Weltmissionssonntag

Kann man heute noch von Mission sprechen, oder sogar von Weltmission? Mission ist bei uns offenbar allenfalls etwas für Afrika und Ozeanien, nicht aber für Aachen, Essen, Köln, Münster und Paderborn – so denken viele. Während andere Weltreligionen in Europa ihre Missionstätigkeit entfalten, scheint bei uns missionieren überhaupt kein Thema mehr zu sein.
Eigenartig: In der Sprache der Wirtschaft ist „Mission“ ein gängiges Wort, sobald es aber im Zusammenhang mit Weltanschauung und Religion zur Sprache kommt, wird es für viele zum „Unwort“. Mission steht dann für Intoleranz, als Ausweis dafür, dass die Andersartigkeit des Anderen missachtet wird. Religion ist Privatsache, heißt es dann, da hat niemand den Anderen zu behelligen.
Andererseits: Auf Schritt und Tritt kommen wir mit Angehörigen anderer Religionen zusammen: im Kindergarten, in der Schule, bei der Arbeit. Offen, manchmal auch unausgesprochen wird uns die Gretchenfragen gestellt: Wie hältst du es mit der Religion? Und wie hältst du es als Christ mit deiner Mission? Wenn wir denken und sagen: „Soll doch jeder sehen, wie er zurechtkommt“, dann ist das nicht die Sprache des Evangeliums. Da hören wir den Auftrag Jesu: „Geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern.“ Nicht um kirchliche Machtgebiete auszubreiten, sondern weil uns an den Menschen liegt, darum verkünden wir die Frohe Botschaft. Das Zweite Vatikanische Konzil hat uns in seinem Beschluss „Über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen“ beauftragt, die Religionsfreiheit als Menschenrecht mit dem Auftrag der Mission zusammenzudenken. Wir sollen also die Wahrheit Jesu Christi bei den anderen Religionen entdecken und im Dialog zur Sprache bringen. „Der Mensch soll freiwillig durch seinen Glauben Gott antworten. Niemand darf gegen seinen Willen zur Annahme des Glaubens gezwungen werden.“ (Erklärung über die Religionsfreiheit)
Missionarisches Handeln in unserem eigenen Land und missionarische Verantwortung in der ganzen Welt können nur miteinander wachsen. Dieser Erfahrungsaustausch bereichert uns. Je mehr wir Augen, Herzen und Hände für die Weltkirche unter den Völkern öffnen, desto reicher werden wir im Glauben gestärkt.
„Du führst mich hinaus ins Weite“ (Psalm 18), so lautet das Leitwort zum diesjährigen Sonntag der Weltmission am 22. Oktober in Deutschland. Es geht darum, voneinander zu lernen und miteinander den Reichtum des Glaubens zu teilen. In diesem Jahr schauen wir auf Burkina Faso. Das westafrikanische Land gehört zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. Die Kirche setzt auf die Ausbildung von ehrenamtlich arbeitenden Frauen und Männern, die das einfache Leben der Menschen teilen. Mit ihrem Einsatz legen sie Zeugnis für den Glauben ab, geben Hoffnung für die, die sonst ohne Chance sind. Mädchen und Frauen finden Zuflucht, wenn sie zwangsverheiratet werden sollen verstoßen oder misshandelt werden.
Papst Franziskus betont, wie wichtig diese Geste missionarischer kirchlicher Gemeinschaft ist. Diese größte Solidaritätsaktion macht es möglich, dass die ärmsten Diözesen ihre pastoralen und seelsorglichen Projekte umsetzen können.
Am Sonntag der Weltmission soll deutlich werden, dass unser Glaube ein Dienst am Menschen ist. Mission ist kein Selbstzweck. Verkündigung des Glaubens geschieht in der Hilfe für den Nächsten, in der Gerechtigkeit für die Armen, in der Überwindung von ethnischer Spaltung und Achtung des Lebens in all seinen Phasen. So kann wirklich werden, was das diesjährige Motto „Du führst mich hinaus ins Weite“ (Ps 18) ausdrückt. Die Kollekte ist eine Solidaritätsaktion für die ärmsten Diözesen in Afrika, Asien und Ozeanien.

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