Der Monatsspruch im August 2023

Denn Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten Deiner Flügel frohlocke ich.

Psalm 63,8

Als Kind liebte ich, mir Höhlen zu bauen – bei schlechtem Wetter in unserer Wohnung, und wenn es sonnig und warm war, im Garten. Decken oder Planen wurden zusammengetragen, gespannt und befestigt. Kuscheltiere, weitere Decken und Kissen und alles, was unverzichtbar erschien, schleppte ich in meine Höhlen. Diese Höhlen waren ein Zuhause im Zuhause, zumindest für einige Tage. Ein Zufluchtsort, etwa, wenn die Eltern mit mir geschimpft hatten. Ein Trostort, wenn ich mir die Knie aufgeschlagen hatte, weil ich zu wild geschaukelt hatte und nach dem Absprung von der Schaukel die Landung missglückt war. Ein Rückzugsort, wenn ich meinen Brüdern aus dem Weg gehen wollte, weil die mich geärgert hatten. Ein Ort, an dem meine Kinderseele wieder ins Gleichgewicht kommen konnte, wenn es mir nicht gut ging.

Der Monatsspruch für den Monat August versetzt mich zurück in diese Erinnerung. Er macht mir bewusst, wie sehr mir mein Glaube, ja wie sehr Gott selbst im Laufe meines Lebens zum Zufluchtsort, zum Rückzugs- und Trostpunkt geworden ist. Wenn mein Leben aus dem Gleichgewicht gekommen ist – bei ihm, Gott, kann ich es wieder finden.
Natürlich haben sich Kummer und Sorgen verändert. Heute macht mir anderes zu schaffen. Ich bin lange schon erwachsen. Ich stehe mit beiden Beinen im Leben und meine Frau im Beruf. Längst habe ich eine eigene Familie. Aber dass das Leben einem zusetzen kann, das verliert sich wohl nie. Auch der Autor unseres Psalmwortes, der spätere König David hat das erfahren. Verfolgt von seinem Gegner Saul flieht er in die Wüste. Dort muss er sich verstecken, sich sammeln und überlegen, wie er diesen Konflikt auf Leben und Tod überstehen kann. Und dort, inmitten der lebensfeindlichen Wüste macht er die Erfahrung: Bei Gott finde ich trotz allem Zuflucht. Ich finde zurück zu mir selbst. Sogar frohlocken kann ich unter dem Schatten seiner Flügel und wieder zuversichtlicher nach vorne schauen, auch wenn die Bedrohung noch nicht vorbei ist.
„Unter dem Schatten seiner Flügel“ – das war für David seine „Glaubenshöhle“. Er hat sie sich erbaut durch seine Gedanken und Gebete und hat sich dahin immer wieder zurückgezogen. „Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, so sinne ich über dich nach“, betet und schreibt er in unserem Psalm. Weg von Bedrohung flieht er hin zu dem, der sein Helfer schon immer war und weiter ist.

Auch ich habe heute solche Glaubenshöhlen, durch die ich mich für einen Moment aus dem Alltag herausnehmen kann. Das können ganz konkrete Orte sein – zum Beispiel die Kirche in unserer Stadt. Sie ist – Gott sei Dank – tagsüber immer offen. Wenn ich sie betrete, spüre ich die andere Atmosphäre, die sie ausstrahlt. Ich werde ruhig und fühle mich eingeladen, zu verweilen, zu beten oder eine Kerze anzuzünden. Solch eine Glaubenshöhle kann der Spaziergang im Wald sein, der mich erdet im besten Sinne des Wortes und mir Herz und Sinne öffnet für den „Schöpfer aller Dinge“. Oder ich kann sie finden in einem Lied, einem Gedicht oder einem Buch oder an meinem Tisch mit der Kerze und der Ikone im Arbeitszimmer.

Gott ist mir ein Zuhause im Zuhause, ein letztes Zuhause in dieser Welt und für die Ewigkeit. Er ist und bleibt der Helfer an meiner Seite, den ich in meiner Kindheit begonnen habe zu erfahren und der mich bis heute begleitet. In einem modernen Kirchenlied heißt es: „Du bist mein Zufluchtsort. Ich berge mich in deiner Hand, denn du schützt mich, Herr. Wann immer mich Angst befällt, traue ich auf dich. Ja, ich trau auf dich und ich sage: Ich bin stark in der Kraft meines Herrn.“

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