Die Wochensprüche im August 2023

Wochensprüche August 2023
© Dorothea Layer-Stahl

6. August 2023
9. Sonntag nach Trinitatis

Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.

Lukas 12,48

Jesus brachte seine Zuhörer und Zuhörerinnen damals mit diesem Satz wohl sehr ins Nachdenken. Denn danach – so berichtet der Evangelist Lukas – sagte niemand mehr etwas. Der Vers steht am Ende eines größeren Abschnittes, in dem es um Geld und Besitz geht. Manchmal wird genannt, wer da sucht oder wer da fordert, manchmal nicht. Am Ende weist Jesus die Zuhörenden auf Gott hin. Den auch nur etwas frommen Menschen damals war klar, dass sich hinter dem etwas nebulös klingenden „man“ Gott verbirgt. Er (oder sie) ist ja der letzte, gerechte Richter. Ihm gehen wir entgegen.
Für uns heute und allgemein gesagt, sehe ich es so: Uns ist viel anvertraut. Uns ist viel gegeben. Fragen Sie sich doch ruhig mal, was Ihnen wirklich fehlt. 
Ich hörte einmal folgende zwei Fragen, die ich Ihnen jetzt weitersage und Sie einladen möchte, darüber nachzudenken. Habe ich, was ich brauche? So lautete die erste Frage. Nicht nach Luxusgütern wird da gefragt, sondern danach, was ich wirklich brauche. Ehrlicherweise muss ich von mir sagen: „Ja, ich habe genug zum Leben.“ Gewiss wäre es schön oder es wäre bequemer, noch dies oder jenes zu haben. Aber das allermeiste brauche ich doch nicht lebensnotwendig. Und die zweite Frage lautet: Brauche ich, was habe? Da wird es brisant. Denn niemand dürfte behaupten können, alles, was ihm (oder ihr) an Gaben und Gütern zur Verfügung steht, täglich zu 100 % einzusetzen.
Erinnern wir uns darüber hinaus an Goethe. Eines seiner vielen, treffenden Worte lautet: „Was du ererbt, erwirb es, um es zu besitzen.“ So vieles bleibt unbenutzt, gar nicht beachtet, links liegen gelassen. Nimm es in die Hand und mache was Sinnvolles damit. Und da sind die vielen Schätze in der Heiligen Schrift. „Nimm und lies!“

13. August 2023
10. Sonntag nach Trinitatis

Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat.

Psalm 33,12

In vielen Psalmen klagt ein Einzelner Gott sein Leid und seine Nöte. Oder jemand dankt und lobt Gott für die meist große Hilfe, ja Rettung aus tödlicher Gefahr. In unserem Wochenspruch aber geht es um viele, um ein ganzes Volk. Noch mehr: im ganzen 33. Psalm ist vom ersten bis zum letzten Vers nie von einem einzelnen Menschen die Rede. Immer wird von „uns“ beziehungsweise „wir“ geredet. Was nun wird über dieses Volk gesagt?
Da wird ein Volk seliggepriesen, weil Gott der Herr dieses Volkes ist. Es ist das „Volk, das er zum Erbe erwählt hat.“ Die Basisbibel übersetzt etwas verständlicher: „Glücklich das Volk, dessen Gott der Herr ist – das Volk, das er als sein Eigentum erwählt hat.“ Am Berg Sinai war es geschehen. Da wurde der Bund zischen Gott und diesem Volk, dem Volk Israel besiegelt: ihr – mein Volk, ich – euer Gott. Mit dieser Kurzformel kann man es zusammenfassen. Egal, was danach so alles geschah (und es ereignete sich vieles!), von Gottes Seite her, blieb der Bund in Geltung, ja mehr noch. In und durch Jesus Christus, durch den Glauben an ihn, wurde der Bund auf alle Welt ausgeweitet. Nun ist nicht mehr nur dieses eine Volk Israel dabei, sondern die ganze Welt. Deshalb dürfen / können wir uns glücklich schätzen.
Etwas Letztes: Auch nur kurze Blicke in die Geschichte Israels zeigen, wie oft der Bund menschlicherseits nicht eingehalten wurde. Ist es bei uns so viel anders? Mich tröstet da das Tauflied „Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist“. Es steht unter Nr. 200 im Gesangbuch. Im vierten Vers heißt es: „Mein treuer Gott, auf deiner Seite bleibt dieser Bund wohl feste stehn …“ Demnach setzt Gott nicht nur den Anfang, sondern hält trotz allem am Bund mit uns Menschen fest – um Jesu Christi willen. Darauf dürfen wir uns verlassen. Darauf können wir bauen.

20. August
11. Sonntag nach Trinitatis

Gott widersteht dem Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.

1. Petrus 5,5b

In den beiden Versen 5 und 6 des 1. Petrusbriefes tauchen gleich dreimal Worte auf, die es direkt mit der Demut zu tun haben. Und Hochmut als Gegenteil zu Demut wäre das vierte! „Alle aber miteinander bekleidet euch mit Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun …“ Drei Rückblicke mögen uns diesen Wochenspruch erschließen.
Da ist zuerst der vor gut einem Jahr verstorbene, unvergessliche Fußballer Uwe Seeler. Nur 1,70 m war er groß. Aber er gilt als „größter HSVer aller Zeiten“ sowie als eine der größten Legenden des deutschen Fußballs. Er hätte allen Grund gehabt, sich überall als Nr. 1 mit stolz geschwellter Brust zu zeigen. Das war aber nicht seine Art. Er blieb, was er immer war: der Hamburger Jung, der sich nie vordrängelte.
Sodann schrieb der Schweizer Reformator Zwingli einmal in einem Brief: „Als Sieger zu gelten soll nicht dein Ehrgeiz sein.“ Ist das nicht ein schönes Beispiel für Demut, diesen alten Wert längst überkommener Tugendlehre?
Der dritte Blick geht noch weiter zurück, nämlich ins AT. Im Buch der Sprüche (16,18) findet sich die Quelle eines unserer vielen Redensarten: „Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall.“
Petrus redet vom Gegenteil: nicht Hochmut, sondern Dienemut! Mit Dienemut konzentrierte einmal jemand dieses sperrig gewordene Wort Demut. Und damit lag er punktgenau bei Petrus: Sich demütigen meint nämlich im Griechischen das sich-ankleiden der Sklaven zu ihrem Geschäft. Eng umknoteten sie ihre Schürze. Christen sind genauso wenig Sklaven wie jeder andere Mensch. Aber sollten sie nicht ihrem Herrn und Meister nachfolgen?! Der sagte nämlich: „Ich bin nicht gekommen, dass ich mir dienen lasse, sondern dass ich diene …“ (Mark 10,45)

27. August
12. Sonntag nach Trinitatis

Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.

Jesaja 42,3a

Machen Sie mit mir bitte einige Sprünge. Drei Sprünge zurück und abschließend einen Sprung zu uns (zu jedem der Sprünge müsste man mehr sagen. Klar. Aber es kommt auf die Gesamtlinie an): Historisch gesehen waren diese Worte des zweiten Jesaja nach der verheerenden Niederlage im Kampf gegen die Babylonier und dem Fall Jerusalems ein hell aufleuchtendes Hoffnungszeichen für die Israeliten. Dem Tod näher als einem elenden Leben, verheißt der Prophet: Gott macht euch nicht garaus. Der Docht glimmt weiter, leuchtet wieder auf und wird Licht und Wärme spenden.
Vielleicht erinnerten sich einige der Israeliten an Elia, den ersten Propheten. Zu ihm geht unser zweiter Sprung. Nach der Morddrohung durch die Königsfrau Isebel – so wird in 1. Kön 19 erzählt – flüchtete Elia „in die Wüste; eine Tagereise weit. Und kam und setzte sich unter einen Ginster und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele … Und er legte sich hin und schlief, um zu sterben.“ Elia war am Ende, konnte und wollte nicht mehr. Aber ein Engel stoppte ihn, gibt ihm Essen und Trinken. Und Gott selber gibt ihm neue Aufträge.
Vom AT nun ins NT. Der dritte Sprung. Dort steht in der Mitte als zentrales Ereignis die Auferstehung Jesu von den Toten. Unvorstellbar war und ist das. Ist doch der Tod das absolute Ende. Punkt. Aus. Aber Gott, der Herr über Leben und Tod, setzte zum Schlusspunkt einen zweiten Punkt. Nun ists ein Doppelpunkt. Danach geht es weiter. Da kommt etwas.
Zuletzt der Schlusssprung zu uns. Mögen wir uns noch so sehr am Ende fühlen, aus dem letzten Loch pfeifen, todmüde sein oder uns mitten in einem handfesten burn-out befinden, ja gar im Sterben liegen, bei und durch Gott gibt es Hoffnung. Auch wenn alle Lichter erloschen sind, bei Gott ist Finsternis Licht (Psalm 139,12).

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