erlaubt sind. Präsident Emmanuel Macron kündigte zuletzt Pläne für allgemeine Schuluniformen an – wohl auch, um solche Debatten endgültig zu beenden.

5 | Deutschland. Vom Schulhof an die Hochschule: Nach mehreren antisemitischen Angriffen an deutschen Universitäten haben sich rund 80 jüdische Hochschullehrkräfte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu einem neuen Netzwerk zusammengeschlossen. „Als Hochschulangehörige sind wir etwas geschützter als Studierende“, sagte die Soziologieprofessorin Julia Bernstein in der Jüdischen Allgemeinen. „Aber auch wir müssen viel verarbeiten.“

6 | Israel. Während der Nahostkonflikt bis in deutsche Universitäten ausstrahlt, versucht die israelische Regierung, die Lage vor Ort in den Griff zu bekommen. Dafür wurde jetzt ein Gesetz diskutiert, das es erlauben würde, die Familienangehörigen von verurteilten Terroristen abzuschieben, wenn sie von einem geplanten Anschlag wussten oder die Taten ihrer Angehörigen im Nachhinein unterstützen. Bei einer ersten Lesung sprachen sich zwei Drittel des Parlaments für das Gesetz aus.

7 | Italien. Vom Krieg zum Wiederaufbau: Italien beteiligt sich mit 500000 Euro an der Sanierung des Dachs der Verklärungskathedrale von Odessa. Die geschichtsträchtige ukrainisch-orthodoxe Kirche war im letzten Jahr bei einem russischen Raketenangriff schwer beschädigt worden.

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