Die Wochensprüche im März 2023

5. März 2023

Reminiszere

Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Römer 5,8

Römer 5,8

Folgender Gesprächsfetzen ist mir im Gedächtnis geblieben: Einer meint, nach einem intensiven Arbeitstag im Büro zu seinem Kollegen: „Ich habe mein Bestes gegeben.“ Worauf jener entgegnet: „Mein Bestes hebe ich für etwas anderes auf.“ Freilich sollte zum Ausdruck kommen, dass der, der kurzfristig im Büro mitarbeitete, angestrengt das Pensum schaffen wollte. Doch die Wortwahl führt manchmal in ungeahnte Weite. Ich höre in mich hinein und bedenke, wofür bzw. für wen ich tatsächlich „mein Bestes“ gebe. Welche Gestalt, welche Äußerung kennzeichnet denn „das Beste“, das ich zu geben vermag? Offene Fragen. Magere Antworten. Vielleicht, hoffentlich für die Familie. Selbst da darf ich den Mund nicht zu voll nehmen. In manchen Beurteilungen meiner Schulzeugnisse stand, dass ich mich redlich bemüht hätte. Tatsächlich habe ich versucht, beispielsweise im Sportunterricht, mein Bestes zu geben. Blieb trotzdem weit hinter geforderter Leistung zurück. Leistung betrifft solches Geben nur zum Teil. Einzig Liebe prägt das Beste unter allen Gaben. Bedingungslose Liebe. Ohne Vorbehalte. Sein Bestes zu geben, ist ein sich Hingeben. Christus hat genau das getan. Und zwar für alle. Bei ihm verhält es sich anders als unter uns Menschen. Wir handeln oft in voller Absicht. Damit es etwas nützt. Das Ansehen zu heben. Bewunderung einzuheimsen. Dem Versagen zu wehren. Und falls nur jemand Rücksicht nähme und beschwichtigte: „Immerhin hat er ja versucht, sein Bestes zu geben.“ Das alles soll nicht ausgespielt werden gegen die eine unvergleichliche Hingabe des einen am Kreuz. Die Redewendung, die das Alltagsgeschehen markiert, kann als Folie dienen, aufmerksam werden. Einerseits welche Wortwahl wir wann und warum treffen. Andererseits weil wir durch die Taufe mit dem verbunden sind, der für uns alle sein Bestes gegeben hat. Einzig aus Liebe. In voller Absicht, uns aus der Kluft, namens Sünde, heraufzuholen. Damit wir leben können. Deshalb hat Christus sein Bestes gegeben. Gott sei Dank dafür.

12. März 2023

Okuli

Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

Lukas 9,62

Lange habe ich gebraucht, um mich nicht von diesem bildhaften Vergleich aus der Landwirtschaft einschüchtern zu lassen. Ja, um das Reich Gottes muss es uns Christen gehen. Ich fühle mich als Pfarrer berufen und geschickt, dieses Gottesreich zu verkündigen. Wir sind miteinander unterwegs. Auf der Strecke zwischen Anbruch und Vollendung. Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt. Der Anbruch des Reiches Gottes ist grandios. Mit pfingstlicher Geistesgabe gehen wir Schritt für Schritt dem Ziel entgegen. Die Bibel schließt mit der großartigen Verheißung unseres Herrn: „Ja, ich komme bald.“ Das ist sein letztes Wort. Die Ankündigung der Vollendung. Und wir gehen dem Auferstandenen entgegen. Weil es nur dieses eine Ziel gibt. Wie der Landwirt auf dem Acker mit seinem Pflug das eine Ziel vor Augen hat.

Was mich bei diesem Christuswort bewegt, betrifft die Tatsache des genauen Hinhörens. Dass wir uns von Dingen, Gewohnheiten und sogar von Menschen trennen müssen, zählt zum Alltag. Wir lassen ja an jedem Abend einen ganzen Tag hinter uns. Und jedes Mal zum Geburtstag erschreckt mich beim Auspusten der Kerzen auf der Torte kurz der Gedanke, dass schon wieder ein Jahr vorüber ist. Verwehte Zeit wie der Rauch der Lichter. Soll ich, gemäß des Jesuswortes, darüber einfach hinweggehen? Keine Gefühle zulassen? Das schüchterte mich ein. Ich glaube, er hat es anders gemeint. Abschiede und Trennungen brauchen Zeit und Kraft. Wir müssen sie einsammeln und bewahren, die Erfahrungen, die Freuden, die Tränen. Das ist „Rück-Sicht“ im weitesten Sinne des Wortes. Doch bei alledem geht es um das Kommende. Um die „Aus-Sicht“. Nur mit Gottvertrauen reicht sie über die Horizontlinie hinaus. Sie wird beständig angefochten. Wer weiß, was kommt? Ich weiß es nicht. Keiner weiß was darüber. Vertrauen heißt, die Hand an den Pflug legen und vorwärts gehen. Komme, was mag. Weil das Ziel lohnt. Die Begegnung mit dem Erlöser. Am Ende. Licht wird sein. Freude alles bestimmen. Und Leben niemals verlöschen.

19. März 2023

Lätare

Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein, wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

Johannes 12,24

Der Freudensonntag mitten in der Leidenszeit Jesu zeigt uns ein Bild aus der Natur. Jesus hat es selbst aufgerufen. Wie einzelne Saatkörner im Schoß der Erde begraben werden, wie nach ihrem Absterben die Verwandlung ins Leben geschieht und sich dieses Leben unaufhaltsam entfaltet, wie sich das Eine vervielfältigt, sich selbst übertreffend, dass alles bringt er mit einem Satz auf den Punkt. Freude also auf das, was uns blüht. Weil es durch ihn, den Herrn, an uns geschieht. Dennoch, an Golgatha führt kein Weg vorbei. Mag es uns noch so schwerfallen, mitzugehen. Damit wir leben können, brauchen wir Freispruch. Und den erwirkt Gott, indem sein Sohn für uns stirbt und aufersteht. Rational ist das unfassbar. Genauso wie das Wunder, welches sich im Erdreich ereignet. Aus dem Abgestorbenen entsteht Leben. Was dieses Leben kostet, hat allein der Herr beglichen. Mit seinem Leben hat er unser Leben bezahlt. Mir fällt im Weizenkornbild der Kontrast auf, der sich aus der Gegenüberstellung ergibt. Zuerst ein Korn, später die vielen in der vollen Ähre. Das Weizenkorn muss sterben, sagt Jesus, ansonsten bliebe es allein. Also für sich. Jesus überträgt hier die Bestimmung seines Weges. Er sieht diesen klar voraus. „Nicht um meiner selbst willen, bin ich auf die Erde gekommen, sondern für euch,“ lautet die Botschaft. Die Frucht, die sich durch seine Auferstehung heilvoll verteilt, bedeutet Rettung. Rettung aus einem Leben, das sich zu verlieren droht aus Angst vor dem Verloren sein. In Sorge, ungesehen zu bleiben. Aus der Not, ständig etwas beweisen zu müssen. 

So wie er, der Sohn Gottes, nicht allein bleiben, sondern stets neu der lebendige Herr in unserer Mitte sein will, dürfen auch wir Früchte bringen. Denn wir sind die Freunde des Auferstandenen. Gezeichnet mit dem Kreuz. Durch die Taufe mit ihm begraben und mit ihm auferstanden zu neuem Leben. Weil das so und nicht anders ist, heißt es für uns: „Lätare!“ Was könnten wir anderes tun, als darauf aus ganzem Herzen zu antworten.

26. März 2023

Judika

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.

Matthäus 20,28

Wir leben hierzulande in einer Dienstleistungsgesellschaft. „Was kann ich für sie tun?“ lautet die überwiegend kommerziell gesteuerte Frage. Und in manchen Geschäften, in denen noch die Atmosphäre der guten alten Zeit samt Vokabular erlebbar wird, heißt es: „Womit kann ich ihnen dienen?“ Der Herr Apotheker, sein Haar so schlohweiß wie sein Kittel, der sich nach getätigtem Einkauf vor meiner Großmutter verbeugte, bevor wir die Offizin verließen, hat mich nachhaltig beeindruckt. Bis heute erinnere ich mich daran. Dienen hat seinen Preis. Der Dienende stellt zum Schluss die Rechnung. Der Bediente bezahlt. Wenn’s gut geht sogar pünktlich.

Der Dienst des gekreuzigten und auferstandenen Herrn an der Menschheit läuft nach einem anderen Muster ab. Denn er dient, und er zahlt. Beides gleichermaßen. Mit seinem Leben zahlt er den Preis unseres Freikaufs. Dass wir Schuld und Sünde los und für das Leben frei werden. Weil wir nach seinem Willen etwas anderes verdient haben als Tod und Verderben. Er tut es aus Liebe und Barmherzigkeit. Ich kann mir das nicht ausrechnen, sondern nur glauben. Diesem überwältigenden Handeln auf die Spur zu kommen, hilft mir, was Mahatma Gandhi erzählt. „Ich war fünfzehn Jahre alt, als ich einen Diebstahl beging. Weil ich Schulden hatte, stahl ich meinem Vater ein goldenes Armband, um sie zu bezahlen. Doch ich konnte die Last meiner Schuld nicht ertragen. Als ich vor ihm stand, brachte ich vor Scham den Mund nicht auf. Ich schrieb mein Bekenntnis nieder. Als ich ihm den Zettel überreichte, zitterte ich am ganzen Körper. Mein Vater las, was ich geschrieben hatte, schloss die Augen und dann – zerriss er das Blatt. Und danach nahm er mich in die Arme. Von da an hatte ich meinen Vater noch viel lieber.“ Am Ende steht der Freispruch, trotz offensichtlicher Schuld. Was fällt deutlich auf? Es ist keine Dienstleistung, wo abgerechnet wird, sondern ein Liebesdienst. Und zudem ein Spiegel dessen wie wir in das weite Herz unseres himmlischen Vaters hineingehören.

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