Zölibat

Der Zölibat (lat. „caelibatus“, Ehelosigkeit) bezeichnet eine Lebensweise in Ehelosigkeit und sexueller Enthaltsamkeit. Meist wird der Begriff im Kontext der katholischen Kirche gebraucht, denn katholisch geweihte Priester dürfen seit dem Jahr 1073 nicht mehr verheiratet sein (CIC 277 § 1). Für die meisten Ordensmänner und -frauen galt die Enthaltsamkeit schon vor dem verpflichteten Zölibat als die gebotene Lebensweise.

Das zölibatäre Leben wird von vielen Menschen bevorzugt, die ihr Leben ganz der spirituellen Suche nach Gott oder ihrer Gemeinde widmen möchten. Befürworter eines ehelosen Lebens verweisen auf die Verantwortung und den zeitlichen Aufwand, den die Gründung einer Familie mit sich brächte – andere Lebensformen, die das Ausleben von Sexualität auch außerhalb einer Ehe vorsehen, waren ohnehin aus kulturellen und religiösen Gründen lange Zeit undenkbar. Theologisch berufen sich viele Befürworter auf Mt 19,12, wo Jesus von der Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen“ spricht. Andere Bibelstellen hingegen sprechen für die Zulassung der Heirat: „Deshalb soll der Bischof untadelig, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen sein, fähig zu lehren; Er muss seinem eigenen Haus gut vorstehen, seine Kinder in Gehorsam und allem Anstand erziehen“ (Tim 3,2-4).

Heute wird der verpflichtete Zölibat von einigen infrage gestellt. Angehende oder potenzielle katholische Geistliche brechen ihre Ausbildung im Priesterseminar ab, weil sie sich verlieben und eine Familie gründen wollen. Zudem zweifeln einige Kirchenhistoriker am Sinn eines „Zwangszölibats“ in heutiger Zeit. Gründe für die Einführung des Eheverbots waren im Mittelalter etwa Vetternwirtschaft, Ämterkauf oder das Vererben von Kirchenbesitz an die Kinder der Priester.

Papst Franziskus erweiterte im Juni 2014 das alte Recht der Bischöfe der „katholischen Ostkirchen“, verheiratete Männer zur Priesterweihe zuzulassen, auf westliche Gebiete, solange dort eine eigene ostkirchliche Struktur besteht. Die Abschaffung des verpflichteten Zölibats in der römisch-katholischen Kirche gilt derzeit aber als unwahrscheinlich.

Philipp Adolphs

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